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Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Titel: Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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sprechen wünsche.
    Elizabeth war eine Gewitterwolke, als er eintrat. Sie zog das Spitzenjäckchen über der Brust zusammen.
    »Wo hast du sie eigentlich her?« fragte sie verbittert. »Aus den Folies Bergeres?«
    »Aber Elizabeth...«
    »Ihre Aufmachung hat mich nicht eine Minute getäuscht. Wahrscheinlich glaubst du, sehr klug gewesen zu sein, nicht wahr?«
    »Unsinn. Du hast Miss Grecco selbst aus den drei Angeboten, die die Stellenvermittlung uns geschickt hat, ausgesucht. Bis heute habe ich die Frau noch nie gesehen.«
    »Du gibst jedoch zu, dass sie hübsch ist?«
    »Miss Grecco ist attraktiv – ja. Aber hübsch – nein.«
    Elizabeth lachte kurz auf. Dann setzte sie ihre Lesebrille auf und verbarg dahinter die Gespanntheit ihrer Augen. »Also gut – behalten wir sie hier. Es wird interessant sein, euch beide zu beobachten. Aber damit kein Irrtum entsteht, Arnold: Ich werde aufpassen!«
    »Jetzt redest du wirklich Unsinn.«
    »Ich kenne dich, Arnold, kenne dich durch und durch. Die ganze Zeit höre ich schon dein romantisches kleines Herz hämmern.«
    »Elizabeth, bitte...«
    »Dann geh jetzt und sage Miss Grecco, dass sie angestellt ist. Nein, lass das; ich werde es ihr selber sagen.« Sie griff nach der Glocke und läutete heftig. Das beharrliche Klingeln veranlasste Arnold zu einer Grimasse, aber Elizabeth hörte erst damit auf, als Miss Grecco merkte, dass es ihr galt.
    »Ja, Mrs. Bourdon?« sagte Miss Grecco, als sie in der Tür erschien.
    »Ich möchte heute Vormittag ins Freie gefahren werden«, sagte Elizabeth. »Dazu brauche ich Ihre Hilfe. Außerdem möchte ich, dass Sie sich um Arnolds Mittagessen kümmern; unsere Köchin hat eine Vorliebe dafür, alles zu braten, und Arnold hat einen empfindlichen Magen. Sie sehen also«, meinte sie hinterhältig, »ich bin hier nicht der einzige Mensch, der betreut werden muss. Mein Mann verdient es ebenfalls.«
    »Ja, Mrs. Bourdon«, sagte Miss Grecco und blickte Arnold mit einer Spur von Panik in ihren bezaubernden veilchenblauen Augen an.
    Es vergingen zwei Monate, ehe er sie küsste. Es waren zwei anstrengende Monate gewesen, in denen das Läuten von Elizabeths Glocke unablässig durch das Haus hallte: nicht so sehr, um jemanden zu rufen, sondern vielmehr als Warnung. Sie war eifersüchtig, und sie genoss ihre Eifersucht mit einem seltsamen, perversen Vergnügen. Ständig spielte sie auf die keimende Romanze der beiden an und lachte in sich hinein, wenn das Blut in Miss Greccos alabasterfarbene Wangen stieg. Arnold gegenüber begnügte sie sich allerdings nicht mit Anspielungen; ihn beschuldigte sie offen. Schließlich, als wäre er es müde, eines Verbrechens verdächtigt zu werden, das er gar nicht beging, küsste Arnold Miss Grecco.
    Es geschah in der Küche, gegen Mitternacht. Miss Grecco war nach unten gekommen, um einsam noch eine Tasse heiße Schokolade zu trinken. Als Arnold eintrat, sagte er nichts. Miss Grecco wirkte in ihrem Schlafrock besonders weiblich. Ihr kastanienbraunes Haar, das sie normalerweise straff gekämmt und festgesteckt trug, hing ihr lose auf die Schultern hinunter.
    »Möchten Sie auch eine Tasse heiße Schokolade?« flüsterte sie.
    »Ja – gern«, sagte Arnold. Dann nahm er sie in seine Arme.
    Eine halbe Stunde danach legte Miss Grecco ihren Kopf an seine Schulter und sagte: »Ich liebe dich, Arnold.«
    »Ich liebe dich auch.«
    Sie seufzte. »Aber es ist hoffnungslos, nicht wahr?«
    »Das hängt davon ab, was du unter hoffnungslos verstehst.«
    »Natürlich die Ehe.«
    »Oh.«
    »Das verstehst du doch auch darunter, nicht wahr?«
    »Normalerweise schon«, sagte Arnold zerknirscht. »Aber wie du weißt, bin ich verheiratet.«
    »Schließlich gibt es Scheidungsgerichte.«
    »Aber auch Armenhäuser.«
    Miss Grecco löste sich aus seinen Armen. »Dann brauchen wir wohl nicht mehr darüber zu sprechen.«
    »Wir können doch nicht zulassen, dass...«
    »Was gibt es anderes? Ich habe keine Lust, mein ganzes Leben in Armut zu verbringen, Arnold.«
    »Das klingt entsetzlich nach einem romantischen Roman. Mir wäre etwas anderes lieber – eine Geliebte.«
    »Und mir – ein Ehemann.«
    Jetzt seufzte Arnold.
    Sie saßen einen Meter voneinander entfernt am Küchentisch, die leeren Tassen in den Händen, und warteten, dass ihnen irgendetwas einfiele. Die Gedanken, die schließlich zum Ausdruck kamen, waren für beide nicht neu – besonders nicht für Arnold.
    »Kennst du dich mit Pentathalymin aus?« sagte er.
    »Mit dem Mittel, dass ich

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