Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte
bitter enttäuscht worden.
Nur wollte sie nicht an ihre trübe Vergangenheit denken, wenn die Sonne von einem strahlend blauen Himmel herab schien. „Du scheinst jede Gasse in der Stadt zu kennen. Bist du in Rom aufgewachsen?“
Lanzo schüttelte den Kopf. „Nein, ich wurde in Positano geboren, an der Amalfi-Küste. Rom gefällt mir, ich bin auch oft hier, weil die Firmenzentrale hier liegt, aber mein Zuhause ist die Villa auf den Klippen über der See.“
„Die Amalfi-Küste soll eine der schönsten Gegenden der Welt sein.“ Gina lächelte. „Lebt deine Familie dort?“
„Ich habe keine Familie. Ich bin Einzelkind, und meine Eltern starben vor vielen Jahren.“ Seine Stimme war seltsam tonlos geworden, und da er eine Sonnenbrille trug, konnte Gina nicht in seinen Augen lesen. Doch instinktiv ahnte sie, dass er über dieses Thema nicht sprechen wollte.
„Das tut mir leid.“ Jetzt erinnerte sie sich auch wieder. Irgendwo hatte sie gelesen, dass Lanzo schon mit zwanzig die Firmenleitung übernommen hatte, also vermutlich nach dem Tode des Vaters. Kein Wunder, dass er so unnahbar wirkte. Es gab niemanden in seinem Leben, der ihm etwas bedeutete. Vermutlich hatte der Verlust der Eltern ihn so gleichgültig und hart werden lassen. Er schien niemanden zu brauchen. Daphne hielt seine verschiedenen Haushalte in Ordnung, und um seine Libido kümmerten sich schlanke Blondinen … Ob er jemals verliebt gewesen war? Gina wagte es nicht, ihn danach zu fragen.
„Das Geburtshaus deiner Großmutter hast du also gefunden. Was möchtest du dir als Nächstes ansehen?“, fragte er sie.
„Du musst dich nicht verpflichtet fühlen, das ganze Wochenende den Fremdenführer zu spielen. Du hast mir schon so viel von Rom gezeigt.“
Sie dachte an die wunderbare letzte Woche. Sie hatte sich erstaunlich schnell an die Rolle als seine Assistentin gewöhnt, und zwischen ihnen hatte sich eine gelöste freundschaftliche Beziehung entwickelt – auch wenn Gina bewusst war, dass es unterschwellig zwischen ihnen brodelte.
Jeden Abend hatten sie zusammen die köstlichen Dinner genossen, die Daphne zubereitete, und danach waren sie durch die Stadt geschlendert und hatten in den Straßencafés noch ein Glas Chianti getrunken. Rom war eine magische Stadt, doch Gina vermutete, dass die Magie vor allem durch Lanzos Gegenwart geschaffen wurde. Es wäre ein Leichtes, ihm nachzugeben. Allerdings hielt genau dieses Wissen sie Abend für Abend zurück, wenn sie einander gute Nacht wünschten. Dann ging sie in ihr Zimmer, um sich allein ins Bett zu legen.
Es überraschte sie, dass Lanzo keinen weiteren Versuch unternahm, sie zu küssen, während in seinen Augen deutliches Begehren zu erkennen war. Eigentlich hätte es sie beruhigen sollen, dass er sie nicht drängte. Stattdessen lag sie jede Nacht wach und wurde von erotischen Fantasien geplagt.
„Es macht mir Spaß.“ Seine Stimme drang in ihre Gedanken. „Außerdem werden wir eine Zeit lang keine Gelegenheit mehr dazu haben. Nächste Woche sind wir in Saint-Tropez zur Eröffnung des neuen Di-Cosimo-Restaurants, und danach wollte ich einige Zeit in Positano verbringen.“
„Ich nehme an, dass ich dann in Rom bleiben und mich um das Büro kümmern soll?“ Wahrscheinlich hatte er eine Geliebte in Positano. Gina verabscheute sich für die Eifersucht, die jäh in ihr aufschoss.
„Keineswegs. Ich arbeite von der Villa aus und brauche dafür natürlich meine Assistentin.“ Lanzo stand auf und schaute auf sie herunter. Ein Ziehen meldete sich in seinen Lenden, als sein Blick automatisch auf ihr Dekolleté fiel. Nachdem ihn die ganze Woche Fantasien heimgesucht hatten, wie ihr Körper wohl unter den eleganten Kostümen und hochgeschlossenen Blusen aussehen mochte, hatte ihr Anblick in engen Jeans und knappem Top heute Morgen jähe Hitze durch seine Adern getrieben.
Noch nie hatte er eine Frau so sehr begehrt wie Gina. Es störte ihn, dass sie eine derartige Macht über ihn zu haben schien. Er hatte beschlossen zu warten, bis sie akzeptierte, dass sich die Spannung zwischen ihnen irgendwann entladen musste, nur hatte er nicht vorausgesehen, was für eine zerstörerische Wirkung Gina auf seinen Seelenfrieden haben würde.
Er zog sie von der Mauer hoch. Doch anstatt sie aus dem Innenhof zu führen, blieb er direkt vor ihr stehen. „Ich möchte, dass du mit nach Positano kommst, cara . Und nicht nur als meine Assistentin“, erklärte er mit tiefer Stimme.
Sie sah ihm in die Augen. Als sie
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