Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte
das Verlangen darin erkannte, stockte ihr der Atem. Die Luft zwischen ihnen schien zu knistern. Es war so still in dem Hof, dass Gina meinte, Lanzo müsse das wilde Hämmern ihres Herzschlags hören. „Du solltest solche Sachen nicht sagen“, wisperte sie. Er hatte die unausgesprochene Vereinbarung gebrochen, dass keiner von ihnen auf die gegenseitige Anziehungskraft anspielen würde.
„Warum nicht, wenn es doch die Wahrheit ist?“ Er schlang den Arm um ihre Taille und zog sie der Länge nach an seinen muskulösen Körper. „Du musst doch spüren, dass ich dich will“, seine Stimme klang heiser, „und du willst mich auch. Ich sehe die Sehnsucht in deinen Blicken. Und wie du dir über die Lippen leckst, so als wolltest du mich einladen, dich zu küssen.“
„Das ist nicht …“ Sie brach ab, entsetzt über sich selbst, dass sie diese kleine Geste selbst jetzt nicht unterdrücken konnte.
Sie sollte sich schnellstens von ihm abwenden … nur gehorchte ihr Körper nicht dem Verstand. Und dann war es auch schon zu spät. Lanzo strich mit den Lippen über ihren Mund, und der Damm, der ihre Sehnsucht zurückgehalten hatte, öffnete sich. Sie konnte sich nicht mehr gegen Lanzos Magie wehren. Sie legte die Hände auf seine Brust, in der Absicht, ihn von sich zu schieben, doch sie zitterte am ganzen Leib, nicht aus Angst, sondern vor ungestümem Verlangen nach diesem Mann.
Behutsam kostete er von ihrem Mund, spürte er doch, dass sie schon fast im Begriff war, vor ihm zu fliehen. Vorsichtig erhöhte er den Druck seiner Lippen, und mit einem leisen Stöhnen ergab Gina sich den Forderungen ihrer Sinne und gewährte seiner Zunge Einlass. In genau diesem Moment zerriss Lanzos Beherrschung, die Flutwelle des Verlangens schwemmte ihn fort. Er schob die Finger in Ginas Haar und küsste sie mit glühender Leidenschaft, und sie, sie klammerte sich an ihn und erwiderte den Kuss.
Lanzo war es schließlich, der den Kuss abbrach und den Kopf hob. Zwar standen sie in einem stillen Innenhof, der aber von den umliegenden Gebäuden eingesehen werden konnte. Als Kopf einer der erfolgreichsten italienischen Unternehmen war Lanzo in Rom bekannt. Er küsste seine Geliebten nie in der Öffentlichkeit, schließlich konnten überall Paparazzi lauern. Gina hatte es geschafft, ihn auch diese Regel vergessen zu lassen. Das gab ihm zu denken.
Die Versuchung war groß, mit ihr zum Penthouse zurückzukehren und sie den ganzen Nachmittag zu lieben. Doch ihr misstrauischer Blick ließ ihn anders entscheiden. Inzwischen war er sicher, dass ein Mann sie in der Vergangenheit verletzt haben musste. Seine vorsichtigen Versuche, sie danach zu fragen, hatte sie alle abgewehrt. Nun, Geduld war eine Tugend, ermahnte er sich. Gina würde ihm gehören, aber er würde sie nicht drängen.
„Du entscheidest, was wir mit dem restlichen Tag anfangen.“ Er zwang sich, von ihr zu lassen. „Wir können nach Hause gehen und uns ausruhen …“, seine Augen blitzten unmissverständlich auf, „… oder wir können wie geplant das Pantheon besuchen.“
Gina starrte ihn an, noch immer benommen von dem feurigen Kuss. Ein Teil von ihr wünschte, er würde ihr die Entscheidung abnehmen, sie ins Apartment bringen und mit ihr ins Bett gehen. Aus Angst konnte sie sich jedoch nicht eingestehen, dass sie genau das wollte. Es war mehr als nur der nächste Schritt, es war der Sprung von der Klippe.
„Ich will keine Affäre mit dir“, brachte sie hervor und krümmte sich, weil sie es mit so brutaler Offenheit sagte. Doch sie musste es ihm – und sich selbst – klarmachen.
Abschätzend kniff er die Augen zusammen. „Wieso nicht? Du kannst nicht bestreiten, dass die Chemie zwischen uns stimmt, nicht, wie du mich eben geküsst hast. Früher waren wir richtig gut zusammen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Vor zehn Jahren wolltest du nur Sex von mir.“
„Das stimmt nicht.“ Auch wenn es so angefangen hatte, gestand er sich ein. Er hatte sich zu Gina hingezogen gefühlt, allerdings war er davon ausgegangen, dass er sich schnell mit ihr langweilen würde, wenn er erst mit ihr geschlafen hatte. Irgendwann langweilte er sich mit jeder seiner Gespielinnen. Zu seiner Überraschung hatte er damals jedoch feststellen müssen, dass sein Verlangen nach ihr nicht abkühlte, sondern im Gegenteil stetig wuchs. Er hatte ständig mit ihr zusammen sein wollen, bis nach ein paar Wochen die Alarmsirenen in ihm nicht mehr zu überhören waren und er die Beziehung beendet hatte.
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