EIN CHEF ZUM VERLIEBEN?
ihr gesundheitlich zusehends schlechter ging.
Kurz überlegte Dana, ob sie sich ihnen anschließen sollte, aber sie war zu aufgeregt. Inmitten der vielleicht zweihundert Gäste fühlte sie sich wie eine Außenseiterin. Ihr Gewissen plagte sie. Noch nie in ihrem Leben hatte sie ein Versprechen gebrochen, aber jetzt spielte sie ernsthaft mit dem Gedanken, ihren Wetteinsatz nicht einzulösen.
Würde sie die Schuldgefühle aushalten können, wenn sie kniff und nach der Filmpremiere im nächsten Monat einfach Los Angeles verließ und nach Hause zurückkehrte?
Wahrscheinlich nicht.
Aber vielleicht würde sie lernen können, mit diesen Schuldgefühlen zu leben.
Sie brauchte ihre Eltern, die gefühlvollen Umarmungen ihres Vaters und die sanfte Weisheit ihrer Mutter. Regelmäßige Telefonkontakte konnten einfach die persönlichen Gespräche nicht ersetzen. Deshalb hatte sie ihren Eltern auch noch gar nicht berichtet, was in ihrem Privatleben vor sich ging. Auf jeden Fall würde sie nach Abschluss des Projekts erst mal Urlaub nehmen und sie besuchen. Das hatte sie sich wirklich verdient.
Aber vorher musste sie noch die kommenden Wochen durchstehen.
Die Gäste warteten ungeduldig, aber ohne Max konnte es nicht losgehen. Wo mochte er nur stecken?
Als sie gerade ihr Handy aus der Handtasche holen und ihn anrufen wollte, betrat er den Saal. In seinem edlen Frack sah er großartig aus.
Er wandte sich um und sprach mit jemandem hinter ihm. Dana versuchte zu erkennen, wer es war. Sie befürchtete, ihre Rede nicht durchstehen zu können, falls er eines seiner austauschbaren dummen Blondchen als Abendbegleitung mitbrachte. Es würde sie zu sehr deprimieren, ihre Nachfolgerin zu sehen.
Doch es waren ihre Eltern, die hinter ihm standen. Das überraschte sie wirklich. Was machten denn die hier? Eigentlich waren sie doch zur Premiere eingeladen, nicht zur Präsentation des Rohschnitts. Aber egal, Hauptsache, sie waren hier. Sie hatte sich so nach ihnen gesehnt!
Aufgeregt eilte sie durch den Raum, schlängelte sich an Kellnern und Gästen vorbei. Max sah sie schon von Weitem und lächelte. Voller Freude umarmte sie erst ihre Mutter, dann ihren Vater.
Ihre Augen wurden feucht, und sie spürte einen Kloß im Hals. Ihr Vater schien zu spüren, wie aufgewühlt sie war, und hielt sie ganz fest im Arm.
„Was ist denn los, mein Kleines?“, flüsterte er. Dana riss sich zusammen und zwang sich zu einem Lächeln. Es würde keinen guten Eindruck machen, jetzt loszuheulen.
„Daddy, Mom, was macht ihr denn hier?“, fragte sie und hoffte, ihre Eltern würden das Zittern in ihrer Stimme nicht bemerken. Doch im Gesichtsausdruck der beiden konnte sie ablesen, dass ihnen klar war, dass etwas nicht stimmte.
Ihre Mutter ergriff ihre Hand; das beruhigte sie etwas. „Das war Max’ Idee. Er meinte, es wäre doch schön, wenn wir bei deinem großen Auftritt dabei wären.“
Max. Beglückt sah sie ihn an. Wie sollte sie ihre Liebe zu ihm vergessen können, wenn er so wunderbare Dinge für sie tat?
„Ich danke dir vielmals, Max.“ Insgeheim war sie stolz auf sich, dass sie bei diesen Worten einigermaßen normal klang.
„Kein Problem, das habe ich doch gerne getan. Tut mir nur leid, dass dein Bruder und seine Familie es nicht rechtzeitig schaffen konnten. Aber die kommen dann zur Premiere.“ Bewundernd betrachtete er ihr Abendkleid. „Du siehst einfach umwerfend aus, Dana. In diesem Kleid stellst du sogar die Filmstars in den Schatten, die heute hier sind.“
Sei nicht immer so verflixt nett zu mir!, hätte sie ihm am liebsten ins Gesicht geschrien, aber sie biss sich auf die Zunge. Eigentlich wollte sie ihn hassen, um ihn ohne Schuldgefühle verlassen zu können. Und ihn dann vergessen.
„Danke.“ Mehr brachte sie nicht heraus.
Er sah auf seine Uhr. „Es ist gleich so weit. Bist du bereit?“
Nervös räusperte sie sich. „Ja, klar.“
„Gut. Wir wollen noch schnell deine Eltern meiner Großmutter und meinen Eltern vorstellen, dann zeige ich ihnen ihren Tisch.“
Doch dazu kamen sie nicht, denn plötzlich ertönten am anderen Ende des Saales laute Stimmen. David und Markus waren in einen handfesten Streit geraten – wieder einmal. Die Streitereien und Kräche der beiden Brüder waren legendär, aber Dana hatte gehofft, an so einem feierlichen Abend würden sie sich zusammenreißen.
David holte aus und wollte Markus einen Schwinger verpassen, doch er verfehlte ihn. Schockiert sah Dana zu, wie Dev und Jack, die in der Nähe
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