Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition)
verließ die Küche.
Gracie war zu Daisy und Billy-Moses ins Bett geschlüpft. Theresa saß im Schneidersitz auf dem Fußende der Matratze und las ihnen – ausgerechnet – aus dem
Sears Roebuck
-Katalog vor.
Einen Moment verharrte Juliana unbemerkt in der offenen Tür, während die Kinder verzückt den Beschreibungen von Tellern, Teetassen und Besteck lauschten. Die Worte, das erkannte Juliana, spielten dabei gar keine Rolle. Es war die Stimme eines anderen menschlichen Wesens, die sie so fesselte.
Leise zog sie sich zurück. In Lincolns Zimmer füllte sie frisches Wasser aus dem Krug in die Porzellanschüssel und putzte sich die Zähne mit Backpulver. Dann wusch sie sich das Gesicht, öffnete ihren Zopf, bürstete ihr Haar und flocht es wieder.
Ihr Nachthemd fühlte sich kalt an, sie hängte es über den Raumteiler direkt vor dem Ofen, in dem Lincoln kurz vor dem Essen ein Feuer entzündet hatte.
Sie knöpfte das blaue Kleid auf, zog es über den Kopf, schlüpfte aus den Schuhen und rollte ihre Strümpfe herunter. Anschließend öffnete sie die Schnüre des Unterkleids und ließ es auf den Boden fallen.
Nur noch in Mieder und Pumphose stand sie da, als die Tür aufgestoßen wurde und Lincoln hereinkam.
Bei ihrem Anblick blieb er wie angewurzelt stehen.
Sie stellte sich vor, dass das Feuer hinter ihr die Unterwäsche durchsichtig machte. Doch so verlegen sie auch war, sie tat nichts, um sich zu bedecken.
Lincoln wollte gerade wieder rückwärts aus dem Zimmer gehen.
„Warte“, sagte Juliana. „Geh nicht. Bitte.“
Also schloss er die Tür hinter sich. Der Konflikt, der sich auf seinem Gesicht abzeichnete, hätte amüsant sein können, wenn sie sich nicht so große Sorgen um ihr wild schlagendes Herz gemacht hätte. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton heraus.
„Du hast mich gebeten, es dir zu sagen, wenn ich bereit bin.“ Mit zitternden Fingern begann sie, die winzigen Schleifen zu lösen, die ihr Mieder vorn zusammenhielten.
„Und?“, stieß er heiser hervor. „Ich bin bereit.“
8. KAPITEL
L incoln lehnte sich an die geschlossene Tür, schüttelte den Kopf und seufzte. „Da bin ich mir nicht so sicher“, erwiderte er. „Dass du bereit bist, meine ich.“ Wies er sie ab? Sofort hörte Juliana auf, die Schleifen ihres Mieders aufzuziehen. Erstarrt und verletzt stand sie vor ihm und platzte ohne nachzudenken mit ihrer größten Angst heraus.
„Willst … willst du mich nicht, Lincoln?“
„Oh, und
wie
ich dich will.“
„Aber warum …“
„Mein Bruder hat heute ein paar Dinge zu mir gesagt, über die ich nachdenken muss“, erklärte Lincoln ruhig. „Außerdem hast du in der letzten Zeit viel durchgemacht. Ich möchte nicht, dass du glaubst, das tun zu müssen. Und auch nicht, dass du es hinter dich bringen willst.“
„Es hinter mich bringen?“ Sie war verblüfft, aber wahrscheinlich klang sie eher verärgert.
„Beim ersten Mal kann es schmerzhaft für eine Frau sein. Und noch schmerzhafter, wenn du dich mir aus den falschen Gründen anbietest.“
Das klang nach einem typischen Anwalt, der Beweise gegen etwas sammelte, das sie in Wahrheit doch beide wollten.
„Was für falsche Gründe?“, fragte sie, darauf bedacht, leise zu sprechen, damit die Kinder sie nicht hörten.
Vorhin hatte er sie am Grab seiner ersten Frau stehen sehen. Dachte er, dass sie auf diese Weise versuchte, Anspruch auf ihn zu erheben und die Erinnerung an Beth zu verdrängen? Dass sie ihren Körper dazu benutzte, um die andere Frau aus seinem Herzen zu vertreiben?
„Du könntest beispielsweise dafür dankbar sein, dass ich Daisy und Billy-Moses adoptieren und als unsere eigenen Kinder aufziehen möchte.“
Wütend riss Juliana ihr Nachthemd von dem Raumteiler vor dem Feuer und streifte es sich über den Kopf. Die Unterwäsche würde sie später ausziehen, wenn er gegangen war. Doch leider verfing sie sich in einem Ärmel und begann mit den Armen zu schlagen wie ein Huhn in einem Leinensack.
Lincoln lachte. Sie hörte, wie er auf sie zukam. Spürte, wie er ihr Nachthemd zurechtzupfte.
Nachdem er es ihr über den Kopf gezogen hatte, funkelten seine Augen belustigt.
„Wage es bloß nicht, dich über mich lustig zu machen!“, fauchte Juliana.
Wieder lachte er, aber sein Griff um ihre Schultern verstärkte sich. „Das würde ich nie tun.“
Als ob sie nicht schon gedemütigt genug wäre, traten ihr nun auch noch Tränen in die Augen.
„Hör mal“, sagte Lincoln,
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