Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition)
andere Ende des Seils locker um den Sattelknauf zu legen.
„Selbstverständlich“, erwiderte Juliana.
„Wissen Sie irgendetwas über sie?“, fragte Weston. Obwohl seine Frage fast beiläufig klang, war sie es nicht. Das wusste Juliana.
„Ich vermute, sie ist Ihre Frau.“
Sein Lachen klang bitter. „Etwas in dieser Art. Kate gehört der Diamond Buckle Saloon. Sie und ich leben nun schon seit einiger Zeit in Sünde.“
„Oh“, stieß Juliana aus. Sie fand es faszinierend, so eine schillernde Persönlichkeit kennenzulernen, aber vielleicht hätte sie zuerst Lincoln fragen sollen.
„Ja“, bestätigte Weston trocken. „Oh.“
Julianas Wangen brannten vor Verlegenheit. Als sie Lincoln gebeten hatte, Daisy und Billy-Moses baden zu dürfen, hatte er gesagt, das Haus wäre nun auch ihr Heim und sie bräuchte nicht um Erlaubnis zu bitten. Hoffentlich meinte er das auch in anderer Hinsicht so.
„Wir werden etwa gegen zwei Uhr essen“, verkündete sie. Da sie den Truthahn nicht zubereiten würde, konnte sie wegen der Uhrzeit nur raten. „Aber egal wann Sie und Kate ankommen, wir werden uns freuen, Sie zu sehen.“
Dann ging Wes um das Pferd herum und blieb direkt vor Juliana stehen. Sein Mund, sinnlich wie der von Lincoln, war leicht verzogen. „Ist Ihnen klar, Mrs Creed, dass in dem Moment, in dem Kate einen Fuß über die Schwelle setzt und meine Mutter davon erfährt, vermutlich die Decke einstürzen wird?“
Ohne Cora Creed je getroffen zu haben, hatte Juliana ein wenig Angst vor ihr. Doch sie war keine Frau, die sich von ihren Ängsten aufhalten ließ, wenn sie etwas für richtig hielt. Mit erhobenem Kinn entgegnete sie: „Ich schätze, dieses Risiko müssen wir dann eben eingehen.“
Wieder lachte Lincolns Bruder. „Mutige Worte. Und ich glaube fast, Sie meinen sie so.“
„Ich sage nie etwas, wenn ich es nicht so meine, Mr Creed.“
„Nenn mich Wes.“ Jetzt grinste er.
„Nur wenn du mich Juliana nennst.“
Er beugte sich vor, um sie auf die Stirn zu küssen. „Willkommen im Leben meines Bruders, Juliana. Weiß Gott, er braucht dich.“
In diesem Moment sah sie Lincoln langsam auf das Haus zureiten. Bei seinem Anblick begann ihr Puls zu rasen.
„Warum sagst du so etwas?“, fragte sie.
Seufzend schenkte Wes ihr ein trauriges Lächeln. „Er hat viel verloren. Beth natürlich und zwei Kinder. Pa und unseren Bruder Dawson. Er ist ein guter Mann, aber er ist auch – nun, er ist mächtig vorsichtig, was Gefühle betrifft.“
Auch sie war immer vorsichtig gewesen, bis sich Daisy, Billy-Moses und andere Schüler fast unbemerkt in ihr Herz geschlichen hatten.
Wes schwang sich auf sein Pferd. Nachdem er einen Blick in Lincolns Richtung geworfen hatte, sagte er: „Ich verschwinde jetzt. Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung, mein Bruder und ich, die sicher weitergehen würde, wenn ich noch bliebe.“ Er drückte die Stiefel in die Flanken seines Pferds. „Falls es keinen weiteren Schneesturm gibt, kommen Kate und ich Weihnachten.“
Juliana lächelte, obwohl sie die Erwähnung der „kleinen Auseinandersetzung“ etwas besorgte. „Kommt nicht zu spät“, sagte sie.
Nach einem letzten Nicken ritt Wes los. Zuerst wehrte sich der Esel ein wenig, dann trottete er gehorsam hinter dem Pferd her.
Obwohl die Sonne schien, war es kalt. In den Mantel ihrer Schwiegermutter gehüllt, wartete Juliana auf ihren Ehemann.
Als er vor dem Stall hielt, schritt sie auf ihn zu, zunächst langsam, dann mit schnelleren Schritten. Und noch bevor sie ihn erreicht hatte, platzte sie mit ihrem Geständnis heraus. „Ich habe Wes und Kate zum Weihnachtsessen eingeladen“, rief sie atemlos.
Genau wie Wes betrachtete er sie mit einem traurigen Lächeln. „Und hat er die Einladung angenommen?“
Sie nickte stumm.
Da lachte er und legte einen Steigbügel über den Sattel, um den Gurt lösen zu können. „Nun, Mrs Creed, dann ist dir etwas gelungen, was ich bisher nicht geschafft habe. Ich konnte Kate nie überreden, einen Fuß auf diese Ranch zu setzen, geschweige denn mit uns zusammen zu essen. Und wenn sie nicht kommt, kommt Wes auch nicht.“
Juliana ging auf ihn zu. „Irgendetwas stimmt nicht. Was ist los?“
Er schwieg sehr lange, bevor er in seine Manteltasche griff und den kleinen gelben Umschlag hervorzog.
Als Juliana ihn sah, spürte sie, wie ihr das Blut aus den Wangen wich. Sie war wie gelähmt. Mit bebenden Händen nahm sie das Kuvert entgegen und versuchte, das Siegel
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