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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Addison
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Abstand zueinander vom gleichen Mittelpunkt aus gestickt. Dann wird ein Seidenband oder ein Garn gegen den Uhrzeigersinn abwechselnd über und unter den Spannfäden eingefädelt, ohne den Stoff zu durchstechen.
    Ich freue mich auf einen relativ ruhigen Tag am College, an dem ich noch die Projektarbeiten benoten muss. Das Schuljahresende liegt schon in der Luft. Keine Schüler mehr, keine Unterbrechungen. Ein Gefühl der absoluten Glückseligkeit. Langsam, aber doch entschieden, trage ich zwei Tassen Kaffee und ein Paket Schokoladenkekse, das ich mir unter den Arm geklemmt habe, in ein Klassenzimmer. Dieses riecht zwar immer noch nach Staub und Dispersionsfarbe, doch mittlerweile hat es sich schon in ein weiß gestrichenes Ausstellungszimmer verwandelt. Immerhin durften wir für die Projektpräsentation am Schuljahresende das ungemütliche mobile Studio verlassen! Zuhause ist leider das Gegenteil passiert, da ich mein erstes eigenes Atelier hergeben und wieder in die große Jurte einziehen musste, deren Benutzung mir David bis September erlaubt hat.
    Es ist schon ein wirklich besonderes Vergnügen, wie Adi und all die anderen Büroangestellten während der Arbeit Kaffee zu trinken und Kekse essen zu dürfen. Ich genieße es in vollen Zügen, hier gegen Curtis’ sogenannte Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften, die in den Kunsträumen gelten, zu verstoßen. Denn meine Gesundheit und mein Verstand hängen stark ab von kleinen Dingen wie eben einer Tasse Kaffee am Vormittag sowie einem Schokoriegel. Und ehrlicherweise sieht Curtis Lampard auch nicht danach aus, als würde er bei ein oder zwei Kekspackungen nein sagen. Vielleicht hat er in seinem Büro heimlich sogar eine Schublade voller Süßigkeiten?
    Im Augenblick gibt es hier jedoch keine Tische, auf denen ich meinen Kaffee abstellen könnte – außerdem ist von Sue weit und breit noch nichts zu sehen.
    »Ich bin hier, hinter der Hutkrempe!«, ruft sie, woraufhin ich vor Schreck beinahe meinen Kaffee über das Kunstprojekt eines Schülers kippe. Na, da wäre definitiv eine Disziplinarstrafe fällig gewesen!
    Ich starre hinüber und entdecke die kleine Sue, die einen überdimensional großen Hut trägt. »Du solltest Jons Kunstwerk nicht tragen«, lache ich, während der Kaffee in meiner Hand überzuschwappen droht.
    »Das ist tatsächlich ein Hut!«, ruft sie verwundert. Als sie nickt, wippen die Vögel auf und ab wie bei einem dieser australischen Buschhüte, von dessen Krempe Korken und dergleichen herabbaumeln.
    »Nimm ihn besser ab«, rate ich und versuche, dabei nicht zu lachen. »Ich kann den Hut nicht benoten, wenn du ihn trägst.«
    »Keine Sorge, ich bleibe nicht lange. Ich muss meine Schüler selbst noch benoten. Aber du hast hier wirklich hervorragende Arbeit geleistet!«, stellt sie fest, während ihre dunklen Augen unter ihrem Pony hervorlugen und sie Amys geflügelte Tasche betrachtet. »Aber dieser Hut hier ist eindeutig grenzwertig, oder?« Sie verzieht das Gesicht und nimmt den Vogelhut ab. »Oh je, Jon hat sogar wieder diese Vögel gekauft«, seufzt sie und betrachtet die Spielzeugvögel, die er mit der Heißklebepistole in sein Skizzenbuch geklebt hat.
    »Dies war sein erstes Mode- und Textilprojekt. Er hat zwar nicht viel geleistet, aber immerhin hat er es versucht«, erkläre ich. »Ich glaube, er hat nur den Hut gekauft und dann die Vögel draufgeklebt.«
    Sue setzt den Hut wieder auf. »Seit Jon hier ans College gekommen ist, dreht sich jedes seiner Projekte um Vögel.«
    »Dies ist immerhin seine erste Erfahrung mit einer allgemeinen Schule, nachdem er zuvor nur auf Sonderschulen war. Ich mag es eigentlich ganz gern, autistische Schüler zu unterrichten.«
    Sue wirft mir einen zweifelnden Blick zu, als wolle sie sagen »Warum?«
    »Mir gefällt es, wie sich autistische Schüler voll und ganz auf eine Sache konzentrieren. Wie sie fokussieren.«
    »Heutzutage muss man schon obsessiv sein, um in der Kunstwelt überhaupt anzukommen«, seufzt Sue.
    »Dir gefällt der Hut, oder?«, frage ich und mustere Sues unpassendes Outfit, das aus einem rot-weiß gepunkteten Kleid (wahrscheinlich aus der H&M-Kinderabteilung) und eben dem Vogelhut besteht. »Du könntest Jon ja anbieten, ihm den Hut nach der Projektpräsentation abzukaufen.«
    »Da würde ich eher hier zuschlagen«, erwidert sie und deutet auf Lizzys Unterwäschekollektion im Vampirlook. Mein Blick wandert über die seltsame Kombination aus schwarzer Spitze und Müllsäcken, die miteinander

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