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Ein bisschen blutig - Neue Gestaendnisse eines Kuechenchefs

Titel: Ein bisschen blutig - Neue Gestaendnisse eines Kuechenchefs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Bourdain
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bisschen bescheuert. Aber ich wollte unbedingt Küchenchef werden und habe gedacht, als New Yorker wäre ich den verschnarchten Kaliforniern irgendwie voraus«, fügt er hinzu,
was für mich aber nicht sehr überzeugend klingt. Wahrscheinlich war es einfach so, dass sein bester Kumpel in San Francisco war und sagte, er solle auch kommen, es gäbe jede Menge Spaß. Und er kam.
    Ziemlich sicher ist daher, dass Erik Hopfinger 1996 nach San Francisco ging und Souschef in der City Tavern wurde. Bald darauf, so erzählt er, kam an einem Freitagabend der Küchenchef nicht zur Arbeit, und er musste übernehmen.
    Zwei Jahre später war er Küchenchef im Backflip, einer angesagten Bar in einem coolen Retrohotel im Tenderloin District. Dort wurde man erstmals auf ihn aufmerksam - er erhielt vom San Francisco Chronicle die Auszeichnung »bestes Baressen« -, und dort begann er auch, systematisch an seiner Karriere zu arbeiten, indem er in relativ angesehenen Lokalen anheuerte, in Bars (oder Lounges) ebenso wie in Restaurants. Vermutlich - aber das ist wirklich nur eine Vermutung, die auf so gut wie keinen Fakten basiert - lernte er dort auch, sich zu verkaufen, lernte, wie man die Erwartungen hochschraubt, mit der Presse arbeitet und sich ein Image aufbaut.
    Dann kam das Butterfly, ein ambitioniertes Lokal mit asiatischer Fusionküche - und einer großen Bar.
    Dort traf ich ihn zum ersten Mal - und beschreibe die Begegnung in Ein Küchenchef reist um die Welt.
    2001 hatte er noch Haare. Sie waren damals, glaube ich, blond. Er gab mir und meinem Team ein Essen aus und lud mich dann in seine Küche ein, wo er mir von seinen Personalproblemen erzählte. Ich glaube, ich riet ihm, seinen Souschef zu entlassen. War das Scott? Soweit ich mich erinnere,
schien er mit meinem Vorschlag einverstanden - und wir tauschten Telefonnummern aus.
    Etwa ein Jahr später sah ich ihn wieder. Im House of Prime Rib. Wir besoffen uns ziemlich heftig und aßen jede Menge Steaks.
    Nach dem Butterfly kam ein Lokal namens Spoon. Erik deutet einen kurzen Aufenthalt in einem mexikanischen Gefängnis an. (Der Name Scott taucht in dieser Episode auch wieder auf.) Dann Cozmo’s Corner Grill. Bis er schließlich im Circa landete.
    Ich hörte erst wieder von ihm, als die Produzenten von Top Chef anriefen. Da ich gelegentlich als Gastjuror auftrat, wollten sie wissen, ob ich Hopfinger kenne - denn in der nächsten Folge würde er wahrscheinlich als Kandidat antreten. Sie fragten, ob ich meinen Pflichten ohne Rücksicht auf persönliche Beziehungen nachkommen könne.
    Ich versicherte ihnen, dass ich das könne.
    Die Castingleute von Top Chef wurden bei einer Veranstaltung namens »Kampf der Köche« in einem Kaufhaus auf Erik aufmerksam - einer dieser dummen Promoveranstaltungen, die von PR-Agenturen so geliebt werden, weil es so aussieht, als ob sie tatsächlich etwas tun würden. Und der Koch reißt sich den Arsch auf und kocht und verteilt Gratisessen - weil die Massen, nachdem sie seine Kochkünste kennengelernt haben, angeblich in sein Restaurant strömen. Allerdings locken solche Veranstaltungen nur Schmarotzer an. Die Leute, die in einem Kaufhaus herumlungern, um kostenlose Häppchen abzugreifen oder weil sie sonst nichts Besseres zu tun haben, kommen nicht unbedingt mit ihren Freunden in ein Restaurant und geben Unsummen für Wein
aus. Doch Eriks Auftritt lockte immerhin zwei Fernsehproduzenten an, erzählt er. »Der eine war ein bisschen dämlich. Die andere war eine heiße Blondine. Es war ihre erste Erfahrung mit Fernet-Branca.«
    Seltsamerweise musste er nie für sie kochen.
    Sie wollten wissen:
    »Was halten Sie von Tom Colicchio?« (Korrekte Antwort: »Der wandelnde Buddha der Küchenchefs.«)
    »Was ist Ihre Leidenschaft?« (Korrekte Antwort: »Kochen! Und ein ›Typ‹ mit einer guten Hintergrundgeschichte sein - der sich auf dramatische Auseinandersetzungen mit seinen Mitstreitern freut!«)
    Nachdem er die Zusage erhalten hatte, ging er ins Horseshoe, betrank sich und träumte von seinem zukünftigen Ruhm.
    Bald darauf fand sich Erik Hopfinger mit fünfzehn anderen Teilnehmern eingesperrt und bewacht an einem unbekannten Ort in Chicago wieder. Die Kandidaten durften nicht fernsehen und nicht ins Internet, Telefongespräche waren nur unter Aufsicht gestattet, außerdem hatten sie eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet, die dermaßen drakonische Strafen androhte, dass die National Security Agency vor Neid erblassen würde.
    Nun, ich habe

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