Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
verflochten sind und die nun die Modepuppe des Colleges trägt. »Der Haken dabei ist nur, dass ich mir angesichts all dieser Ideen und der kreativen Energie ziemlich alt vorkomme.«
»Erzähl mir was Neues«, seufze ich. »Bei all diesen jungen Designern und den Young British Artists wie Tracy Emin und Damien Hirst habe ich schon lange das Gefühl, den Anschluss verpasst zu haben.«
»Vor ein paar Jahren noch hätte ich sicherlich darüber nachgedacht, sexy Dessous anzuziehen, aber heute gibt es für mich nur noch hässliche große Unterhosen. Ich mache nichts Interessantes oder Ungewöhnliches mehr, sondern verbringe meine Zeit nur noch damit, Papierkram zu erledigen und die Ausstellungen anderer Leute zu organisieren. Was mich daran erinnert: Werden einige der Schülerarbeiten bei der Show zu sehen sein? Oder ein paar deiner Arbeiten, wo wir schon dabei sind? Das wäre ein echtes Vorzeigeprojekt fürs College!«
»Meinst du die Show am Ende des Schuljahres oder die Modenschau?«
»Das ist mittlerweile zu einem einzigen großen Werbeevent kombiniert worden. Es wird jedoch immer noch nach einer bekannten Persönlichkeit gesucht, die die Show eröffnen soll. Curtis hat die ganze letzte Woche beinahe vor Wut getobt, weil das Great Yarmouth College es geschafft hat, Alexis Evans für seine Show zu engagieren.«
»Wer ist Alexis Evans?«
»Sag bloß, du kennst Alexis Evans nicht?«, fragt Sue mit gespieltem Entsetzen. »Sie spielt bei EastEnders mit.«
»Ich habe leider keine Zeit, mir Seifenopern anzusehen. Aber ich werde es meiner Schwiegermutter ausrichten, sie wird bestimmt kommen wollen. Vielleicht kenne ich sogar jemanden, der unsere Show eröffnen könnte.«
»Lass hören!«, fordert mich Sue auf. »Allerdings finde ich nicht, dass wir jetzt auch einen Serienhelden finden sollten. Da wäre ein Künstler oder ein Designer besser geeignet, die Show zu eröffnen.«
»Na ja, sie ist keine Künstlerin oder Designerin im eigentlichen Sinne. Aber sie hat mehrere Bücher über Stoffe geschrieben und ist zudem eine gute Rednerin.«
»Ist sie berühmt? Also der breiten Öffentlichkeit bekannt?«, erkundet sich Sue hoffnungsvoll.
»Zumindest auf ihrem Gebiet. Aber sie ist bisher noch nicht im Fernsehen gewesen.«
»Es wäre doch toll, so jemanden zu haben! Eine echte Akademikerin der alten Schule. Leider will Curtis jedoch jemanden, der oft in den Medien zu sehen ist. Twittert sie? Hat sie Videoclips bei Youtube? So eine Persönlichkeit sucht Curtis nämlich.«
»Na ja, nein. Aber was sie nicht über Stoffe weiß, das weiß wahrscheinlich auch kein anderer«, nehme ich Hannelore in Schutz.
»Wenigstens ist für Donnerstag gutes Wetter vorausgesagt worden, sodass alles draußen stattfinden kann«, fährt Sue fort und wechselt das Thema. »Also, was meinst du? Wirst du auch auf der Bühne zu sehen sein?«
»Adi arbeitet da noch, aber ich könnte die Mädchen vielleicht mitbringen. Mir fällt auch ehrlich gesagt nichts ein, was Lilly lieber tun würde, als mit ein paar Hüten und Taschen Model zu spielen.«
»Vielleicht kann ich ein paar Schüler dazu überreden, deine Accessoires vorzuführen«, schlägt Sue vor.
»Ich könnte Amy fragen, ob sie meine Stoffperlen-Halsketten präsentieren möchte. Lass mich mal darüber nachdenken«, antworte ich.
Es klopft an der Tür. »Tut mir leid, ich bin zu spät«, entschuldigt sich Leon. »Meine Projektarbeit ist bei einem Freund, weil sie nass ist. Auf dem Weg hierher ist sie mir aus der Tasche gefallen, als ich in einer Pfütze ausgerutscht und hingefallen bin.« Er zieht das Hosenbein hoch und zeigt mir eine lange, blutige Schürfwunde.
»Krempel die Hose wieder herunter«, entgegne ich schnell, da ich kein Blut sehen kann. Nie im Leben wäre ich eine gute Krankenschwester geworden.
»Ich habe die Arbeit zu einem Freund gebracht und bringe sie Ihnen morgen vorbei. Versprochen.«
»Warst du schon bei der Krankenschwester hier im College?«, fragt Sue im Hinausgehen. »Du solltest wirklich bei ihr vorbeischauen.«
»Immerhin mal was anderes, als dass der Hund die Hausaufgaben aufgefressen hat«, erwidere ich und gebe mir Mühe, eine ernste Miene zu machen.
»Sie haben einen Hund, Miss, oder?« Ich lasse mich nicht von Leon ablenken oder in irgendeine seiner weitschweifigen Unterhaltungen hineinziehen.
»Ich mache dir einen Vorschlag, Leon: Wenn ich dich morgen erst benote, würdest du dann meine Krawatten bei der Modenschau vorführen? Abgemacht?« Zu meiner
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