Ein cooler Typ aus der Hölle
Schoko-Produzent, hat fünf Sorten auf dem
Markt. Spitzen-Erzeugnisse. Hergestellt mit Bio-Kakao, Bio-Kakaobutter,
Bio-Milch, Bio-Vanille, Rohrzucker und... jedenfalls alles Bio. Schmeckt
erstklassig. Aber die Erzeugnisse sind teuer. Weil auch die Rohprodukte teuer
sind — wegen aufwendigem Anbau und besonderer Pflege.“
Die Pizzen wurden serviert.
Dazu gab es Bio-Ketschup. „Katja hat ihre Tasche verloren“, sagte Volker, „wie
wir von der Frau wissen. Also hat meine Freundin jetzt kein Geld. Und nichts zu
essen. Wir prassen hier. Und Katja hungert.“
„Grausiger Gedanke“, nickte
Klößchen. „Niemand soll hungern und frieren. Das Frieren würde ich ja noch
aushalten. Aber wenn der Magen knurrt und mir schwarz wird vor Augen — verliert
das Leben seinen Reiz. Hunger tut weh.“
„Als ob du wüsstest“, meinte
Karl, „wie sich Hunger anfühlt. Soweit lässt du’s doch nicht kommen.“
„Brauche ich auch nicht.
Trotzdem kann ich’s mir vorstellen. Man hat schließlich Phantasie.“
„O Schreck!“ Gaby verschluckte
sich fast. „Ich muss zu Hause anrufen. Wahrscheinlich macht sich Mami schon
Sorgen.“
Karl drehte Tim den Rücken zu,
wo der City-Rucksack hing, und der TKKG-Häuptling kramte das Handy heraus —
zwischen einem Ersatzpullover, einem Winterschal, der Fachzeitschrift für
Internet-Freaks und einem Schnellhefter, von dem Tim nicht wusste, was er
enthielt.
Gaby rief zu Hause an. „Hallo,
Mami! Ich speise gerade in einem Bio-Snack — mit den Jungs. Volker hat uns
eingeladen. Wir wollen noch bummeln. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.
Die Jungs passen auf mich auf und ich auf sie. Wie geht es Papi? Oh, immer noch
39,9 Fieber. Aber er hat ja alle Medikamente und eine starke Natur. Gib ihm ein
kühles Bussi von mir. Doch, ein kühles auf die fiebernde Stirn. Bis später,
Mami! Ach, ich soll von den Jungs grüßen. Ja, mache ich. Natürlich habe ich den
Schlüssel. Gute Nacht!“
„Ist das ein Unterschied!,
murmelte Volker, während Gaby das Handy an Karl zurückgab.
„Was meinst du?“, fragte sie.
„Deine Mutter und Katjas
Mutter. Wie du mit deiner redest und wie Katja mit ihrer überhaupt nicht reden
kann, weil die dauernd abgefüllt ist.“
„Alkoholkrank“, stellte Tim
fest. „Diese Menschen brauchen Hilfe. Es wäre an ihrem Mann, dafür zu sorgen.“
Volker hob die Schultern. „Der Amtsrichter ist nur Amtsrichter, als Vater und
Ehemann braucht er ‘nen Vormund. Außerdem hat er wohl ‘ne Freundin in
Tschenstedt, Katja vermutet das. Eine verfahrene Kiste. Eine kaputte Familie.
Und Katja verzweifelt.“
„Sie verzweifelt nicht“,
widersprach Gaby, „denn sie hat dich. Sie hat nur jetzt einen totalen Ausraster
aus Angst. Weil ihr beide ja auch wirklich Mist-hoch-hundert gebaut habt.“
Volker nickte. „Ich fühle mich
so schuldig, dass ich jetzt noch Nachtisch spendiere.“
„Au ja!“, grinste Klößchen.
Karl meinte, er zwinge das noch rein, aber Gaby und Tim wollten nichts mehr.
„Ich fände es gut“, sagte Tims
Freundin, „wenn wir stattdessen dem Schnarchsack in der U-Bahn-Station was zum
Futtern bringen. Der friert zwar nicht, weil sein Schlafsack sicherlich in der
Antarktis getestet wurde, doch Hunger hat er bestimmt.“
„Superidee!“, meinte Tim. „Ich
begleite dich.“
Sie entschieden sich für eine
ofenwarme Maxi-Pizza, die gerade fertig wurde und üppig belegt war. Tim trug
die Warmhalte-Schachtel.
Vor dem Schnellimbiss waren die
Bikes aneinander gekettet. Die Kiste stand allerdings, von Luna bewacht, unter
dem Stehtisch.
Gaby hängte sich bei Tim ein.
Er küsste sie rasch auf die Wange.
„Das war zwar auch ein kühles
Bussi, Pfote, aber heiß gemeint.“
„So hat sich’s auch angefühlt —
und nach Kürbissuppe.“
„Kürbissuppe geht ja noch. Aber
wie küssen sich eigentlich Knoblauchesser?“
„Entweder gar nicht“, lachte
Gaby, „oder mit angehaltenem Atem. Oder sie finden die Duftnote geil, weil sie
ja selbst darauf stehen.“
Sie hüpften die Stufen
hinunter. Eben war ein Zug abgefahren. Ein lauer Lufthauch drang aus dem Tunnel
und fernes Schienengerumpel war zu hören. Zwei ältliche Männer, müde von einem
Überstunden-Job und vermummt gegen die Kälte, schleppten sich die Treppe
hinauf. Der Penner lag noch auf seiner Bank und schnarchte in seinen
Seegras-Bart. Tim rüttelte den Mann an der Schulter.
Grunzen, Blinzeln, ruckartiges
Aufsetzen.
„Ja, Herr Polizeimeister! Schon
gut, ich verzieh mich gleich
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