Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
großen Überraschung nickt Leon und hebt den Daumen.
»Na dann ab mit dir«, fordere ich ihn auf und hänge von außen ein »Zutritt verboten«-Schild an die Tür. Erst da fällt mir wieder ein, dass Stuntman einer von Leons Berufswünschen ist.
Danach schalte ich das Radio an – auch etwas, das Curtis verboten hat. Vielleicht ist er einmal in einem Designstudio gewesen und hat dort die angespannten Diskussionen mitbekommen, welcher Sender gehört werden sollte. Hier lässt sich mein Alter nicht verbergen – denn jede Wette, dass sämtliche jungen Designer nur noch Musik von ihren iPods hören.
Ich genieße es, mir die Früchte der harten Arbeit meiner Schüler anzuschauen. Oh, das hört sich ziemlich erhaben und pathetisch an, nicht wahr? Aber wenn ich mir die Werke so betrachte, bin ich richtig stolz auf meine Schüler. Sie haben sich fantastisch entwickelt, von Jons Vogelhut bis hin zu einer echt »abgefahrenen« (Lizzys Bezeichnung, nicht meine) Unterwäschekollektion. Curtis würde es einen »Leistungszuwachs« nennen, ich bleibe jedoch lieber dabei, dass sie sich hervorragend entwickelt haben. Dies ist zumindest eine Beschreibung, die meine Schüler und ich verstehen können.
Jetzt bin ich allein im Studio. Dass keine Schüler hier sind, kommt mir fast schon ein wenig unheimlich vor, als ich ihre Abschlussprojekte mustere. Im Februar noch hätte ich nie und nimmer gedacht, dass eine derartig spannende und facettenreiche Abschlussschau entstehen könnte. Ich bin unendlich stolz auf meine Schüler.
Kapitel 38
Leiterstich – Der Leiterstich, der auch als römischer oder offener Kettenstich bezeichnet wird, ist in der Breite variabel. Hierbei wird eine Schlaufe gebildet, die durch die nächste Schlaufe auf dem Stoff gehalten wird.
Wir kommen zu unserer eigenen Modenschau zu spät. Wären wir echte Models, hätte man uns in einer Limousine bis zum Haupteingang gefahren – stattdessen laufen wir nun im Regen zur großen Aula.
»Mum, warum frisiert uns niemand das Haar?«, mault Lilly. »Du hast es uns versprochen! Du hast gesagt, dass uns die Schüler wie echte Models frisieren und schminken, wenn wir deine Sachen vorführen!«
»Wir nehmen an der Show teil«, erkläre ich einem der Wachmänner, die in ihren neonfarbenen Jacken am Bühneneingang herumstehen und sehr wichtig tun.
»Sie müssen dort entlang. Hier dürfen nur Mr Lampard und die VIPs hinein.«
»Tut mir leid, meine Süßen. Aber weil Daddy noch nicht zurück ist und wir Prada mitnehmen mussten, hat Mummy dafür jetzt keine Zeit mehr«, entschuldige ich mich bei den Mädchen, während wir uns durch Schüler, Eltern und Freunde drängen, die alle zum Modeln abkommandiert worden sind.
Lilly marschiert im Kreis; ihre langen, schlaksigen Beine sehen aus wie die eines echten Mini-Models. Tu das nicht! In den Augen der anderen wird sie aussehen wie eine verzogene Primadonna. Wo ist denn nur meine liebenswerte Lilly geblieben? Ganz ehrlich: Am liebsten würde ich allen sagen, dass dies nicht die Art ist, wie ich meine Kinder erziehe.
Ich spähe zwischen den Vorhängen hindurch und entdecke Curtis, der sich in der Mitte der Bühne aufgebaut hat.
»Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Schüler und Kollegen, herzlich willkommen zur Jahresabschluss-Schau des Town and Country College! Um die diesjährige Show zu eröffnen, möchte ich Ihnen unseren Gast vorstellen, der eine führende Persönlichkeit in der Welt der zeitgenössischen Kunst ist.« Curtis betont die »zeitgenössische Kunst« derart, dass man glauben könnte, er würde innerlich immer noch vor Wut beben, dass er keinen Seifenopernstar als Ehrengast verpflichten konnte. »Seine interdisziplinäre Kunst, seine Entwürfe und Schriften sind uns allen eine einzigartige Inspiration. Wir im Town and Country College sind sehr stolz darauf, in der Kreativbranche einen großen Schritt voran ins einundzwanzigste Jahrhundert zu machen. Besuchen Sie meine Seite auf Facebook, wenn Sie mit mir befreundet sein wollen.«
»Nein, danke«, murmeln mehrere von uns hinter der Bühne.
»Heute Abend möchte ich Ihnen jemanden vorstellen, der mit unserem textilen Erbe hier in Norfolk neue Wege beschreitet.«
»Jetzt mach schon«, stöhnt Sue, die schon in den Startlöchern steht, um die Show zu moderieren.
»Ohne große Worte möchte ich Ihnen darum nun Chris Taylor vorstellen!«, ruft er, als würde er einen Popstar begrüßen.
Jetzt werden auf eine riesige Leinwand – in der Größe einer
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