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Ein bissfestes Abenteuer

Ein bissfestes Abenteuer

Titel: Ein bissfestes Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Offenbar gab es noch andere, unausgesprochene radikale Regeln. Wie ›Fliege nie mit einem Menschen‹, ›Benutze dazu nie eine Klobrille und das Nudelsieb deiner Mutter‹ und vor allem ›Fliege nie deine Eltern um, schon gar nicht, wenn sie gerade einen Mondscheinspaziergang machen‹.
    Die Schwestern hatten das Gefühl, dass der Flug gar nicht das Schlimmste war. Nachdem ihr Papa sich etwas beruhigt hatte und ihre Mama im Bad verschwunden war, hatte er sie sogar über die konkrete Flugtechnik und die Idee mit der Klobrille als Passagiersitz ausgefragt. Er hörte sehr interessiert zu. Beinahe hätte er seinen Töchtern danach auf die Schulter geklopft. Doch dann fiel ihm wieder ein, dass er wütend auf sie war.
    Viel schlimmer als der Flug war, dass die Zwillinge einem Menschen ihr Geheimnis verraten hatten. Sie hatten einem Mädchen aus ihrer Klasse gesagt, dass sie Halbvampire waren. Und das, obwohl sie gerade mal ein paar Wochen in Deutschland waren. Und ausgerechnet Helene, der Tochter von Zahnarzt Dr. Steinbrück, der seine Praxis über Frau Tepes' Laden hatte und ihr Vermieter war. Elvira Tepes raufte sich die Haare allein bei dem Gedanken!
    Daka und Silvania versuchten ihre Mutter zu beruhigen. Sie waren sich sicher, dass sie Helene trauen konnten. Schließlich hatte sie ihnen auch ihr Geheimnis erzählt. Doch Frau Tepes meinte, dass man wegen eines Hörgerätes nicht bei der Polizei oder in der Irrenanstalt landen würde, als Halbvampir aber vielleicht schon. Die Schwestern mussten zugeben, dass da was dran war.
    Trotzdem, Helene würde sie nicht verraten. Oder?
    Silvania wurde manchmal etwas mulmig bei dem Gedanken.
    Daka bekam ein ungutes Kribbeln im großen Zeh.
    Aber das behielt jede der Schwestern für sich. Es war sowieso zu spät. Sie hatten Helene nicht nur gesagt, dass sie Halbvampire waren, sondern es ihr auch deutlich gezeigt. Sie mussten Helene vertrauen.
    Dummerweise sahen sie ihre neue, allerbeste Freundin in den nächsten Tagen nur in der Schule. Die Nachmittage und Abende hatten ihre Eltern für sie mit Aufgaben gefüllt, damit die Schwestern nicht wieder auf Dummheiten kamen. Sie durften die Schuhe der ganzen Familie putzen, Papas Katzenklo frisch machen, seine Rennzecken füttern, leere Karpovkaflaschen wegbringen und Mamas 250 Klobrillen polieren.
    Helene hätte den Schwestern gern geholfen, aber sie durften erst mal keinen Besuch mehr mit nach Hause bringen. Elvira Tepes hatte Angst vor weiteren Klobrillenflügen. Und um ihr Nudelsieb. Schließlich hatten die Schwestern mit ihren Eltern eine Abmachung getroffen: Wenn alle Schuhe geputzt, alle Rennzecken gefüttert und alle Klobrillen poliert waren, durften sie Helene besuchen.

Rolltreppenrodeo
    D er Besuch bei Helene hatte einen Haken: Sie wohnte in der Innenstadt. Direkt über der Zahnarztpraxis im dritten Stock eines Altbaus. Der Haken daran war, dass die Zwillinge die U-Bahn in die Innenstadt nehmen mussten. Der Haken an der U-Bahn waren die Rolltreppen.
    Bei der ersten Rolltreppenfahrt hatte es einen kleinen Zwischenfall gegeben, bei dem Daka auf ihrem Hinterteil gelandet war. Die Schwestern hielten die Rolltreppe noch immer für die gefährlichste Erfindung der Menschheit. Aber mittlerweile hatten sie ihre Technik verfeinert. Wenn viele Menschen auf der Rolltreppe waren, hüpften die Mädchen gleichzeitig mit einem Schlusssprung auf die oberste Stufe und hielten sich dabei an beiden Armen fest. Sie ließen einander nicht los, bis sie von der Treppe gehüpft waren und wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Es war eine wackelige Angelegenheit. Waren wenige oder gar keine Menschen in Sicht, kletterten sie rücklings auf das breite Geländer der Treppe, klammerten sich mit Armen und Beinen fest und fuhren so in die Tiefe. Sie ernteten dabei erstaunte Blicke. Die Schwestern fanden es dagegen erstaunlich, dass noch kein Mensch auf die Idee gekommen war.
    In der U-Bahn-Station Nordheide, die in der Reihenhaussiedlung lag, war meistens nicht viel los. Daka und Silvania hatten sich jeweils auf eins der Rolltreppengeländer gelegt und fuhren langsam nach unten. Plötzlich spürte Silvania einen Blick. Er kitzelte sie am Hals. Sie sah sich nach rechts um. Auf der anderen Rolltreppe, die nach oben führte, stand ein Junge. Es war derselbe Junge, den sie schon mal an der Rolltreppe getroffen hatte. Er sah Silvania mit großen Augen an. Sie waren hellgrau wie ein Winterhimmel und passten gut zu seinen rotblonden Haaren.
    Silvania hob

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