Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser
sagte sie boshaft lächelnd. »Immer hast du eine Frau gefunden, die dir half, nicht wahr? Aber jetzt ist sie weg, und nun musst du dich wieder mit mir begnügen – mit mir armem krankem Etwas.« Sie rollte näher. »Hast du getan, was ich dir gesagt habe? Hast du die Stellenvermittlung angerufen?«
»Ja«, sagte er müde. »Heute Nachmittag kommen die Bewerberinnen, unter denen du wählen kannst. Sie sind angewiesen worden, zu verschiedenen Zeiten zu kommen- die erste um zwei.«
»Gut.«
»Ich glaube, ich werde ins Kino gehen«, sagte Arnold. »Vorausgesetzt, dass du mich hier nicht brauchst.«
»Geh nur«, sagte Elizabeth mit unterdrücktem Lachen. »Sieh dir einen hübschen romantischen Film an, Arnold, mit viel Leidenschaft und vielen hübschen Mädchen. Schlag es dir aus dem Kopf, Arnold; schlag es dir endgültig aus dem Kopf!«
Unvermittelt drehte sie mit ihrem Rollstuhl um und ließ ihn allein zurück.
Um fünf kam er wieder nach Hause. Kaum hatte er die Haustür hinter sich geschlossen, als oben die Glocke läutete. Er warf seinen Mantel über die Rückenlehne des Sofas und schleppte sich die Treppe hinauf. Elizabeth lag im Bett und wickelte das Haar auf Lockenwickler auf. Sie war beinahe leutselig.
»Die Sache ist erledigt, Arnold. Ich habe die vollkommene Frau gefunden.«
»Das freut mich, Elizabeth. Sind alle pünktlich gekommen?«
»Die ersten beiden waren unmöglich«, sagte sie höhnisch. »Viel zu jung. Du weißt selbst, wie du immer hinter jungen Frauen her bist, Arnold. Aber diejenige, die ich jetzt genommen habe, wirst du bestimmt äußerst attraktiv finden – wenn auch auf reife Weise attraktiv. Sie ist unten in der Küche. Warum gehst du nicht hinunter – und siehst sie dir an?« Sie kicherte.
»Du scheinst das Ganze äußerst amüsant zu finden.«
»Amüsant? Warum? Geh doch hinunter, Arnold, und sieh sie dir selbst an. Vielleicht gefällt sie dir. Vielleicht sogar noch mehr als diese Miss Grecco. Nun geh schon!«
Er furchte die Stirn und verließ das Zimmer.
In der Küche stand die beleibte und kleine Gestalt einer Frau am Herd und beobachtete den Kaffeefilter. Als Arnold eintrat, drehte sie sich um. Sie war Mitte Sechzig, hatte strähniges weißes Haar, mehr als nur ein Doppelkinn und rote Backen.
»Wünscht sie mich?« flüsterte sie, »die Missus? Ich war gerade dabei, Kaffee aufzugießen.«
Von oben erscholl wieder das Scheppern der Glocke. Ärgerlich ging Arnold zur Treppe und blickte nach oben. Seine Frau stand in der Tür ihres Schlafzimmers. »Wie gefällt sie dir?« schrie Elizabeth. »Wie gefällt dir dein neues Traummädchen, Arnold?« Dann lachte sie wild und knallte die Tür hinter sich zu.
Mit rotem Kopf kehrte Arnold in die Küche zurück.
»Das Beruhigungsmittel bekommt meine Frau immer um neun«, sagte er knapp, »und zwar pünktlich.«
»Darum werde ich mich schon kümmern«, sagte die Frau.
»Die Dosis ist auch klar?«
»Ja. Immer einen Kubikzentimeter mehr als verordnet.«
»Richtig. An sich dürfte es nicht mehr lange dauern, bis sie fertig ist. Gott allein weiß, wieso sie es so lange aushält.« Liebevoll tätschelte er die roten Backen der Frau. »Ich bin dir wirklich dankbar, Mutter.«
Sie strahlte glücklich und ging dann in den ersten Stock hinauf, weil die Glocke wieder läutete.
Die Macht des Gebetes
D urch einen einzigen Regenguss am Sonntagvormittag wurde Father Amion vom Himmel daran erinnert, dass das Dach seiner bescheidenen Kirche dringend einer Reparatur bedurfte. In der folgenden Woche kam man auf der Sitzung des Kirchenvorstands zu dem Schluss, dass neun Jahre zwischen zwei Anstrichen zu lange wären; aber Vorschläge, woher die dazu notwendigen Mittel kommen könnten, wurden nicht gemacht. Und an einem anderen Sonntag, als er seine Predigt vor einer Gemeinde von weniger als vierzig Seelen hielt, kam eine Gruppe von Menschen, die sich verspätet hatten, durch den Mittelgang, und dabei quietschten die Bohlen des Fußbodens so, dass er auf der Kanzel zusammenfuhr.
Es war daher begreiflich, dass Father Amion mehr als sonst auf die Beträge achtete, die bei der Kollekte zusammenkamen. Die Gemeinde, der er diente, war in kirchlicher Hinsicht unübertrefflich, da die Gemeindemitglieder arm und des Trostes, den er bieten konnte, besonders bedürftig waren. Aber als Gemeindepfarrer sagte er eines Tages – mit einem betrübten Lächeln auf dem freundlichen Gesicht – zu Bischof Cannon, dass die Kirche nicht einmal wohlhabend genug wäre,
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