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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Dunker
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erledigt.«
    »Ist ja gut! Aber wenn er mich fragt, soll ich dann sagen, ich wüsste nicht, wo Linda ist?«
    »Denk dir eben was aus«, bat ich sie.
    »Deine Mutter braucht sich gar nichts ausdenken!«, hatte mein Vater scharf gesagt und seine Zeitung auf einen leeren Stuhl geknallt. »Wir sind diesem Kerl verdammt noch mal keine Rechenschaft darüber schuldig, wo unsere Tochter sich befindet.«
    »Natürlich nicht, aber er liebt sie nun mal, Karsten.«
    Mein Vater rollte mit den Augen. Beide hatten Patrick von Anfang an gemocht und erlaubt, dass ich mit ihm herumzog, obwohl sie immer wieder sagten, ich sei noch zu jung für so eine intensive Beziehung und irgendwann müsse Schluss sein. Jetzt war Schluss, aber da sie sich an Patrick in gewisser Weise auch gewöhnt hatten, wussten sie nun nicht mehr genau, was sie eigentlich wollten. Patricks verzweifelte Versuche, mich zurückzugewinnen, machten sie zornig und weckten gleichzeitig ihr Mitleid.
    »Ja, das wissen wir ja, dass er sie liebt, das ist ja auch schön, aber nun liebt sie ihn nicht mehr, so ist das eben in dem Alter, das muss auch Patrick einsehen. Obwohl du es ihm natürlich auch nicht einfach machst, Linda. Tausendmal machst du Schluss und tausendmal kehrst du wieder zu ihm zurück, woher soll er dann wissen, wann du es ernst meinst?«
    Ich hatte über diese Frage nachgedacht, als ich meinen Orangensaft schlürfte, mich anzog, meine Mutter zum Abschied umarmte und ins Auto meines Vaters stieg, und ich dachte noch immer darüber nach, als eine der braunen Ziegen an meinem Körper hochstieg und ihre lehmigen Hufe an meiner Jeans abwischte. Doch erst als ich die Ziege streichelte und meine Arme um ihren Hals schlang, erst als ich die Ruhe des Tieres auf mich übergehen spürte, fiel mir die Antwort ein.
    Ich hatte es jedes Mal ernst gemeint. Nur diesmal war es mir zum ersten Mal gelungen, mich durchzusetzen. Und jetzt war ich hier. Das war mein neuer Anfang.
    »Hallo! Du bist bestimmt meine neue Ziegenhirtin!«, rief eine junge Frau, die zwei schwere Eimer mit Futter schleppte und schwitzte und mich trotzdem fröhlich anlachte. »Gut, dass die Susi Zwei dir gleich zeigt, dass man sich hier ordentlich dreckig macht! Ich bin übrigens Rabea, zuständig für Bauernhof, Streichelzoo, Ententeich, Spielplatz, Kinderaktionen … «
    Rabea kippte den Inhalt der Futtereimer in die dafür vorgesehenen Tröge, stellte die leeren Eimer mit dem Deckel nach oben auf die Erde, setzte sich auf den ersten und bot mir den zweiten an. »Puh! Setz dich doch! Rauchst du?«
    Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf den Eimer, obwohl der Deckel feucht und dreckig war und meine Hose bestimmt für immer ruinieren würde.
    Rabea lächelte und zündete sich eine Zigarette an. »Als ich schwanger war, hab ich es relativ leicht geschafft, aufzuhören, da hatte ich ja auch einen Grund. Als ich später mal schlecht drauf war, hab ich wieder angefangen.«
    »Du hast schon Kinder?«, fragte ich total erstaunt.
    »Eins: Anna, vier Jahre alt und schlimmer als … « Rabea hob die Hände und begann mit den Fingern zu zählen. »… dreiundvierzig Ziegen, sechs Hängebauchschweine, zwei Kühe, zwei Esel, fünf Kaninchen und achtzehn Meerschweinchen.« Jetzt grinste sie. »Das sind die Tiere, auf die du ab heute mit aufpassen darfst. Meine Anna passt auch manchmal mit auf, sie liebt es geradezu, von mir zur Arbeit mitgenommen zu werden. Zum Geburtstag wünscht sie sich jetzt ein Schwein, hat sie mir heute Morgen gesagt.«
    »Ein richtiges Schwein?«
    »Ja, sicher!« Rabea lachte, stand auf und zeigte mit ausgestrecktem Arm in einen halb geöffneten Stall. Darin lagen vier dicke Hängebauchschweine im Stroh, sie hatten sich ausgestreckt, schliefen und schnarchten dabei, was das Zeug hielt.
    »Die Sau dahinten, das ist Lotta, Annas Liebling. Lotta soll verkauft werden, und jetzt wünscht sich meine Tochter, dass ich sie kaufe und ihr Zimmer im wahrsten Sinne des Wortes ein Schweinestall wird!«
    Ich fing an zu lachen. Lotta, als hätte sie gehört, dass man über sie lachte, hob kurz den Kopf, grunzte, drehte sich auf die andere Seite und schnarchte lautstark weiter.
    »Ich wusste gar nicht, dass Schweine schnarchen!«, sagte ich. »Und wie! Stell dir mal vor, ich hab die alte Schnarchsau zu Hause, ich krieg ja kein Auge mehr zu!«
    »Und deine Tochter hat nicht mehr viel Platz im Bett!«
    »Das wüsste ich aber, Anna und Lotta in einem Bett schlafen zu lassen! Stell dir mal vor, das sähe

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