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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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unter den Straßenkötern Le Ros geträumt und sie hatte ihm den Höhepunkt vermasselt. Das konnte sie kaum wieder gut machen. Also brach sie das Tabu und stellte ihm flüsternd in Aussicht:
    „Du darfst dafür auch in mein Zimmer, los komm!“
    Er begriff gar nichts, starrte sie nur verwirrt an und behielt dabei diesen Blick in den Augen, der sie immer so fürchterlich schuldbewusst machte. „Nun komm schon, ist alles gut.“ Sie schob ihn sachte nach oben.
    „Ja, ja, du darfst rauf“, versicherte sie erneut.
    Schlaftrunken tapste er die Stufen hinauf. Sie dirigierte ihn in ihr Zimmer, das er erst einmal neugierig schnüffelnd durchstreifte. Schließlich legte er sich, auf den Flickenteppich vor ihr Bett.
    „Braver Hund“, lobte sie ihn und war erleichtert darüber, nun in dieser verstörenden Nacht die Gesellschaft eines lebenden Wesens zu haben. Das Licht im Flur hatte sie brennen lassen und es warf einen warmen, beruhigenden Schein durch die Glasscheibe der Tür in ihr Zimmer.
    Als sie die Augen schloss hörte sie das schaurige Rufen erneut, aber da es sich bald mit dem gleichmäßigen Schnorcheln des Hundes vermischte, verlor es etwas von seiner Bedrohlichkeit und eingelullt von seinem ruhigen Atemrhythmus schlief sie schließlich wieder ein.

    Am nächsten Morgen stieg Yuna beim Aufwachen als Erstes der Duft frisch gebrühten Kaffees in die Nase. Der Hund stürmte bereits nach unten und so stieg auch sie gut gelaunt aus dem Bett, um ihm in die gemütliche kleine Küche zu folgen. Dort hatte ihre Mutter bereits ein leckeres Frühstück bereitet, mit Croissants und köstlichen Pains au chocolat.
    „Du warst schon beim Bäcker?“, fragte Yuna erstaunt.
    Monika Lindberg lachte mädchenhaft und ihr zum Pferdeschwanz gebundenes Haar wippte unternehmungslustig. Ihr Alter sah man ihr wieder einmal überhaupt nicht an.
    „Ja, Morgenstund hat Gold im Mund. Als die Sonne direkt vor meinem Fenster aufging, da musste ich einfach an den Strand. Auf dem Rückweg habe ich schnell ein bisschen eingekauft.“
    Yuna freute sich über diesen angenehmen „Service“, den sie als Single sonst nicht hatte. Meist reichte ihr eine Schüssel Müsli, bevor sie sich mit einem Pot Kaffee sofort an den Computer in ihrem Home Office setzte. Allerdings gehörte sie in Deutschland eher zu den Langschläfern, was sie aber damit entschuldigte, dass sie oft bis weit in den Abend zeichnete. Aber wer fragte danach, Hauptsache, sie erledigte ihre Aufträge fristgerecht. Wie sie sich ihre Zeit einteilte, war ganz allein ihre Sache und das war auch gut so. Schließlich war das die angenehmste Seite des freiberuflichen Lebens und einer der ausschlaggebenden Gründe gewesen, warum sie nicht fest in die Agentur ihrer Freundin eingetreten war. Sie brauchte ihre Freiheit und Selbstbestimmung, nicht nur im Tagesablauf, war für sie generell wichtig, um den Motor ihrer Kreativität in Gang zu halten.
    Sie kam also gut mit ihrem Single-Dasein zurecht, aber der Blick auf den hübsch gedeckten Frühstückstisch machte ihr bewusst, dass ihr manchmal doch jemand fehlte, der sie ein wenig verwöhnte. Nach schlechten Nächten, wie der letzten, fiel ihr das Aufstehen schwer und der Einstieg in den neuen Tag gelang so zweifellos leichter.
    Also ließ sie es sich schmecken und trank genussvoll den Kakao, den ihre Mutter für sie gekocht hatte. So konnte der Tag gerne weitergehen.
    Leider jedoch steckte ihre Mutter voller Tatendrang.
    „Wenn wir am Freitag wieder fahren“, sagte sie für Yunas Geschmack mit einer Portion zu viel Elan, „sollten wir vorher das Haus ein wenig in Ordnung bringen. Was hältst du davon, wenn wir einmal gründlich sauber machen?“
    „Muss das sein?“ So schlimm fand Yuna es im Haus gar nicht. Ein bisschen Staub und ein paar Spinnengewebe, aber darüber konnte man doch hinweg sehen. Ihre Mutter offenbar nicht.
    „Es ist jetzt dein Haus, Yuna. Das heißt, du hast nun dafür die Verantwortung und musst dich auch ein bisschen darum kümmern. Wenn etwas kaputt ist, müssen wir es instandsetzen lassen, damit es im Winter, wenn die Stürme kommen keinen Schaden nimmt.“
    „Das ist mir bewusst“, sagte sie darum, „aber hat das nicht noch ein bisschen Zeit? Wir haben gerade mal Sommeranfang und sind doch bald für mehrere Wochen hier.“ Yuna stand der Sinn wirklich nicht nach Großreinemachen. Die wenigen Tage die noch blieben, wollte sie viel lieber mit Julien am Strand und in den Klippen verbringen. Aber da ihre Mutter so

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