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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Addison
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Sechzigerjahren in die Höhe.
    »Die ist ziemlich abgefahren, Miss. All die Kreise flirren vor den Augen«, meldet sich Leon.
    Ich halte die Kuchenetagère hoch. »Wie sieht es denn hiermit aus? Wie unterscheidet sich dieser Gegenstand von dem anderen?«
    »Er sieht durch die Rosenknospen und die Herzen schon sehr romantisch aus«, antwortet Lizzy, ohne mitzubekommen, dass hinter ihr ein Junge so tut, als müsse er würgen.
    »Stell dich nicht so an«, schreit Amy den Jungen an.
    »Was gefällt dir denn?«, versuche ich, sie aus der Reserve zu locken.
    »Das Milchkännchen ist ganz in Ordnung. Mit all den Grüntönen und den Ovalen sieht es ganz normal aus.«
    Just als ich das Gefühl habe, sie alle am Haken zu haben, schreit Leo los. »Vorsicht, er steht hinter Ihnen!«
    Ich drehe mich herum und stehe unmittelbar vor Jim, unserem Assistenzlehrer.
    »Sie sind zu spät«, stellt Amy fest. Jims ohnehin schon rotes Gesicht nimmt einen noch dunkleren Farbton an.
    »Der Schnee – ich bin im Verkehr stecken geblieben. Ganz schön frisch hier drinnen.« Er reibt sich theatralisch die Hände.
    Die Schüler starren ihn an. Eher zufällig habe ich zu Schuljahresbeginn mitbekommen, dass Jim von einem Fachbereich zum nächsten geschoben worden ist wie ein Weihnachtsgeschenk, das niemand haben wollte. Und wie eine Meute haben sich die Schüler gegen ihn verschworen, um ihn aus der Klasse zu drängen.
    Ich drehe mich wieder zur Klasse um und sehe, wie Leon einen perfekten Handstand auf der Werkbank macht.
    »Bei ihm müsste man glatt Augen im Hinterkopf haben«, murmelt Jim.
    »Könntet ihr euch bitte alle hinsetzen und euch das Stillleben ansehen?«, frage ich so ruhig und gelassen wie möglich. »Welches Objekt sucht ihr euch zum Zeichnen aus?« Bevor ich jedoch meine Frage beenden kann, stürzen sich schon alle auf die Gegenstände. »Wenn ihr dann euren Gegenstand ausgewählt habt«, versuche ich, das Tohuwabohu zu übertönen, »möchte ich, dass ihr euch einen Ausschnitt des Objekts aussucht und ihn vergrößert darstellt. Dazu benutzt ihr bitte Ölpastellkreide oder Buntstifte.«
    »Laura?«, meldet sich Amy zu Wort. »Was machen wir danach? Müssen wir den ganzen Tag über diese Sachen zeichnen?«
    »Natürlich nicht«, lüge ich. »Was wir nach der Pause machen, soll eine Überraschung sein.« Mein Plan, ein großes A1-formatiges Muster zu erstellen, scheint wohl doch nicht so spannend zu sein.
    Da wird die Studiotür aufgerissen, und ein Mann in einer neongrünen Jacke betritt das Klassenzimmer. Er ist ungefähr so breit, wie er groß ist, und macht eher den Eindruck, Türsteher in einem Nachtclub zu sein als ein Wachmann im College. »Laura Lovegrove?«, fragt er mit dröhnender Stimme. Ich nicke. »Ist das Ihr lilafarbener Micra, der vor dem Kindergarten im Parkverbot steht?«
    »Ja, der Motor wollte nicht mehr anspringen«, erfinde ich schnell eine Ausrede. Mein Gesicht aber fühlt sich dabei an, als würde es in Flammen stehen. Warum kann ich nicht einmal eine kleine Notlüge erzählen?
    »Vor dem Kindergarten gilt ein striktes Parkverbot. Sie müssen Ihr Auto leider wegfahren, Miss«, entgegnet der Mann. Wie durch ein Wunder ist es plötzlich mucksmäuschenstill in der Klasse – dieses kleine Drama scheint alle Schüler ziemlich zu faszinieren.
    Vielleicht sollte ich einen auf arme hilflose Frau machen, denke ich.
    »Ich setze es für Sie weg, Miss«, bietet sich Leon an.
    »Schon gut, Leon, ich bin sicher, dass dieser nette Herr hier …« Ich schaue den Wachmann an, der immer noch mit verschränkten Armen vor mir steht.
    »Wenn ich Ihnen den Schlüssel gebe, könnten Sie das Auto für mich wegsetzen?« Ich lächele ihn flehend an. »Ich muss unterrichten.« Gott sei Dank nimmt er widerwillig den Schlüssel an sich.
    »Dafür werde ich nicht bezahlt«, murmelt er auf dem Weg hinaus.
    »Miss, er mag sie«, kichert Leon.
    »So, wo war ich? Leon, vielleicht könntest du für uns noch einmal kurz zusammenfassen, was ich eben gesagt habe?«
    »Wir sollen diese komischen Dinge malen«, erwidert Leon und hält meine Teekanne hoch.
    »Die ist total hässlich.« Jon schaut von seiner Vogelliste auf. Er ist der einzige Schüler, der sich nichts zum Zeichnen ausgesucht hat. Ich weiß, dass er Autist ist und Schwierigkeiten hat, Entscheidungen zu treffen, weshalb ich eine übriggebliebene Teekanne sowie ein Stück Vorhangstoff mit Tulpenmuster für ihn aussuche. »Wie wäre es denn hiermit?«, frage ich und halte die Sachen

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