Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
setzen?«, fragt Daisy.
»Das ist keine normale Lampe, sondern eine Lichttherapie für Daddys Krankheit«, erklärt ihr Lilly.
»Redet doch einfach weiter über mich, als wäre ich gar nicht da!«, schnauzt er mich an. Was ist bloß mit Adi los? Er ist immer so angespannt, dass er jederzeit bei der kleinsten Sache in die Luft gehen kann! Dabei habe ich doch noch nicht einmal etwas gesagt!
Ähnlich wie Daisy, deren Stimmung sehr schnell umschlagen kann, fährt Adi dann unvermittelt fort.
»Ich habe das Fahrrad gekauft, weil ich damit von jetzt an zur Arbeit fahren werde.«
»Aber du hast doch schon ein Rad«, werfe ich ein.
»Ein Rennrad ist für die Straßen hier wohl kaum geeignet. Da hätte ich alle paar Minuten eine Reifenpanne. Wusstest du, dass es eine Bikeroute von hier bis in die Stadt gibt? Dabei kann ich außerdem Geld sparen, weil ich dann nicht mehr tanken muss«, erklärt Adi, der die Teller in die Küche trägt und dabei beinahe mit dem Kopf gegen einen der Türrahmen knallt.
»Es ist, als würde Daddy in einem Hobbithaus wohnen«, ruft Lilly. »Er passt hier nicht herein.«
»Schschsch!« Ich flüstere. »Ich glaube nicht, dass Daddy zu Scherzen aufgelegt ist.« Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass selbst Mummy keine Ahnung hat, was ihn derzeit so belastet. Insgeheim frage ich mich, ob es wohl der Job ist? Oder das neue Haus? Oder, was das Schlimmste wäre, liegt es möglicherweise an unserer Ehe?
Kapitel 6
Festonstich – Mit dem Festonstich wurden früher Wolldecken eingefasst. Auch heute noch wird er zumeist als dekorativer Kantenstich genutzt.
Im Verlauf der voranschreitenden Arbeitswoche rechne ich beinahe täglich mit einer schriftlichen Ermahnung des Colleges. Vielleicht ist aber auch meine Schimpftirade über den Stress, eine arbeitende Mutter zu sein, gnädigerweise unter den Teppich gekehrt worden. Dennoch befürchte ich jedes Mal, wenn das Telefon klingelt, Curtis oder irgendjemanden von der Personalabteilung am anderen Ende der Leitung zu haben.
Um mich davon abzulenken und in der Hoffnung, noch einmal Chris zu sehen, breche ich mit Daisy des Öfteren zu endlosen Wanderungen rund um das Dorf auf. Sehnsüchtig denke ich an die Zeit zurück, als Kunst und Design noch voller Hoffnung und Verheißung steckten. Tief in meinem Inneren ist mir klar, dass ich all das gar nicht tun würde, wenn ich mich nicht so nach Gesellschaft, Unterhaltung und einer Ablenkung von meinen trüben Gedanken sehnen würde. Diese Wanderungen schenken mir ein wenig Auftrieb – wie ein Kaffee, ein Schokoladenriegel oder eine Zigarette. Nicht dass ich rauchen würde. Meine Schwiegermutter raucht immerhin gut und gerne vierzig Stück am Tag.
Was mich wieder daran erinnert, mich in einer ruhigen Minute einmal mit Adi hinzusetzen und dringend über das Thema Rauchen in unserem Haus zu sprechen. Es kann nicht sein, dass seine Mutter bei uns übernachtet und uns dann womöglich noch die Hütte in Brand setzt. In Ealing war es schon schlimm genug, sie dazu zu zwingen, zum Rauchen auf unseren winzigen Balkon hinauszugehen – ganz so, als sei ich die böse Schwiegertochter. Legt Pam es etwa darauf an, mein Asthma zu reizen? Will sie ernsthaft, dass ich einen Asthmaanfall erleide? Zuzutrauen wäre es ihr jedenfalls. Auf diese Art und Weise hätte sie endlich wieder Adi ganz für sich allein! Ich kann es einfach nicht leiden, wie sie alles an sich reißt. Noch schlimmer ist allerdings die Tatsache, dass Adi sie einfach gewähren lässt. Immerhin ist dies mein Haus!
Wenigstens besitzen wir hier im Marsh Cottage einen riesigen Garten. Außerdem hat uns der Makler erklärt, dass das Cottage über genügend Land verfüge, um dort eine ganze Reihe neuer Häuser zu bauen – natürlich nur, wenn uns dafür eine Baugenehmigung erteilt würde. Es ist Freitagmorgen, und ich bin auf dem Weg zur Schule; endlich werde ich Liz Randall nach den Männern fragen können. Denn das ist keine Frage, mit der ich kurz zu Heather Weatherall eilen könnte. »Warum laufen alle diese Männer um unser Dorf herum?« Dabei hätte sie ganz bestimmt eine Antwort parat, da bin ich mir sicher. Warum hat der Makler Heathers Informationsreichtum eigentlich nie als Verkaufsargument erwähnt? Hätte er mal machen sollen.
Wir gehen zu Fuß zur Schule und sind die Ersten am großen viktorianischen Schultor. Ich bin absolut überzeugt, dass man zu Fuß deutlich schneller ist, als immer wieder und wieder im Auto wie ein Geier um die Schule
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