Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
Hochzeitsempfang fand in einem auf solche Feiern spezialisierten Hotel statt, dessen Garten zahlreiche Motive für weitere Fotos bot. Vor dem verdammten Brunnen. Unter dem verdammten Rosenbogen. Neben dem Teich. Kevins Wangenmuskeln taten vom vielen Lächeln langsam weh.
Mike zupfte an seinem engen Hemdkragen, wagte es aber nicht, ihn aufzuknöpfen, weil sonst die Tyrannin mit der Kamera sofort Stress gemacht hätte. „Gott, ich brauch einen Drink.“
Kevin nickte nur, verkniff sich aber lautstarke Unmutsäußerungen, weil seine Mutter ihm gerade einen strengen Blick zuwarf. „Wenn das hier nicht ein bisschen fixer geht, Joe, ziehen wir uns aus, und du musst später erklären, was die Chippendales auf deiner Hochzeit gemacht haben.“
„Wenn ich gewusst hätte, dass ihr beide so empfindlich seid, hätte ich euch zu Brautjungfern gemacht und mir andere Trauzeugen gesucht. Rosa steht euch bestimmt super.“
Kevin stieß einen verächtlichen Laut aus. „Willst du an deinem Hochzeitstag unbedingt Prügel kassieren?“
„Terry sieht umwerfend aus in dem Kleid“, stellte Evan fest. „Am liebsten würde ich sie sofort …“
„Klappe!“, riefen die drei Brüder im Chor.
Ihr Schwager machte ein beleidigtes Gesicht. „Nie darf ich mal so einen Spruch bringen.“
Mike lachte. „Joey und Danny sind alt genug, um nachher auf die Kleinen aufzupassen. Lisa und ich haben also ein Zimmer für uns allein. Da werde ich mich richtig mit ihr amüsieren.“
Ja, das würden sie nach der Hochzeit alle machen. Joe und seine Braut Keri. Mike und Lisa. Evan und Terry.
Kevin hingegen konnte sich nur darauf freuen, den steifen Kragen und die unbequemen Schuhe loszuwerden.
Es war jetzt ungefähr zwei Jahre her, dass seine Ehe gescheitert war. Nach der Trennung war es ihm so mies gegangen, dass er dann auch noch seinen Job vermasselt hatte. Seitdem hielt er sich mit One-Night-Stands über Wasser, die sich meistens aus den weiblichen Gästen seiner Bar rekrutierten. Das war zwar nicht so befriedigend wie eine echte Beziehung, aber auch nicht so gefährlich. Man wurde auch von Fertiggerichten satt, es musste nicht immer ein Fünf-Sterne-Restaurant sein. Außerdem taten solche Affären eben nicht weh.
Und von denen hatte er seit seiner Scheidung so einige gehabt. In letzter Zeit ging er allerdings immer öfter allein hoch in seine Wohnung über dem Jasper’s . Mit Frauen, die die Nacht mit einem Fremden verbrachten, nur weil er halbwegs gut aussah, saß er ungern morgens am Frühstückstisch.
Und er hätte eine solche Frau auch niemals zur Hochzeit seines Bruders mitgebracht.
Erneut musste er an die hübsche Dunkelhaarige von neulich Abend denken. Wenn sie wirklich glaubte, dass dieser blonde Barbie-Verschnitt sein Typ war, hatte sie sich schwer geirrt! Mann, dass er ihrem Chef die Nase gebrochen hatte, war jetzt schon zwei Tage her! Wieso spuktesie ihm noch immer im Kopf herum, verdammt? Und was ihn noch mehr ärgerte: Die Frau hielt ihn für einen oberflächlichen Aufreißer …
Wenn er gewusst hätte, wie sie mit Nachnamen hieß oder wo sie wohnte, hätte er ihr gern bewiesen, dass er in Wahrheit auf einen ganz anderen Frauentyp stand. Okay, vielleicht interessierte sie das auch gar nicht. Trotzdem. Er fand es einfach unfair, dass sie eine so schlechte Meinung von ihm hatte. Sowas war er nicht gewöhnt.
„Gleich kommen wir wieder an die Reihe“, riss Joe ihn plötzlich aus seinen Gedanken. „Und danach sind wir hoffentlich mit den Fotos fertig und können reingehen. Um noch mehr Hochzeitskram über uns ergehen zu lassen. Und alles nur, weil Frauen darauf stehen. Egal. Keri ist so glücklich, also ist es das wert.“
„Das bist du doch auch“, stellte Mike fest. „Ich weiß immer noch nicht, wie ihr das alles so schnell organisiert habt.“
Joe stieß einen verächtlichen Laut aus. „Ganz einfach – mit einem Blankoscheck. Keri wollte gern während des Indian Summer heiraten. Und weil ich kein volles Jahr mehr abwarten konnte, bis sie endlich meine Frau wird, habe ich es mit der geheimen Zauberformel versucht – Geld spielt keine Rolle .“
Joe gab normalerweise nicht mit dem Vermögen an, das er mit seinen kranken Horrorromanen verdiente, aber wenn er jemandem freie Verfügungsgewalt über seine Barschaft einräumte, waren gigantische Summen im Spiel.
Plötzlich brüllte die Foto-Terroristin: „Okay, jetzt die Brüder und der Schwager links und rechts neben dem Bräutigam aufstellen, immer zehn Zentimeter
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