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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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tust!“, neckte sie ihn. „Dir scheint die Kälte ja nichts anzuhaben.“
    Er zuckte lachend die Schultern.
    „Du machst mich eben so heiß!“
    „Wie profan!“
    „Stimmt. Zweiter Versuch: Ich bin eben von heißerem Geblüt.“
    „Schon etwas besser, aber es könnte auch romantischer gehen und lass etwas weniger den Gutsherrn raushängen… so von wegen Geblüt und Gestüt….“ Sie kicherte etwas mädchenhaft albern.
    Er zog sie wortlos an sich und küsste sie ziemlich frech und herausfordernd, sagte dann aber gleich entschuldigend: „Wo Worte fehlen, muss man schweigen und Taten sprechen lassen.“
    Darin konnte sie ihm nur beipflichten und gab zu:.
    „Du scheinst eindeutig eine großartige praktische Begabung zu haben“, Dabei dachte sie, dass sie sich also ganz wunderbar ergänzen würden.
    Ein Liebhaber musste wirklich nicht geschwätzig sein und für den nötigen Schuss Romantik konnte sie gegebenenfalls selber sorgen. Obwohl Julien da ganz offensichtlich ein wenig kokettierte und sein Licht erheblich unter den Scheffel stellte. Allein der süße Baiser-Gruß sprach doch für ein diesbezügliches Talent auch bei ihm. Und wenn sie ehrlich war, hatte sie noch nie einen Mann gekannt, der mit solcher Sinnenfreude erst mehr als ein Dutzend Austern und dann sie verspeist hatte.

    Über dem Meer war der Mond aufgegangen. In dem weißen Licht, das er durch Yunas Fenster warf, wirkte das Glänzen des Medaillons seltsam unwirklich und geheimnisvoll.
    Julien hatte sie heimgebracht und sich dann liebevoll verabschiedet. Auf leisen Sohlen war sie ins Haus geschlichen, um ihre Mutter nicht zu wecken, hatte den im Tiefschlaf auf der Treppenstufe vor sich hin träumenden Hund überstiegen und war auf Zehenspitzen in ihr Zimmer getrippelt, wobei sie ein wenig um ihr Gleichgewicht ringen musste. Zu viel Champagner?
    Sie hatte eine angenehme Bettschwere, wie meistens nach dem Sex, und freute sich auf ihre mollige Bettdecke, da ihr nun doch ein wenig kalt geworden war. Aber als sie in ihr Nachthemd geschlüpft war und gerade ins Bett steigen wollte, fühlte sie sich wie magisch von dem Schmuckstück angezogen. Mit zwei Schritten war sie am Schreibtisch und musste es einfach noch einmal in die Hand nehmen.
    Es war, als hätte sie in eine Flamme gefasst und erschreckt ließ sie es zurück auf die Schreibtischplatte fallen.
    Als sie ihre Hand besorgt betrachtete war sie jedoch unversehrt.
    Was für eine merkwürdige Einbildung, dachte sie, als sie ins Bett stieg und sich unter die Decke kuschelte. Und bevor sie einschlief fragte sie sich, wem dieses Medaillon wohl gehört haben mochte? Wer es an diesem Strand verloren hatte? Vielleicht eine junge Frau, die es von ihrem Freund geschenkt bekommen hatte? Bestimmt war sie sehr traurig über den Verlust gewesen.
    Sie schloss die Augen und als sie in den Schlaf hinüber dämmerte, sah sie, in ihrer Fantasie und schon halb im Traum, eine junge Frau in altmodischer Kleidung am Strand entlang laufen, die offenbar mit einem jungen Mann, der hinter ihr her rannte, Fangen spielte. Aber ehe der Mann sie erreichte, schob sich plötzlich eine dicke graue Nebelwand vor die Szene und eine riesige Welle baute sich wie bei einem Tsunami zwischen den Felsen auf und schlug über den lachenden jungen Menschen zusammen. Möwen schrien klagend auf. Als sich der Nebel verzog, war der Strand menschenleer. Nur das ablaufende Wasser spielte zwischen den Felsspalten eine schmerzliche Melodie, die wie das Schluchzen eines weinenden Babys klang.

5
Verwirrende Spuren

    Wenn Gaud fragte: „Wie lange wirst du mich lieb haben, Yann?“ antwortete er, in dem er sie mit seinen schönen, ehrlichen Augen erstaunt und voll ansah: „Aber Gaud, immer!“
    Und doch war sie von großer Bangigkeit erfüllt in ihrem Glück, das ihr so unverhofft gekommen schien, flüchtig wie im Traum…
    Pierre Loti, Islandfischer

    In der Nacht fuhr Yuna völlig verstört hoch und wusste im ersten Augenblick gar nicht, wo sie sich befand. Als ihr Orientierungsvermögen langsam zurückkehrte, stellte sie fest, dass sie kerzengerade im Bett saß und am ganzen Körper zitterte. Was hatte sie nur so aufgeschreckt? Ein Albtraum? Aber sie konnte sich an nichts Derartiges erinnern.
    Dann hörte sie es und erschrak erneut – unheimliche Rufe drangen vom Meer zu ihr herüber. Kurz und abgehackt oder lang gezogen und dumpf verklingend. Sie war sich nun sicher, davon geweckt worden zu sein und als ihr Blick unwillkürlich zur Balkontür

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