Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte
Emotionen würde er sich niemals mehr erlauben, mit keiner Frau. Emotionen verursachten Schmerz, und den Schmerz, wie er ihn bei Cristinas Verlust verspürt hatte, wollte er nie wieder durchmachen. „Es war nicht nur Sex. Du hast mir etwas bedeutet.“
„Sicher. So viel, dass ich nie wieder von dir gehört habe“, konterte sie bitter. „Wenn das stimmen sollte … warum hast du es nie gesagt?“
„Weil ich durcheinander war.“ Schwer stieß er den Atem aus. „Ich war damals nicht in der Lage, eine Beziehung auch nur in Betracht zu ziehen. Du warst so jung und voller Leben. Du hattest einen Mann verdient, der dich glücklich machen konnte.“
Ja, nur hatte sie dann Simon getroffen … „Manchmal lag da dieser gehetzte Ausdruck in deinen Augen“, wisperte sie. „Aber du wolltest nie über dich reden.“ An seiner starren Miene konnte sie ablesen, dass sich daran nichts geändert hatte. „Ich habe dich eigentlich nie gekannt“, fügte sie traurig hinzu. „Und heute … heute habe ich keine Lust mehr, für ein paar Wochen eine bequeme Geliebte zu sein.“
Lanzo musterte sie durchdringend. „Wenn es mir nur um die Befriedigung meiner Bedürfnisse ginge, müsste ich nur das Telefon zur Hand nehmen.“ Ihm war selbst nicht wirklich klar, was er sich von einer Beziehung mit Gina erhoffte. Aber vor zehn Jahren waren sie sowohl ein Liebespaar wie auch Freunde gewesen, und er sah keinen Grund, warum das nicht wieder so sein sollte. Er mahlte mit den Zähnen, als er die Panik in ihren Augen aufflammen sah. „Wovor hast du Angst, Gina? Stammt dein Misstrauen von einer früheren Beziehung?“
Er wusste, dass er mit seinem Verdacht ins Schwarze getroffen hatte, als sie hastig das Gesicht abwandte.
„Ich möchte nicht darüber reden“, erwiderte sie entschieden. Ihre Hand zitterte, als sie sich das Haar von der Stirn strich.
Lanzo sah es, und eine Welle der Zärtlichkeit überkam ihn. „Vielleicht sollten wir beide uns öffnen“, schlug er leise vor. Er wollte Gina an seine Brust ziehen und sie halten, bis das Schlagen seines Herzens ihr verständlich gemacht hatte, dass sie ihm vertrauen konnte. Doch als er einen Schritt auf sie zuging, schüttelte sie den Kopf und wich zurück.
„Wozu? Die einzige Beziehung, die ich mit dir haben will, ist die befristete als deine Assistentin.“
„Sieh mir in die Augen und sag es mir noch einmal.“ Er war enttäuscht und verstand nicht, warum Gina dieser Anziehungskraft, die eindeutig zwischen ihnen bestand, nicht nachgeben wollte.
Gina kramte in ihrer Handtasche nach der Sonnenbrille, setzte sie auf und sah Lanzo dann ins Gesicht. „Mehr will ich nicht von dir“, wiederholte sie entschieden – weil sie sowohl ihn als auch sich selbst davon überzeugen musste. Bevor er noch ein weiteres Wort sagen konnte, drehte sie sich um und verließ den Hof.
Es gibt Luxus, und dann gibt es opulente Pracht, die nicht von dieser Welt ist, dachte Gina, als sie sich mit ehrfürchtigem Staunen in dem neuen Di Cosimo-Restaurant in Saint-Tropez umsah. Stilsicher und überwältigend elegant eingerichtet, lag es eingebettet in die Hügel über der Stadt und bot einen grandiosen Blick auf die Bucht an der Französischen Riviera, wo riesige Yachten und Motorboote vor Anker lagen.
„Und, bist du beeindruckt?“
Lanzo war hinter sie getreten, und Gina drehte sich zu ihm herum. Im schwarzen Smoking sah er einfach atemberaubend aus.
„Ich bin sprachlos“, gab sie zu. „Die Einrichtung ist fantastisch, und der Blick von der Terrasse erst … die Bougainvillea-Blüten und das türkisfarbene Meer … Noch nie habe ich etwas so Schönes gesehen.“
„Da kann ich nur beipflichten“, raunte er, doch dabei sah er nicht auf das Meer hinaus, sondern hielt den Blick auf Gina gerichtet. „Der Anblick ist hinreißend.“
Sie trug ein langes dunkelrotes Abendkleid, das ihre Figur und die schmale Taille betonte. Das Haar hatte sie zu einem eleganten Chignon aufgesteckt, und um ihren Hals schmiegten sich die Perlen ihrer Großmutter an ihre Haut.
Bei seinem Kompliment zog ein Hauch Rot in ihre Wangen. Seit sie sich in dem Hinterhof in Rom geküsst hatten, war ihre Beziehung anders geworden. Die ganze letzte Woche, die sie jetzt schon in Saint-Tropez waren, verhielt Gina sich ihm gegenüber mit ausgewählter Höflichkeit. Vermutlich befürchtete sie, er würde die saloppe Kameradschaft, die bisher zwischen ihnen geherrscht hatte, als Zeichen ihrer Bereitschaft werten, sich doch auf eine
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