Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition)
Nacht gewünscht hatte.
„Du weißt nicht, wer Santa Claus ist?“, fragte Gracie verblüfft.
„Darüber sprechen wir später“, versprach Juliana, „wenn wir nach dem Frühstück zusammen mit dem Unterricht beginnen.“
„Ich könnte ein Gedicht aufsagen“, schlug Gracie vor. „Ich weiß alles über Santa Claus.“
„Gracie“, sagte Lincoln.
„Aber das stimmt doch, Papa, ich habe Mr Moores Gedichte tausendmal gelesen.“
„Es gibt Maisbrei“, beschloss Tom laut. „Und vielleicht etwas Wurst.“
„Wie bitte?“, fragte Lincoln.
„Zum Frühstück“, erläuterte Tom mit einem kleinen Lächeln. Dann drehte er sich zu Joseph um. „Kannst du mit der Milchschleuder umgehen?“
Der Junge nickte. „Wir hatten in der Schule eine Milchkuh. Eine Zeit lang zumindest.“
Bisher hatte immer Theresa den Rahm von der Milch getrennt, weil Joseph das als „Frauenaufgabe“ betrachtet hatte. Mary Rose und Angelique hatten hinterher abwechselnd die Butter geschlagen.
Doch dann war die Kuh krank geworden und gestorben, und Mr Philbert hatte keine weitere Kuh bei der Regierung angefordert.
Traurigkeit und Wut überwältigten Juliana, was sich offenbar auf ihrem Gesicht abzeichnete, denn zu ihrer völligen Überraschung legte Lincoln eine Hand auf ihre Schulter.
Die Berührung jagte einen glühenden Schauer durch ihren Körper, beinahe wäre sie zusammengezuckt. An seinem Blick sah sie, dass er es bemerkt hatte.
„Setzen Sie sich“, bat er. Seine Augen blitzten belustigt auf, als sie errötete. „Ich hole Ihnen einen Kaffee.“
3. KAPITEL
D er Himmel war klar, zum Herzerweichen blau, die Sonne glitzerte auf den Schneefeldern der Gebirgsausläufer und den schneebedeckten Bäumen. Das Wasser des Bachs schimmerte unter den Eisschichten, die Rinder – mehr als einhundert – brüllten ungeduldig nach der ersten Ladung Heu. Lincoln saß im Sattel und zog den Hut tief ins Gesicht, um sich gegen das blendende Licht zu schützen.
Er sah, wie Joseph hinten auf den Schlitten kletterte – der Schnee war zu hoch für einen Planwagen –, während Tom damit beschäftigt war, die beiden riesigen Pferde zu besänftigen.
Ben Gainer, der über den Winter auf der Ranch blieb, weil seine Frau Rose-of-Sharon demnächst ihr erstes Kind bekommen sollte, ritt auf einem gefleckten Pony und mit einer Schaufel in der Hand neben Lincoln her.
„Am besten breche ich mal das Eis am Bach auf“, sagte Ben.
Lincoln nickte und schwang sich aus dem Sattel.
Die Dinge waren da, um erledigt zu werden
, wie sein Vater immer gesagt hatte. Wenn die Tiere nicht hungrig waren, dann hatten sie Durst, und sie waren nicht klug genug, um Schnee zu fressen oder das Eis mit ihren Hufen aufzubrechen, damit sie an das darunterliegende Wasser gelangten. Er ging zum Schlitten und nahm eine der Spitzhacken herunter, die Tom aufgeladen hatte.
Als er begann, an einigen Stellen des Bachs auf das dicke Eis einzuhacken, wünschte er sich nicht zum ersten Mal, dass er sich für ein leichteres Leben entschieden hätte. Beth’ Vater hatte ihm immerhin die Partnerschaft in seiner Bostoner Anwaltskanzlei angeboten.
Wenn ich in Boston geblieben wäre, würde Beth vielleicht noch leben – und die beiden Kinder auch, dachte er.
Und Gracie könnte eine richtige Schule besuchen.
Hätte er die Ranch seinem unfähigen Bruder Wes überlassen, wäre sie schon längst Geschichte. Seine Mutter hätte kein Heim mehr, und Tom Dancingstar hätte sein Land verlassen und in einer Welt leben müssen, die ihn nicht nur vollkommen unterschätzte, sondern vor allem verachtete. Und das nur, weil er Indianer war.
Lincoln hatte sich zwischen Pest und Cholera entscheiden müssen, und falls er den falschen Weg gewählt hatte, konnte er es jetzt nicht mehr ändern. Die Ranch machte ihn nicht zu einem reichen Mann, aber zumindest hatte er sie mit jeder Menge harter Arbeit und typisch Creed’scher Entschlossenheit wieder in die schwarzen Zahlen gebracht.
Doch welchen Preis hatte er dafür gezahlt!
Tom gesellte sich mit einer weiteren Hacke zu ihm und schickte Ben und Joseph zurück zum Heuschuppen, wo die beiden anderen Helfer, Art Bentley und Mike Falstaff, darauf warteten, den Schlitten neu zu beladen.
„Du siehst heute Morgen ziemlich schlecht gelaunt aus“, stellte Tom fest.
„Harte Arbeit“, erwiderte Lincoln, ohne seinen Freund anzusehen.
„Du arbeitest, seit du neun bist. Ich glaube nicht, dass es daran liegt.“
Lincoln unterbrach die Arbeit, um kurz Atem zu
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