Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
herumzukreisen, in der Hoffnung, davor einen Parkplatz ergattern zu können. Immer noch komme ich mir wie die Neue vor. Ich sollte wirklich hingehen und den anderen Mums in ihren kleinen Grüppchen einfach einen guten Tag wünschen. Aber alles, woran ich denken kann, ist, dass ich in der Park Royal Infant School in Ealing fast alle anderen Mütter persönlich kannte. Seit den Rückbildungsgymnastikkursen waren wir alle miteinander befreundet und trafen uns reihum jede Woche bei Kaffee und Kuchen. Die Zeit in der Park Royal Infants School scheint mir eine halbe Ewigkeit her zu sein. Wie meine Freundinnen in Ealing sind viele der Mütter hier im Shabby-chic-Stil gekleidet, mit zerrissenen Jeans, Clogs und einem frischen, diskreten Make-up. Eigentlich hatte ich eher vermutet, hier auf Mums mit sehr viel gepflegterem Aussehen zu treffen, die ein volles Make-up aufgelegt haben und sorgsam fürs Büro oder einen Tag im Fitnessstudio ausgewählte Kleider frisch aus der Reinigung tragen.
»Hi Laura!«, ruft Liz und reißt mich aus meinem Tagtraum.
»Wir scheinen uns immer zu verpassen. Aber montags komme ich ohnehin nie her, da gehe ich arbeiten«, plappere ich los und bin ganz aufgeregt, dass sich endlich jemand mit mir unterhält.
»Ja, ich weiß, du bist im College angestellt. Da Jack jetzt in die erste Klasse geht, werde ich bald auch wieder anfangen, arbeiten zu gehen. Ich habe schon ein Büro in der Stadt angemietet«, erzählt sie.
»Für deine journalistische Arbeit?«, vermute ich.
»Genau. Liz Randall: Public Relations und Journalismus«, witzelt sie. »Ich habe gerade meine ersten Aufträge für Zeitschriften bekommen. Hauptsächlich Artikel über Mode, Inneneinrichtung, ein paar Künstlerprofile. Mit viel Glück werde ich vielleicht sogar ein paar bekannte Künstler und Designer für Sonntagszeitungen interviewen können. Du weißt schon, Leute wie Lawrence Llewellyn-Bowen – dieser Innendesigner in weißen Anzügen, unter denen er rosafarbene Hemden mit Blütenmuster trägt.« Liz lächelt. Ihr roter Lippenstift, die blasse Haut und das dunkle Haar verleihen ihr ein beinahe schon schneewittchenhaftes Aussehen. Vielleicht habe ich in letzter Zeit aber auch nur zu viele Kinderbücher gelesen!
Das Gespräch über gemusterte Hemden erinnert mich an Chris, den ich mit diesen Männern gesehen habe – Adis Schwulenkommune!
»Liz, hast du auch schon einmal diese Männer gesehen, die paarweise um das Dorf herumwandern? Wer sind sie?«, wispere ich.
Sie kichert. »Es ist nicht nötig zu flüstern. Das ist nichts Anrüchiges. Jeder hier weiß, dass sie Padmaloka besuchen, das spirituelle Buddhistenzentrum. Das ist ein Zentrum allein für Männer. Mein Mark ist dort früher schon einmal zu Yogakursen hingegangen, aber mittlerweile war er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr in Padmaloka. Dabei wünschte ich wirklich, er würde wieder hingehen. Damals hatte er sehr viel Stress. Übrigens, hat Lilly vielleicht Lust, heute zum Abendbrot zu uns zu kommen? Kate und Lilly sind schon beste Freundinnen geworden«, stellt Liz fest. Wenigstens haben die Kinder schon Freundschaften geschlossen!
Wie es scheint, sind alle entweder mit Schule oder Arbeit beschäftigt. Auf dem Heimweg ertappe ich mich dabei, wie ich den Buggy in Richtung des Buddhistenzentrums schiebe. Dabei komme ich mir jedoch wie eine Herumtreiberin vor. Im Garten, inmitten der Krokusse, entdecke ich ein paar der Männer. Und dort drüben, da steht er, Chris Taylor, zumindest könnte dies sein Rücken sein. Er trägt das bedruckte Hemd von Liberty’s mit den grünen stilisierten Blättern, die beinahe mit der Gartenkulisse verschmelzen. Schön für ihn, denke ich. Ich erinnere mich an einen Zeitschriftenartikel, in dem stand, dass die Leute meistens Kleidung aus der Zeit tragen, in der sie am glücklichsten waren. War Chris am glücklichsten, als er noch in der Kunsthochschule war? Als er mit mir zusammen war? Männer sind ja im Allgemeinen recht konservativ und zurückhaltend, was die Auswahl ihrer Kleidung und deren Farben angeht. Chris ist da eindeutig die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Jedes Mal, wenn ich gebeten werde, eine Stoffkollektion für Männer zu entwerfen, kommt dabei immer eine verwaschene Version der Damenkleidung heraus. Vielmehr eine trübere Version, als müsste ich lediglich Tee oder Kaffee über meine Damenkollektion verschütten – und schon ist Gill damit zufrieden. Laura, das mit dem Tee ist eine hervorragende Idee, rufe ich
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