Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Right war.
»Wie sieht es denn mit dir aus?«, frage ich ihn. Ein Teil von mir hofft, dass er sein Glück nicht gefunden hat.
»Verheiratet und geschieden. Und das gleich zweimal.«
»Oh! Ist das der Grund, warum du dich hierfür interessierst?«, frage ich und sehe zu dem Herrenhaus hinauf.
»Du meinst für den Buddhismus?«
Ich nicke und bin ein wenig verlegen ob meiner direkten Art.
»Ich würde nicht behaupten, ein Buddhist zu sein, aber für mich war die Zeit gekommen, einmal über solche Dinge nachzudenken.« Plötzlich wird Daisy wach und schreit lauthals los.
»Ich sollte wohl jetzt besser weitergehen. Ich werde sonst noch dein friedliches Refugium stören.«
»Bis bald«, verabschiedet er sich und streicht mir sanft über den Arm.
Während ich weitergehe, habe ich das Gefühl, aus einem Käfig freigelassen worden zu sein und zu fliegen – was ziemlich kitschig und abgedroschen klingen mag. Aber irgendwie fühle ich mich nach dem Treffen mit Chris, als sei mir eine gewaltige Last von den Schultern genommen worden. Ich blicke nach oben. Der Himmel in Norfolk ist so weit wie die Moorlandschaft der Fens, und allmählich fange ich an, mich hier heimisch zu fühlen. Die Felder mit ihren horizontalen grünen, violetten, blauen und grauen Streifen, die immer noch mit einem Hauch von Schnee bedeckt sind, sehen einfach wunderschön aus.
Vor langer Zeit hätte ich bei einem solchen Anblick beim nächsten Rastplatz angehalten, Aquarellfarben angemischt und losgemalt. Von den Skizzen hätte ich dann einige später zu abstrakten Stoffentwürfen weiterentwickelt. Jetzt ist dies jedoch nichts weiter als ein flüchtiger Augenblick. Aber vielleicht kann ich einen kleinen Skizzenblock oben auf den Buggy legen? Die horizontalen Streifen könnten ein wirklich hübsches Stoffmuster bilden.
Ich krame unter dem Buggy herum und arbeite mich vorbei an einer Wasserflasche, Tupperdosen mit Reiscrackern, feuchten Tüchern und einer Luftpumpe (falls der Buggy einmal einen Platten haben sollte), bevor ich endlich finde, wonach ich suche. Wie eine Pfadfinderin bin ich allzeit bereit und habe immer ein Skizzenbuch bei mir – für alle Fälle. Ich stütze es auf dem Schiebegriff des Buggys ab, nehme einen Stift aus Daisys Buntstiftmappe und lege los. Ich gehe ganz in grünen und weißen Streifen auf.
Unter dem Verdeck bewegt sich etwas. Dann ertönen ein paar Schreie. Obwohl Daisy schon drei Jahre alt ist, weint sie immer noch zuerst nach einem Nickerchen. Bitte schlaf wieder ein, nur noch eine Minute! Arme stemmen sich unter dem Verdeck hindurch, wodurch mein Skizzenbuch in den dreckigen Schneematsch am Straßenrand fällt. Schnell hebe ich die Skizzen wieder auf und würde am liebsten in Daisys Geschrei einstimmen. Was ich aber nicht kann – schließlich bin ich die Erwachsene, von der erwartet wird, mit jeder Situation fertigzuwerden.
Als ich unseren Flur betrete, blinkt schon das rote Licht des Anrufbeantworters; in einem so trüben Flur wie dem unseren leuchtet es besonders hell. Im ersten Augenblick traue ich mich gar nicht, die Aufnahme abzuhören. Ob das wohl das College ist? Ich drücke den Wiedergabeknopf, und diese seltsame Roboterstimme erklärt: »Sie haben eine neue Nachricht.« Bis letzte Woche noch war ich bei neuen Nachrichten immer ganz neugierig und aufgeregt. SMS bekomme ich hier nicht mehr, da unser Teil von Reedby schlichtweg keinen Empfang hat, weswegen nur die Kommunikation über das Festnetz funktioniert. Oder könnte es sich um einen neuen Auftrag aus einem Wettbewerb handeln, an dem ich teilgenommen, dies aber schon längst vergessen habe? Vielleicht ist es ja auch ein Angebot für eine Ausstellung? Wie lange es wohl noch dauert, bis meine Karriere als Designerin in Schwung kommt? Seitdem ich die Kunsthochschule beendet habe, habe ich immer wieder angesetzt und dann wieder aufgehört. Einen völlig irrsinnigen Moment lang hege ich sogar die Hoffnung, der Anruf könnte von Chris sein – obwohl ich ihm gar nicht meine Nummer gegeben habe.
Stattdessen erklingt Adis ruhige, tiefe Stimme. »Hey, Laura, ich rufe nur kurz an, um zu sagen, dass es mir wirklich leidtut, dass ich diese Woche ein wenig angespannt war. Lass uns darüber reden, wenn ich zurück bin. Ich bringe eine Flasche Rosé-Champagner mit.« Mein erster Gedanke ist: Er erinnert sich an mein Lieblingsgetränk! Danach gehen mir unweigerlich die Fragen durch den Kopf: Was hat er angestellt? Warum will er mit mir reden, wenn er wieder zuhause
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