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Ein cooler Typ aus der Hölle

Ein cooler Typ aus der Hölle

Titel: Ein cooler Typ aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hatte es sich
leichter vorgestellt, ein paar zuverlässige Schläger zu finden. Denn Martins
versteckte Drohung — die zu erwartende Rache für den vergifteten Hund — hatte
er, Wienerfeld, genau verstanden. Klar doch! Dieser miese Grünstreifen-Pfleger
wollte ihn im Zentrum seiner Leidenschaft treffen — vernichten. Ein Anschlag
auf sein Allerliebstes sollte es werden: auf sein Haus, seine Villa, auf die
Kunstwerke, die Möbel, die Inneneinrichtung. Ebenso gut, dachte Wienerfeld,
könnte er mir das Herz aus der Brust reißen. Aber dazu wird es nicht kommen.
Ich stoppe ihn. Ich sorge dafür, dass er ‘ne Abreibung kriegt. Er wird
zusammengeschlagen und dann kapieren, dass man sich mit mir nicht anlegt.
    So sollte es laufen. Aber woher
die geeigneten Typen nehmen? Am Bahnhof war er nicht fündig geworden. Gelichter
lungerte herum, nur Drogenabhängige, ausgelutscht und schlapp; oder
Kleinganoven, die sich auf Gewalt nicht verstanden. Er brauchte Typen mit
Fäusten, die dann aufhören würden, wenn das Opfer fertig war, aber noch nicht
krankenhausreif.
    Verdammt!, dachte der reiche
Erbe entmutigt, ich kann’s doch nicht selber machen. Das war noch nie mein Ding
— auch in Zürich nicht. Und ‘ne Kugel in die Kniescheibe wäre zu viel. Den 38er
habe ich zwar noch. Die Bullen haben nicht alle Waffen gefunden. Aber bei ‘ner
Schussverletzung kommt zuviel Ermittlung nach. Ist ja schließlich ein
Rechtsstaat, dieses Deutschland, und keine Bananen-Republik — auch wenn sich
die führenden Politiker mit Spenden- und Steuerbetrug aufführen wie
orientalische Monarchen: Blutsauger, Volksausbeuter und Lügenbaron in einer
Person. Nee, keine Kugel ins Knie, ‘ne Nummer kleiner muss es sein: Doppel-K.O.
mit Dauerkopfschmerzen.
    Endlich, in einer Kneipe — wo
man Drogen, Waffen und geklaute Wagen kaufen konnte — geriet er an den
richtigen Mann. Vielmehr an ein Männchen von knapp 160 cm Höhe und allenfalls
50 Kilo Gewicht. Die halbe Portion sah aus als hätte sie schlimme 70
Lebensjahre hinter sich und trug ein schlecht sitzendes Gebiss.
    „Was suchst du“, nuschelte er
Wienerfeld an, „kriegst du beim Geier. Er heißt Heer, Gerald Heer und
vermittelt Typen für jede Verrichtung. Wenn du meine Biere bezahlst — ich hatte
sieben — dann sage ich dir die Adresse.“
    Endlich ging was voran.
Wienerfeld zahlte, erhielt die Anschrift und hatte gleich ein gutes Gefühl.
    Eine Viertelstunde danach hielt
er in einer eher unansehnlichen Weststadt-Straße, parkte am Straßenrand und
musterte das Anwesen: ein mehrstöckiges Haus auf einem Areal, von Mauern
umfriedet, im Hintergrund flache Gebäude, die nach Firmen-Bewandtnis aussahen.
Die Einfahrt war geschlossen, die Pforte auch. Drei Klingelknöpfe in der Mauer:
HEER-IMPORT — Privat — D. Dowara.
    Wegen vorgerückter Zeit
entschied sich Wienerfeld für PRIVAT. Er klingelte dreimal. Dann knackte es in
der Gegensprechanlage.
    „Ja?“, fragte eine Männerstimme
und hustete nach dem Fragezeichen.
    „Entschuldigen Sie die späte
Störung. Mein Name ist Wienerfeld. Ich möchte zu Gerald Heer.“
    Stille. Dann: „Wie war der
Name?“
    „Gerald Heer.“
    „Mann! Ich weiß, wie ich heiße.
Ihren Namen habe ich nicht verstanden.“
    „Wienerfeld. Bruno Wienerfeld.“
    „In welcher Angelegenheit?“
    „Das... äh... möchte ich hier
so nicht sagen. Es ist... äh... persönlich.“
    „Ich drücke auf den Summer.
Kommen Sie zum Haus.“ Dort, an der Eingangstür, sah sich der reiche Erbe einem
kahlschädeligen Typ gegenüber, der einen flotten Zweireiher trug und Krawatte.
Heer verströmte geradezu einen Dunst von Rücksichtslosigkeit, Kälte und Gier.
Wienerfeld fand ihn auf Anhieb sympathisch.
    In einem büro-artigen Raum, wo
ein Faxgerät auf Mitteilungen lauerte, kam dann alles zur Sprache.
    „Die Sache ist mir 10 000
wert“, sagte Wienerfeld. „Oder mehr. Wichtig ist, dass Mcfish kapiert, worum es
geht. Die Abreibung soll so hart sein, dass er sich seine Rachegefühle
abschminkt. Aber wiederum nicht so hart, dass er arbeitsunfähig wird, ins
Krankenhaus muss oder zu den Bullen rennt. Sie verstehen, ja? Profis sollen das
machen. Und man sagte mir, Sie wären die richtige Anlaufstelle dafür.“
    „Wer hat das behauptet?“
    „Den Namen weiß ich nicht,
aber...“ Wienerfeld beschrieb das Männchen.
    Heer nickte. „Alfons Plaschke.
Der darf mich empfehlen. Er war früher Zirkusartist. Clown. Aber jetzt hat er
nichts mehr zum Lachen. Also gut! Ich kann Ihnen

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