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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Addison
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Spionagefilme und James Bond. Ich hätte nie gedacht, dass ich da mal eine Verbindung zu Mode und Textilien finden würde.
    »Jetzt habe ich aber eine Frage. Wie lange leben Sie schon in Reedby?«, fragt Hannelore.
    »Seit ein paar Monaten.«
    »Ah, das erklärt natürlich einiges. Wenn Menschen umziehen, werden sie in Aufruhr versetzt. Das Unbekannte bringt alles durcheinander.«
    »Aber was ist denn mit den Nomadenstämmen, die Sie für die Recherche für Das Zelt erforscht haben? Die Nomaden sind doch auch andauernd auf Wanderschaft, oder?«
    Hannelore schüttelt den Kopf. »Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Die Nomaden – und auch Zugvögel im Allgemeinen – stellen einen Triumph des Familiär-Vertrauten über die unüberschaubaren, zumeist sogar lebensfeindlichen Gegenden dar. Die Nomaden wissen immer sehr genau, wo sie Wasser finden und sich mit ihren Sommercamps niederlassen können. Anders als die Nomaden haben Sie dagegen absolutes Neuland angesteuert, ohne dabei von überliefertem Wissen profitieren zu können, das Ihnen den Weg weisen könnte.«
    Während ich ihren fast schon poetischen Worten lausche, habe ich das Gefühl, dass mir gerade eine bleischwere Last von den Schultern genommen wurde.
    »Was ich damit sagen will: Seien Sie nicht zu hart mit sich. Es könnte durchaus ein Jahr dauern, bis Sie sich von dem Geschehenen erholt haben.«
    Nach und nach kommen alle Damen zu mir herüber, um zu sehen, was ich mache. Allerdings scheinen sie mehr an den Überresten meiner Vintagestoffe interessiert zu sein als an der Geldbörse, zu der ich sie verarbeiten möchte.
    »Ich hatte auch einmal so grüne Vorhänge mit Paisleymuster«, erklärt René und greift nach einem meiner Stoffreste. »Sie müssen unbedingt einmal bei mir vorbeikommen und sich mein Atelier anschauen.«
    »Sie haben ein Atelier?«
    »Es ist mein ganzer Stolz. Sie sollten sich all meine Stoffe ansehen – ich hamstere alle Stoffe, die ich in die Finger bekomme. Irgendwann hatte Derek dann genug von meinem Webstuhl, dem Spinnrad und den ganzen Einkaufstaschen voller Garn im Wohnzimmer. Drei Monate später stand mein Atelier, das gleichzeitig als Werkstatt und Rückzugsort dient. Dort befinden sich sogar ein Bett und ein Wasserkocher, sodass ich es dort tagelang aushalten könnte«, flüstert sie mir zu.
    Ich lächele und stelle fest, dass die Damen allesamt völlig anders sind, als ich es erwartet hatte. René klingt sogar wie eine moderne Virginia Wolf, die ein eigenes Zimmer besitzt. Ich bin neidisch!
    Mitten im Geschnatter um mich herum nähe ich weiter und bin sehr stolz auf mein erstes Nähprojekt – eine Geldbörse. Dazu habe ich die Knopfleiste eines alten Mieders eingenäht, sodass das Portemonnaie nicht mit einem Reißverschluss, sondern mit einer Reihe kleiner Perlmuttknöpfe versehen ist. Ich lasse ein paar Münzen hineinfallen und schließe die Knöpfe. Als ich dann wieder versuche, die Geldbörse zu öffnen, merke ich, dass sie vollkommen ungeeignet ist, um darin im Supermarkt an der Kasse schnell Kleingeld zu finden. Allerdings würde sie für jeden Taschendieb eine ziemliche Herausforderung darstellen.
    »Gar nicht mal schlecht«, lobt mich Hannelore. »Mir gefällt, wie Sie die Stiche gesetzt haben«, fährt sie fort und deutet auf den lilafarbenen Vorstich.
    Am Ende des Unterrichts bin ich so stolz auf mich, dass ich sämtliche Aufgaben vergessen habe, die zuhause auf mich warten.
    »Meine Damen! Bevor Sie alle gehen, möchte ich Sie noch einmal daran erinnern, dass wir uns nächste Woche im Textile Study Centre in Norfolk treffen«, gibt Hannelore bekannt und teilt eine Hochglanzbroschüre aus. »Dazu werden wir einen Gast in unserem Kurs begrüßen.«
    »Kommt dieser nette junge Mann wieder zu uns?«, erkundigt sich Joyce.
    Hannelore lächelt geheimnisvoll.
    »Von einem Studienzentrum für Textilarbeiten in Norwich habe ich noch nie gehört«, flüstere ich zu René hinüber.
    »Norwich war früher das Zentrum der Textilindustrie. Vom Mittelalter bis in die späten Sechziger- und Siebzigerjahre des neunzehnten Jahrhunderts war die Stadt für ihre Webschals und Tücher bekannt. Das Zentrum ist ein echtes Juwel. Wenn Sie sich für alte Stoffe interessieren, wird es Ihnen dort ganz bestimmt gefallen«, erzählt René, während sie ihre Sachen in einen Nähkorb packt.
    Ich mache einen kurzen Abstecher auf die Toilette. Seit dem Brand in unserem Haus bin ich fast schon besessen davon, überall aufs WC zu gehen. Denn so

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