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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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gab es wieder nur mich.
    Und ich war an der Reihe zu sterben.
    Sollte ich für irgendetwas Buße tun? Dad und ich waren nicht oft in die Kirche gegangen, und ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Um Vergebung bitten? Doch einem Teil von mir würde es nie leidtun, was ich Daedalus angetan hatte.
    Mein ganzes Leben hatte ich damit verbracht, Regeln und Anweisungen zu befolgen, zu versuchen, das Richtige zu tun. Doch die Regeln des Sterbens kannte ich nicht. Ich wusste nicht, wie das ging.
    Ich habe Angst. Wahrscheinlich sollte ich die Augen schließen …

Kapitel 37
    Nicht Teil des Plans
    Petra stürzte sich auf Manon, die sich mit zufriedenem Gesichtsausdruck über die Quelle beugte. Sie stieß Manon so fest sie konnte an der Schulter, was in ihrem geschwächten Zustand bedeutete, dass sie sie kaum bewegte.
    » Stopp! Stopp! Bist du verrückt geworden?«, schrie Petra heiser. Sie kniete neben dem Wasser nieder, stützte sich mit den Fußspitzen ab und versuchte, nach den Zwillingen zu greifen. Doch sie befanden sich schon außer Reichweite, sanken wie zwei wunderschöne, beschädigte Steine zum Mittelpunkt der Erde. » So hilf mir doch jemand!«, weinte Petra. Daedalus, mehr tot als lebendig, war zu nichts mehr zu gebrauchen, aber die anderen sollten doch hier sein! Daedalus hatte Ouida gebeten, heute Morgen mit ein paar anderen herzukommen, und Ouida hatte Petra und die nicht geladenen Mitglieder informiert.
    Manon riss an Petras T-Shirt und versuchte, sie von der Quelle wegzuzerren. » Sie sind tot! Es tut mir leid, aber sie sind tot!«, rief sie.
    Vage hörte Petra Stimmen, aber da sie versuchte, Manon von sich fernzuhalten, konnte sie sich nicht umschauen.
    » Melita! Melita, nein!« Jules’ Stimme übertönte die von Melita, und Petra begriff, dass ihre Tochter einen Todeszauber ausstieß. Entgeistert drehte sie sich um, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Melita die Hand nach Manon ausstreckte. Manon wurde steif, ihr Kopf fiel nach hinten, die schwarzen Augen voller Überraschung geöffnet, dann sackte sie in sich zusammen. Petra fing sie auf, als sie fiel. Sie war tot. Wirklich und wahrhaftig tot, nach all der Zeit. Tage nur, nachdem sie endlich ihren Lebenswillen wiedergefunden hatte. Ihr Gesicht war hübscher, als es früher gewesen war. Ihre offenen Augen hatten die Farbe des Himmels in einer sternenklaren Nacht.
    » Manon«, schrie Sophie und kam auf sie zugerannt.
    Ein Todeszauber? Manon konnte an einem Todeszauber sterben? Aber andere von ihnen hatten das doch auch schon probiert … und es hatte nie funktioniert. Nichts hatte funktioniert. Doch jetzt war Manon tot. Petra war jenseits von Kummer, jenseits von Tränen. Manon hatte die Zwillinge getötet, und auch ihre eigene Tochter hatte sich als Mörderin erwiesen – schon wieder.
    Der bewölkte Himmel riss auf, und ein eisiger Regen prasselte hernieder, wie um an ihrer statt zu weinen. Sophie sank neben Manon auf die nassen Blätter. Luc rief etwas, Ouida kauerte über Daedalus.
    » Wie konnte sie sterben?«, flüsterte Sophie verzweifelt.
    » Wo sind die Zwillinge?«, fragte Richard und packte Petra an der Schulter. » Wo?«
    » Thais!«, rief Luc. » Thais, wo bist du?« Er wirbelte zu Melita herum. » Wenn du ihnen auch nur ein Haar gekrümmt hast, schwöre ich bei der Göttin, ich werde dich fertigmachen!«
    » Luc! Sie sind in der Quelle!« Petra deutete auf den tiefen Spalt im Erdboden und bemerkte kaum das Entsetzen und die Wut auf seinem Gesicht.
    » Sophie, Sophie … es tut mir leid.« Marcels Stimme war ruhig, als er neben der Stelle niederkniete, wo sie über Manons totem Körper schluchzte. Er legte den Arm um ihre zitternden Schultern.
    » Aus dem Weg! Aus dem Weg!«, rief Melita und schubste ihn beiseite. Betäubt sah Petra zu, wie ihre Tochter die Augen schloss und eine Zauberformel begann, die Petra sofort als dunkel und alt erkannte. Die Oberfläche der Quelle war aufgewühlt. Verständnislos starrte Petra hinein, während Claire und Jules zu ihr eilten, um ihr aufzuhelfen.
    » Pauvre petite«, sagte Jules, als er auf Manon hinabblickte, doch Petra schien wie hypnotisiert von dem klaren Wasser, das über die Ränder des Lochs blubberte. Schwankend stand sie da, hielt sich an Claires Hand fest und hatte das Gefühl, tausend Jahre alt zu sein.
    Melita sprach weiter, Worte, die Petra nie gehört hatte, und dann sah sie sie, die bleiche Gesichtshaut der Zwillinge, die im Wasser schimmerte und näher an die Oberfläche

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