Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition)
auf.
Sie stellte einen Becher heißen Kakao neben ihn.
„Danke“, sagte er knapp.
Julianas Finger kribbelten. Am liebsten hätte sie Lincoln den Nacken und die Schultern massiert, unterließ es aber. Obwohl er ihr Ehemann war, kam es ihr zu intim und sogar ein wenig schamlos vor, ihn zu berühren, selbst auf so unschuldige Weise.
Allerdings wollte sie auch nicht wieder gehen, genauso wenig wie sie sich nach einem Marsch durch einen Schneesturm von der Wärme eines Ofens hätte losreißen können.
„Wenn du hierbleiben möchtest, Juliana, dann setz dich bitte“, lud er sie freundlich ein, ohne von seinen Papieren aufzusehen.
Sie sank auf die Kante eines Sessels, verschränkte die Finger und wartete.
„Alles wird gut werden, Juliana“, versprach er ihr nach einer Weile und seufzte dabei leise.
Da kannte er Mr Philbert aber schlecht. „Vorhin am Stall, da glaubte ich dich sagen zu hören …“, begann sie vorsichtig.
Er wartete.
„Ich glaubte dich sagen zu hören, dass du Daisy und Billy-Moses adoptieren möchtest.“
Lincoln lächelte. „Das habe ich tatsächlich gesagt, Juliana.“
Sie umklammerte die Armlehnen. „Aber wie?“
„Ich bin Anwalt“, antwortete er und deutete auf die Bücher. „Ich stelle gerade die Unterlagen zusammen.“
„Das hast du gar nicht erwähnt. Dass du Anwalt bist, meine ich.“
„Ich habe dir eine ganze Menge noch nicht erzählt“, entgegnete er schlicht. „Dazu war nicht genug Zeit.“
Sie stand auf, setzte sich aber gleich wieder. „Du könntest … du könntest Schwierigkeiten bekommen, wenn du Joseph und Theresa nach North Dakota schickst“, brachte sie besorgt hervor.
„An Schwierigkeiten bin ich gewöhnt. Genau genommen mag ich die Herausforderung.“
„Ich brauchte etwas zu tun“, gestand sie.
Lincoln öffnete eine Schreibtischschublade und fischte ein zweites Tintenfass und einen Federhalter heraus. Beides reichte er ihr, zusammen mit einen Stapel Papier. „Schreib deinem Bruder“, schlug er vor. „Erzähl ihm, dass du jetzt verheiratet bist und dass ich ihm, wenn er nicht hierherkommt, bald einen Besuch abstatten werde.“
Die Vorstellung, dass Clay und Lincoln sich gegenüberstehen würden, behagte ihr zwar nicht, doch sie nahm Tinte, Füller und Papier entgegen und ging damit zurück in die Küche. Tom und Joseph waren nicht da, Theresa, Gracie, Daisy und Billy-Moses saßen im Kreis auf dem Boden und vergnügten sich mit einem ramponierten Kartenspiel.
Sie setzte sich an den Tisch, öffnete das Tintenfass und wartete auf die Inspiration. Nach einer Viertelstunde hatte sie noch nicht mehr geschrieben als „Lieber Clay“. Schließlich hörte sie aus schierer Frustration auf, nach passenden Worten zu suchen, tauchte den Federhalter in die Tinte und begann.
Da du dir seit Langem wünschst, mich gut und sicher verheiratet zu sehen, freue ich mich, dir mitteilen zu können, dass ich gestern, am 22. Dezember, mit Mr Lincoln Creed aus Stillwater Springs den Bund der Ehe geschlossen habe …
Sie fuhr fort, Lincoln, Gracie, das Haus und alles, was sie bisher von der Ranch gesehen hatte, zu beschreiben, wünschte ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches neues Jahr.
Du meine Güte, bald ist schon 1911! Wo ist nur die Zeit geblieben?
Als sie fertig war, hatte sie drei Seiten geschrieben. Sie schloss mit „Ergebenst, Juliana Mitchell Creed“, wartete, bis die Tinte getrocknet war und faltete den Brief sorgfältig zusammen. Ihre Unruhe war in Erleichterung übergegangen. Sie konnte nicht voraussehen, wie Clay auf das Schreiben reagieren würde, wenn überhaupt. Allerdings änderte das nichts an ihrem Gefühl, einen Gipfel erklommen und eine neue Form von Freiheit gewonnen zu haben.
Der Rest des Tages verlief ruhig.
Die jüngeren Kinder hielten ohne großes Theater ihren Mittagsschlaf.
Theresa las in einem Schaukelstuhl vor dem Ofen ein Buch.
Irgendwann wurde Juliana wieder unruhig, und da sie nicht erneut zu Lincoln ins Wohnzimmer gehen wollte, schlüpfte sie in den geborgten Mantel ihrer Schwiegermutter, lief zu der Hütte der Gainers und klopfte leise. Ben öffnete die Tür und flüsterte, dass Rose-of-Sharon und das Baby schliefen. Juliana versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Lächelnd versprach sie, später noch einmal wiederzukommen.
Sie ging in den Stall und sprach mit der Kuh und den Pferden, anschließend schlich sie sich in den Holzschuppen, um einen Blick in die Säcke mit den Geschenken zu
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