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Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Titel: Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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ihr jeden Abend gebe?«
    »Ja.«
    »Ich weiß, dass es ein starkes Beruhigungsmittel ist. Nachts ist sie häufig unruhig – dann hilft es ihr.«
    »Mit der richtigen Dosis und so weiter weißt du auch Bescheid ?«
    »Ich weiß, dass das Mittel gefährlich ist, dass eine Überdosis sich auf das Gehirn auswirken kann und möglicherweise eine Blutung verursacht.«
    »Aber in der Dosis, die du ihr gibst, irrst du dich natürlich nie.«
    »Natürlich nicht.«
    »Das wäre sehr dumm«, sagte Arnold nachdenklich.
    »Ja, das wäre es«, sagte Miss Grecco. »Es ist so leicht nachzuweisen.«
    »Stimmt es denn nicht, dass eine Überdosis nicht nachgewiesen werden kann, wenn man sie über einen längeren Zeitraum verteilt? Soviel ich weiß, hat ein zusätzlicher Kubikzentimeter pro Abend dieselbe Wirkung, nur nicht sofort.«
    »Ja, ich glaube, das stimmt.«
    »Sie würde von Tag zu Tag schwächer werden.«
    »Und die Übelkeit? Das ist ein sicheres Symptom.«
    »Schon, aber sie muss nicht unbedingt auf das Mittel zurückzuführen sein. Der Unterschied in der Flasche würde auch kaum erkennbar sein. Wie lange würde es deiner Ansicht nach dauern, bis sie...?«
    »Ganz genau weiß ich es nicht.«
    »Aber ungefähr!«
    »Vielleicht zwei Monate«, sagte Miss Grecco.
    »Das wäre dann also Juni«, sagte Arnold Bourdon und lächelte gefühlvoll.
    Als Dr. Ivey zwei Wochen später gerufen wurde, verbrachte er eine volle Stunde hinter der geschlossenen Tür von Elizabeths Schlafzimmer, und als er wieder erschien, machte er einen verlegenen und unglücklichen Eindruck. Er bat darum, Arnold unter vier Augen sprechen zu dürfen, und da er ein redlicher Mann war, gab er zu, sich der Ursachen für das Befinden von Elizabeth nicht ganz sicher zu sein.
    »Diese Anfälle von Übelkeit, die sie jetzt hat«, sagte er. »Sie sind in derartigen Fällen nicht üblich, und trotzdem kann ich keinen anderen Grund finden. Sie ist äußerst schwach, aber das ist verständlich, und ihr Blutdruck ist höher, als er sein sollte.«
    »Können Sie nicht irgendetwas für sie tun?« sagte Arnold voller Mitgefühl.
    »Ich habe ihr befohlen, den Rest der Woche im Bett zu bleiben; vielleicht hat sie sich in letzter Zeit zu viel zugemutet. Außerdem...« Er verstummte und blickte Arnold verlegen an. »Ihr Geisteszustand scheint mir auch nicht ganz normal zu sein. Scheinbar hat sie irgendwelche seltsamen Vorstellungen von ... nun ja, von Ihrer Miss Grecco.«
    »Welche Art von Vorstellungen?«
    »Ihre Frau ist ein phantasievoller Mensch. In ihrem behinderten Zustand kommt sie daher auf alle möglichen Gedanken. Sie wissen, was ich meine...«
    »Miss Grecco ist absolut loyal«, sagte Arnold. »Ich bin überzeugt, dass Elizabeth dies auch selbst zugeben würde. Offengestanden weiß ich nicht, wie wir früher ohne sie ausgekommen sind.«
    »Das mag sein. Aber immerhin sollte man dies berücksichtigen. Wenn Sie mich vor meinem regulären Besuch im nächsten Monat brauchen, Mr. Bourdon, so zögern Sie bitte nicht, mich zu rufen.«
    Und Arnold rief ihn tatsächlich – vier Tage danach. Elizabeth war, als sie durch den Garten geschoben wurde, plötzlich ohnmächtig geworden. Miss Grecco jedoch hatte sofort das Richtige getan. Sie hatte die Kleidung ihrer Arbeitgeberin gelockert, hatte deren Kopf zwischen ihre Knie genommen und sie bald wieder zu Bewusstsein gebracht. Dr. Ivey, der eine Stunde später eintraf, machte ihr Komplimente über ihre Geistesgegenwart und schlug vor, Miss Grecco solle sich als Krankenschwester ausbilden lassen. Miss Grecco lehnte mit der Begründung ab, sie habe für die Zukunft andere Pläne.
    Eine Woche darauf wollte Elizabeth selbst den Arzt sprechen. Sie drohte, ihm die Behandlung zu entziehen, wenn es ihm nicht gelänge, ihren gesundheitlichen Zustand zu bessern, und steigerte sich in derartige Erregung, dass sie sich auf dem kostbarsten orientalischen Teppich des Wohnzimmers übergab.
    »Die Nerven«, sagte der Arzt zu Arnold. »Die Frau ist nur noch ein einziges Nervenbündel. Sie müssen sie sorgfältig beobachten, Mr. Bourdon; wenn ihr Zustand sich nicht bis zum Wochenende gebessert hat, halte ich es für richtig, dass wir sie zur Beobachtung ins Krankenhaus bringen.«
    Arnolds blaue Augen weiteten sich bei dieser unheilvollen Erklärung.
    »Das können Sie nicht tun«, stammelte er. »Ich meine, Elizabeth würde nie einwilligen.«
    »Das wird sie müssen«, sagte Dr. Ivey fest. »Wenn sie es nicht tut, übernehme ich für die Folgen keine

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