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Ein bissfestes Abenteuer

Ein bissfestes Abenteuer

Titel: Ein bissfestes Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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schien ihm erst jetzt klar zu werden, welche Art von Blödsinn drei zwölfjährige Mädchen alles anstellen konnten. Doch nun war es zu spät.
    Er war bei Freunden zum Essen eingeladen und hatte Helene versprochen, dass sie den Abend allein mit ihren Freundinnen verbringen durfte. Er atmete einmal tief durch. Ach was. Die Mädchen würden wahrscheinlich den ganzen Abend fernsehen oder auf Helenes Bett sitzen und sich über die Schule unterhalten.
    Herr Dr. Steinbrück lächelte, hob kurz die Hand zum Abschiedsgruß und verschwand dann mit einem »Bis später!« aus der Wohnung.
    Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, stieß Helene einen Freudenschrei aus. »STURMFREI!«, rief sie und teilte dabei jeweils eine Kopfnuss an Silvania und Daka aus. Dann zeigte sie den Freundinnen ihr Zimmer.
    Silvania fand das japanische Bett und die schweren rubinroten Vorhänge toll. Daka die Skizzen von behaarten Riesenspinnen, Skeletten und Monstern an der Wand.
    Während sich die Schwestern im Zimmer umsahen, betrachtete Helene ihre Freundinnen. Sie fand, sie passten sehr gut in ihr Zimmer. Daka hatte eine knielange schwarze Hose an. Dazu trug sie rotschwarz gestreifte Kniestrümpfe und rote Stoffknöchelschuhe. Auf ihre rote Kapuzenjacke war eine schwarze Badeente mit einem Kettenhalsband gedruckt. Ihre pechschwarzen Haare standen nach allen Seiten ab.
    Silvania hatte einen kurzen schwarzen Rock und eine blickdichte schwarze Strumpfhose an, an deren Außenseite sich jeweils eine grüne Schlange hochschlängelte. Über ihrem dunkelgrünen Oberteil trug sie einen schwarzen dünnen Mantel, der ihr bis zum Knöchel reichte. Der Kragen war riesig, und die Ärmel waren weit ausgestellt. Ihre rotbraunen halblangen Haare quollen unter einem schwarzen Hut hervor.
    »Ihr seht richtig cool aus«, sagte Helene. Sie saß auf dem japanischen Bett und hatte den Kopf in die Hände gestützt.
    »Wir sehen doch aus wie immer«, meinte Daka.
    »Na eben«, erwiderte Helene. Sie selbst hatte eine Jeans und ein T-Shirt an. Aber das war okay. Sie würde mit so einem Mantel, einem Hut oder einer Stacheligelfrisur bestimmt nur albern aussehen. So etwas konnten eben nur Halbvampire tragen. »Vor allem passt ihr mit den Klamotten sehr gut an den Ort, den ich euch zeigen will.«
    »Wir bleiben nicht hier, in deinem Zimmer, und gucken uns zusammen Zeitschriften an oder reden über ... über Jungs und so was?«, fragte Silvania.
    Helene schüttelte den Kopf. »Wir haben sturmfrei. Das müssen wir ausnutzen, um uns unbemerkt wegzuschleichen.«
    »Und wohin?«, fragte Daka, die grundsätzlich jedem Ausflug und Abenteuer gegenüber aufgeschlossen war.
    »Zu meinem Lieblingsort«, erwiderte Helene und lächelte geheimnisvoll.
    »Doch ins Kino? In den Park? Oder in eine Eisdiele?«, fragte Silvania hoffnungsvoll. Sie hätte Lust auf eine Kugel Stracciatella.
    »Nein«, sagte Helene und senkte die Stimme. »Auf den Friedhof.«
    Daka und Silvania folgten Helene durch das verrostete Eisentor auf den alten Innenstadtfriedhof. Die Streben waren kunstvoll geschwungen und sahen aus wie schwarze Blumenranken. Die dunkelgrüne Farbe blätterte bereits ab. Um den Friedhof herum zog sich eine hohe dunkelrote Backsteinmauer. Die Grabsteine säumten düster und stumm auf beiden Seiten den Weg. Um manche hatte sich Efeu gewunden. Die Ranken sahen aus wie gierige Krakenarme. Mächtige Bäume ließen ihre schweren Köpfe über die Gräber hängen.
    Die Schritte der Mädchen knirschten auf dem Kiesweg. Der Friedhof war verlassen. Silvania blickte zum Himmel. Er war graublau. Die Dämmerung setzte bereits ein. Bald würde es auf dem Friedhof stockfinster sein. Auf einmal wünschte sich Silvania, sie wären in den Gruselfilm gegangen. Sie tastete am Hals nach ihrer Kette, in dessen Anhänger ein Bild von Oma Zezci und etwas Heimaterde waren. Das beruhigte.
    »Ist es nicht wunderschön schaurig hier?«, flüsterte Helene und bog in einen kleinen Seitenweg, über den sich die Äste beugten und einen dunklen Tunnel bildeten.
    Silvania sah sich nervös nach allen Seiten um. Ihre Augen standen nicht still.
    Daka nickte. »Das sieht fast aus wie in einem Video von Krypton Krax.«
    »Manche Grabsteine sind richtig uralt«, sagte Helene. »Da liegen Leute, die schon über 200 Jahre tot sind.«
    Silvania schlug den Mantelkragen hoch. Ihr war auf einmal sehr kalt. »Das ist also dein Lieblingsort. Schön, dass wir den gesehen haben. Und wohin gehen wir jetzt?«
    »Jetzt geht's doch erst richtig

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