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Ein Clochard mit schlechten Karten

Ein Clochard mit schlechten Karten

Titel: Ein Clochard mit schlechten Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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des Jungen in der
Winterjacke. Der dritte im Bunde schlief wie ein Murmeltier, ohne das geringste
Geräusch von sich zu geben, weder aus der Kehle noch aus der Nase. Im ganzen gesehen waren die drei ein ruhiges Trio. Draußen
jedenfalls hatte ich nicht den leisesten Mucks gehört.
    „Guten Abend, Messieurs “, grüßte ich freundlich.
    „ Oooh “,
stieß der Junge am Lichtschalter hervor. „Du auf, Kollege. Wir schlafen. Morgen
arbeiten.“
    Er sprach so akzentfrei wie
möglich. Komisch, aber ich hatte das Gefühl, daß er sich Mühe gab, Kauderwelsch
zu reden. Der aus dem Bett - er jetzt auch auf - stellte sich zu uns. Er war
unter der Decke vollständig angezogen gewesen: Straßenanzug, graue Jacke,
braune Hose. Lächelnd zog er mich am Arm ins Zimmer. Dann schloß er die Tür und
stellte sich davor.
    „Schlüssel“, sagte er und
streckte mir eine Hand entgegen.
    Er lächelte immer noch,
allerdings wenig verführerisch.
    „Kein Schlüssel, Kollege“, gab
ich zurück. „Kein Schlüssel bei mir.“
    Das stimmte sogar. Ich hatte
ihn von außen steckenlassen. Er öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen oder zu
fluchen (letzteres wohl eher, wie ich in seinen Augen lesen konnte). In diesem
Moment machte der dritte Araber, der friedliche Schläfer, einen Hechtsprung.
Vielleicht hatte er einen Alptraum gehabt, oder eine dicke Wanze hatte ihn
besonders gemein gebissen. Die Decke flog zur Seite, außerdem noch was weniger
Friedliches. Dumpf fiel es auf den Holzfußboden. Eine hübsche, kleine
Maschinenpistole.
    Meine drei Beduinen fingen an,
in ihrer Sprache rumzuschnauzen . Ich konnte nicht
behaupten, besonders überrascht zu sein. In diesem Zimmer war wohl das Ungewöhnliche
die Norm... Aber trotzdem war ich verdutzt genug, um eine unangebrachte
Bewegung zu machen. Eine Bewegung, die man besser nicht macht. Bei einem
Haushaltsgerät solchen Kalibers brauchte ich einfach eine Beruhigungsspritze.
Ich fuhr mit der Hand in die Tasche, in der meine Kanone wartete. Das war mein
Verderben. Die Kerle hier paßten gut auf. Kannten
sich aus in schnellen Bewegungen und kapierten schnell, obwohl sie gar nicht so
aussahen. Sie sprangen mich an wie Araberhengste in der freien Wildbahn. Und
ich sage Ihnen: der Schlag, den ich verpaßt kriegte, war nicht von schlechten
Eltern. Einer, wie er im Buche steht. In diesem Zimmer war so was wohl an der
Tagesordnung. Aber Wanda war wenigstens hübsch und roch gut. Dagegen diese
Kerle hier heute nacht ... Nein, also wirklich...
     
    * * *
     
    Zuerst kamen die Geräusche von
weither, gedämpft, wie durch Watte. Dann näherten sie sich, wurden deutlicher.
Nach und nach gelang es mir, die Laute zu orten und zu identifizieren.
Verstehen konnte ich jedoch nichts. Um mich herum wurde eine fremde Sprache
gesprochen, rauh , kehlig ,
hier und da ein hoher, spitzer Ton. Ach so! Ich war Gefangener der Fellaghas
oder so was Ähnliches.
    Ich öffnete vorsichtig die
Augen.
    Drei Leute interessierten sich
für mich. Allerdings nicht die von vorhin. Ihre ethnische Herkunft war aber
dieselbe.
    Ich lag auf Lehmboden. Nicht
sehr bequem. Hatte zwar völlige Bewegungsfreiheit, aber im Moment keine große
Lust, sie zu nutzen. Wir befanden uns wohl in einem ziemlich großen Kellerraum,
der als Versammlungsort diente. Ich sah ein Eisenbett, einen alten Schrank,
einen großen Tisch, eine Art Büfett und ein paar Stühle. Stellenweise war der
Putz von den Wänden gebröckelt, so daß man die nackten Ziegel sah. In einer
Ecke hatte man wohl mit Renovierungsarbeiten begonnen... oder aber eine Öffnung
zugemauert. Vier oder fünf Glühbirnen leuchteten das Kellergewölbe aus.
    Die drei Araber standen
breitbeinig um mich herum. Durch zwei Beine sah ich den Jungen mit der
Winterjacke, der mich in Demessys Ex-Zimmer so
herzlich empfangen hatte. Lässig, die Maschinenpistole unter den Arm geklemmt,
schob er eindrucksvoll Wache.
    Ich bewegte mich jetzt doch.
Wollte mich ganz gerne aufrichten. Na ja, zumindest hinsetzen. Einer meiner
Bewacher half mir dabei. Ich lehnte mich gegen die dreckige Wand. Mein Helfer
lächelte mir geheimnisvoll zu und... schob mir meine Pfeife in den Mund. Meine
gute alte Pfeife! Der hilfsbereite Nordafrikaner war unter seinem abgetragenen
Regenmantel sehr gut gekleidet. Sein schmales Gesicht war von Pockennarben
übersät. Ich taufte ihn Zenana ,
weil seine Haut an Blasenkrepp erinnerte. Außerdem klingt das arabisch... Ich
weiß, Zenana ist mehr indisch, aber im Zuge der
afro-asiatischen

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