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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Dunker
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Schreibtisch und nahm die Collage von der Wand. Melanie hatte sie mir zusammengestellt und geschenkt. Obgleich das Bild noch nicht lange an der Wand gehangen hatte, hinterließ es ein helleres Feld, eine Lücke, ein Fenster, aus dem Patrick mich genauso anzusehen schien wie zuvor von den Fotos.
    »Spinn nicht rum!«, sagte ich laut zu mir selbst und stellte den Bilderrahmen mit der Rückseite nach vorn auf den Boden, jetzt konnte Patricks Gesicht so lange die Wand anstarren, bis es schwarz wurde, nein, bis ich den Mut hatte, es aus der Mitte der Freunde herauszutrennen. Obwohl es eher wahrscheinlich war, dass meine Freunde mich aus ihrer Portraitgallerie herausschneiden würden. Sie waren selbstverständlich mit Patrick zum Rockkonzert gefahren, sie standen auch jetzt mit ihm unten auf der Straße, redeten, alberten herum und hatten mit Sicherheit nicht vor, mir zuliebe auf seine Anwesenheit zu verzichten.
    Vielleicht wartete er auch nur auf den Moment, an dem es mich wieder zu meinen Freunden zog? Vielleicht ließ er mich jetzt nur in Ruhe, weil er wusste, dass ich ihm irgendwann wieder in die Arme laufen musste?
    Mit Melanie hatte ich seit dem Abend, an dem er vergeblich vor der Tür auf mich gewartet hatte, nicht mehr gesprochen, und da die Schule erst in einigen Tagen wieder anfing, hatten wir uns auch dort nicht gesehen.
    Jetzt hatte Patrick es doch wieder geschafft, meine gute Laune zunichte zu machen! Wie sehr ich das leid war! Ich öffnete die Balkontür, ging hinaus, lehnte mich weit über die Brüstung und schloss die Augen. Keine Tierlaute, nur der Straßenlärm, die Schnulzenmusik der Przybyllas und das Weinen des Kleinkindes waren zu hören.
    Doch! Da zankten sich zwei Elstern in den Pappeln an der Emscher und da, jetzt, der Pfau!
    Ich seufzte entspannt. Mit dem Ruf des Pfaus waren die Eindrücke des Tages wieder da. Heute Nachmittag hatte ich nach Feierabend einen Spaziergang über das Zoogelände gemacht. In meiner Erinnerung filterte ich die störenden Gitter, Zäune und Glasscheiben vor den Gehegen weg wie auch die Geräusche der Menschen um mich herum. Übrig blieb ein Garten der Gerüche, Stimmen und Farben. Zum Beispiel der modrige Dunst im Tropenhaus, das Schreien der Papageien und Zwitschern der Sittiche, das intensive Grün der Pflanzen, die Buntheit der Fische in den Aquarien, die Feuchtigkeit auf der warmen Haut, das Zischen einer Schlange.
    Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Bei den Schlangen hatte ich etwas Komisches erlebt.
    Ich hatte einen kleinen Jungen beobachtet, der wie ich von den Reptilien fasziniert war, besonders von der gelb-schwarzen Anakonda. »Eine BVB-Schlange: cool, Mann, cool!«, rief er immer wieder.
    »Na hör mal, das ist doch keine Borussia-Schlange, Schlangen spielen kein Fußball, das weiß doch jedes Kind! Schlangen interessieren sich für Golf!« Ein junger Tierpfleger mit rausgewachsener Frisur und spitzbübischem Gesicht war zu dem Jungen getreten und hatte seinen Eimer mit matschigem Obstsalat auf den Boden gestellt. »Jetzt sag bloß, du wusstest das nicht?«
    Der Junge sah den Tierpfleger skeptisch an. Er war vielleicht fünf Jahre alt und hatte einen ängstlichen, sommersprossigen Freund dabei, der schon die ganze Zeit unruhig an seinem Ärmel zog.
    »Gelb-schwarz gleich BVB«, wiederholte der Kleine trotzig und schüttelte die Hand seines Freundes ab.
    »Golfschlange«, widersprach der junge Mann fast ebenso trotzig. »Mit der Schwanzspitze katapultieren sie Schildkröteneier in kleine Löcher, die sie vorher mit der Schnauze gebuddelt haben. Ehrlich! Ich arbeite hier, ich weiß das! «
    Er zeigte auf ein paar Schildkröten, die träge im Wasser dümpelten, aber respektvoll zur Seite wichen, als das Schwanzende der Anakonda sich jetzt tatsächlich etwas bewegte und sogar hob.
    Der kleine Junge nickte mit offenem Mund, sein Freund zog ihn vom Pfleger weg und sagte schnell: »Man kann sich ja mal vertun, oder?«
    Dann rannten sie weg, andere Besucher kamen in den Raum.
    Der Tierpfleger blickte zu mir herüber. »Du glaubst mir nicht?«, fragte er und legte den Kopf schief.
    »Erzählst du öfters so ’n Quatsch?«, entgegnete ich.
    Er wurde tatsächlich etwas rot, legte den Kopf noch schiefer, als schämte er sich. »Normalerweise erlaube ich mir das nur, wenn keine Zeugen dabei sind. Hat die Verwaltung ja nicht so gerne.« Er sah sich um, schlug einen Flüsterton an. »Aber du verrätst mich ja nicht, oder?«
    »Nein, mach ich nicht.«
    »Na, dann

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