Ein bisschen blutig - Neue Gestaendnisse eines Kuechenchefs
bezahle die Mahlzeiten, über die er eine Kritik verfasse, immer selbst. Womit die Frage offenbleibt, wer für all die anderen Mahlzeiten, seine Reisekosten, Unterkünfte und Duschhauben aufkommt.
Der altgediente Restaurantkritiker Bob Lape vom Wirtschaftsmagazin Crain’s ist im ganzen Land als »Sponge Bob« bekannt. Das ist kein Kosename. Er hat sich seinen Spitznamen sauer verdient - indem er von »befreundeten« Küchenchefs so kleine Gefälligkeiten wie die Verpflegung einer ganzen Hochzeitsgesellschaft verlangte. Was eine unter dem Namen »Sergeant Pepper« bekannte Kritikerin angeht, halte ich mich vornehm zurück. Lassen wir sie sanft in jene gute Nacht ziehen. Wie Richman hat sie seinerzeit gute Arbeit geleistet. Vielleicht konnte man mit dem Kauf der Bilder
ihres Freundes ein bisschen nachhelfen, vielleicht auch nicht. Vielleicht waren die Restaurants von Jerry Kretchmer wirklich alle gut. Man muss ihr zugutehalten, dass sie immer mit echtem Enthusiasmus zu Werke ging.
Richman weiß im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen meistens, wovon er schreibt. Er ist mit allen für einen Autor wichtigen Gaben Gottes gesegnet: Erfahrung, Fachwissen, einem großen Wortschatz - und der Fähigkeit, Wörter auf unterhaltsame und prägnante Weise zusammenzufügen. Anders als die Gauner, Schmarotzer und Opportunisten, die den Großteil der Schreiberlinge in der Restaurantkritik stellen, hat Richman einen feinen Gaumen. Aber darf er deshalb ein Restaurant niedermachen, nur weil er eine persönliche Fehde mit dem ehemaligen Küchenchef führt?
Verdammt, dafür würde man bei der Times sofort gefeuert (oder zumindest in die Anzeigenabteilung versetzt).
In dem Film Sexy Beast benutzt der von Ben Kingsley erschreckend glaubhaft gespielte englische Gangster eine abwertende Bezeichnung, die auf den Britischen Inseln gebräuchlich ist und von Amerikanern allerhöchstens mit »C-word« umschrieben werden dürfte. Er sagt »cunt«. Die Engländer und Iren verwenden das Wort ziemlich häufig - da es sich in ihrem Sprachgebrauch nicht unbedingt auf einen gewissen Teil der weiblichen Anatomie bezieht und auch nicht unbedingt abwertend oder hässlich gemeint ist. Im Gegenteil, es ist ein Substantiv (manchmal sogar liebevoll direkt gemeint), mit dem man eine männliche Person beschreibt - oft in der Verbindung mit »silly« gebraucht.
Das Wort bezeichnet jemanden, der ein wenig widerlicher ist als ein Depp, älter ist und sich mehr zuschulden
kommen lassen hat als ein Wichser, jedoch nicht bedeutend genug, um die Verwendung des Begriffs Arschloch zu rechtfertigen.
Also, vielleicht habe ich einen Fehler gemacht.
Alan Richman ist kein aufgeblasener Arsch.
Er ist eine alte Tucke.
Ich verlor bei Top Chef
E rik Hopfinger ist mit seinen achtunddreißig Jahren seit zwanzig Jahren im Geschäft. Er steht mit einem Stapel Bons in der rechten Hand vor der Durchreiche und gibt die Bestellungen an seine Köche weiter. Es ist Sonntagmorgen im Marina District von San Francisco, und sein Restaurant Circa ist mit Brunchgästen besetzt. Die Bar ist belagert von Leuten, die sich kostenlosen Sekt Orange reinhauen.
Hopfinger hat einen taktischen Fehler gemacht, als er die »Eggs-Benedict-Kombi« auf die Karte setzte, das ist ihm mittlerweile klar. Obwohl das Gericht sehr populär und eine gute Werbung für das Restaurant ist, hat es sich zu seiner Nemesis entwickelt. Die Gäste können sich zwei von sechs verschiedenen Benedict-Varianten aussuchen, was über zwanzig verschiedene Kombinationen aus pochierten Eiern mit austauschbaren Zutaten ergibt. Das Resultat ist vorhersehbar: Die Bestellung von einem Vierertisch kann sich leicht zu einem Bon auswachsen, der so lang ist wie sein verdammter Arm.
Bis sich der erste Gast am Tisch für die Kombination von »Nova Benedict« mit einem »Mexiko-Benedict« entschieden
und die Chorizo durch Filet ersetzt hat - und dann die normale Hollandaise gegen die Safranhollandaise getauscht und darum gebeten hat, dass die Eier gut durch sind -, ist auch der Idiot ihm gegenüber so weit, aber natürlich mit einer anderen Kombination - tja, und wenn man das pro Tisch mal vier nimmt und das auf den ganzen Speiseraum plus Anbau hochrechnet, hat man einen Vormittag, den jeder Koch wie die Pest hasst und fürchtet, vor allem, wenn er eine stressige Samstagabendschicht hinter sich hat, gefolgt von einer unvernünftigen Menge an Fernet-Branca mit Gingerale.
Die restliche Brunchkarte bietet die üblichen Klassiker in leicht
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