EIN CHEF ZUM VERLIEBEN?
verlässt“, sagte Lillian, als Max sich im Wintergarten neben sie auf das Bänkchen setzte. „Sie meinte, dass sie ihre Karriereziele woanders besser verwirklichen könnte.“
Dana hatte sich also mit seiner Großmutter getroffen. Warum überraschte ihn das nicht? „Ist wohl so.“
„Ich dachte immer, sie würde hier bei uns Karriere machen, vor allem nachdem du endlich ihr großes Talent erkannt hast.“
Am liebsten wäre er aufgesprungen und weggelaufen. Aber das würde Lillian nicht zulassen.
„Sie bleibt natürlich, bis der Film fertig ist. Was sie danach tut, ist ihre Entscheidung.“ Es sei denn, ich verlange von ihr, dass sie sich an ihren Wetteinsatz hält, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Es war ihm zwar nicht leichtgefallen, aber er hatte seinen persönlichen Kleinkram alleine geregelt, ohne sie auch nur ein einziges Mal um Hilfe zu bitten. Dadurch war ihm erst so richtig bewusst geworden, wie viel Dana tagein, tagaus für ihn erledigt hatte.
Dana stand stets zu ihrem Wort, so gut kannte er sie. Wenn sie die Wette verloren hatte, konnte er sie darauf festnageln und zum Bleiben zwingen.
Aber wollte er das, wo er doch wusste, wie sie zu ihm stand? Dass sie ihn liebte? War es fair, sie zum Bleiben zu nötigen, wenn er ihr nicht das geben konnte, was sie sich ersehnte – seine Liebe?
„Hat diese Entscheidung irgendwas mit dir zu tun?“
Diese blöde Fragerei! Er wollte nicht über Dana reden. Er wollte nicht darüber nachdenken, wie leer sein Haus in den vergangenen Tagen ohne sie gewesen war. Und er hatte auch keine Lust, seiner Großmutter – ausgerechnet seiner Großmutter! – das Herz auszuschütten und sich vielleicht hinterher noch kritisieren oder sogar als Dummkopf beschimpfen zu lassen. „Mit mir? Könnte schon sein.“
Lillian lächelte versonnen und setzte zu einem ihrer berühmten Vorträge an. „Die Leute glauben immer, dein Großvater und ich wären das Traumpaar schlechthin gewesen, aber so etwas sieht immer nur von außen so aus. Glaub mir, mein Junge, wir sind auch nicht immer glänzend miteinander klargekommen. Wie bei dir und Karen: Wir haben uns gestritten, wir haben uns wieder vertragen. So ist Liebe nun mal – Feuer und Eis. Aber was mir bei dir und Karen damals aufgefallen ist: Ihr hattet nie diese angenehmen, ruhigen Zeiten, in denen man einfach das Zusammensein genießt und sich dabei wohlfühlt. Bei euch ging es immer von einem Extrem ins andere, Liebe oder Zorn. Aber eine Liebe, die Bestand haben soll, braucht auch ruhige Zeiten.“
Nervös rutschte er auf seinem Sitzkissen hin und her. Die Wendung, die das Gespräch nahm, gefiel ihm ganz und gar nicht. „Äh, Lillian, eigentlich bin ich gekommen, um mit dir über den Film zu sprechen.“
„Über den Film brauche ich nicht zu reden. Ich kenne die Geschichte doch. Ich will dir den Teil erzählen, den ich in meinen Gesprächssitzungen mit Cece ausgelassen habe.“ Sie ergriff seine Hand. „Ich habe nicht mehr lange zu leben, Max. Und bevor ich diese Welt verlasse … möchte ich noch, dass du glücklich wirst.“
Tiefe Trauer befiel ihn. Bald würde Lillian nicht mehr da sein, und er würde mit ihr keine Gespräche wie dieses hier mehr führen können.
„Aber ich bin doch glücklich“, protestierte er.
„Nein. Du warst früher mal glücklich, meistens jedenfalls. Und dann ist Karen gestorben. Ich weiß, wie hart der Verlust war. Ich weiß, dass du lieber an ihrer Stelle gewesen wärst und dass du ohne sie nicht weiterleben wolltest. Ich weiß das deshalb so genau, weil es mir ebenso ergangen ist, als dein Großvater mich verließ.“ Sie seufzte kurz auf.
„Aber meine Zeit war damals noch nicht gekommen und deine auch nicht. Wir haben hier auf Erden noch etwas zu erledigen. Ich hatte meine Söhne und meine Enkel und den Plan, die Geschichte von Charles und mir auf die Leinwand zu bringen. Das hielt mich aufrecht, das trieb mich voran. Denk mal darüber nach, was es bei dir gewesen sein könnte.“
„Mein Beruf.“
„Nein, es war nicht nur die Arbeit, die dich jeden Tag hat aufstehen und weitermachen lassen.“
„Wovon redest du?“
„Das musst du schon selbst herausfinden, Max. Denk immer daran: Die, die uns geliebt haben – Karen und mein Charles – würden wollen, dass wir glücklich sind. Auch ohne sie.“
Sie winkte nach ihrer Pflegerin, die etwas abseits gewartet hatte.
„Lillian …“
„Ich fühle mich jetzt etwas erschöpft, Max. Geh du wieder an die Arbeit. Ich weiß, du
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