Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition)
mit euch, das weißt du doch. Er wird sich darum kümmern, dass ihr gut nach Hause kommt, er wird die ganze Zeit auf euch aufpassen.“
„Die Leute im Zug könnten gemein zu uns sein. Mr Dancingstar ist immerhin auch ein Indianer.“
Auch das war möglich. Juliana wünschte, sie könnte mit ihnen fahren und auf sie aufpassen, aber das ging natürlich nicht. Gracie, Daisy und Billy-Moses brauchten sie – und Lincoln auch, wenn sie Wes Creed Glauben schenken konnte. Außerdem musste sie sich Mr Philbert stellen und die Sachlage ein für alle Mal klären.
„Mach dir keine Gedanken, Theresa“, sagte sie. „Alles wird gut gehen. Mr Dancingstar wird auf euch aufpassen.“
„Ich wünschte beinahe, ich könnte hier bei Ihnen bleiben, aber ich würde Joseph schrecklich vermissen. Außerdem würde er bestimmt seine Leseübungen vergessen, wenn ich nicht ein Auge auf ihn habe.“
Juliana blinzelte die Tränen weg. „Wirst du mir schreiben, wenn ihr zu Hause angekommen seid? Mir von der Reise erzählen und wie es in North Dakota ist?“
Das Mädchen nickte, dann streckte sie beide Arme nach Juliana aus. Eine Weile hielten sie einander fest.
„Und schreiben Sie mir zurück?“, fragte Theresa, als sie wieder ins Kissen zurückgesunken war. „Ganz lange Briefe?“
„Ganz lange Briefe“, versprach Juliana. Sie beugte sich vor und küsste die glatte Stirn des Mädchens. „Schlaf jetzt, Theresa. Morgen ist Weihnachten.“
„Sie glauben doch nicht, dass ich diese ganzen Geschichten über Santa Claus glaube, oder?“, flüsterte Theresa. „Ich bin immerhin schon zwölf. Davon abgesehen, sagt Joseph, es wäre alles Humbug und ich sollte nicht viel erwarten.“
„Man darf die Hoffnung nicht aufgeben“, erwiderte Juliana. „Niemals. Das hält uns am Leben.“
„Aber Santa Claus ist doch wirklich nur eine Erfindung?“
Juliana dachte an die Geschenke in Mrs Creeds Schrank. Nichts Besonderes, doch in den Augen eines Kindes, das nie etwas geschenkt bekommen hatte, würden sie sicher glänzen und funkeln wie Aladins Schatz. „Um Santa Claus’ Leben ranken sich viele Legenden. Es sind nur Legenden. Aber es gibt noch Menschen auf der Welt, die ein großes Herz haben.“
Lincoln gehörte zu ihnen. Wes Creed auch. Und natürlich Tom Dancingstar.
Theresa schloss seufzend die Augen und glitt in ihre Träume.
Als Juliana sicher war, dass sie schlief, küsste sie Theresa noch einmal auf die Wange und ging zurück in den Flur.
Vorhin hatte sie die Schlafzimmertür offen gelassen, jetzt war sie geschlossen.
Juliana hielt kurz inne, dann streckte sie zögerlich die Hand nach dem Türknauf aus.
Vom flackernden Schein des Feuers im Kamin abgesehen, war es dunkel im Raum. Lincoln lag bereits im Bett, er hatte sich mehrere Kissen hinter den Rücken gestopft. Seine Brust war nackt, das sah sie, aber sein Gesicht lag im Dunkeln.
„Ich habe mich schon gefragt, ob du nach unserer … Diskussion in dieses Zimmer zurückkehrst“, sagte er.
„Ich wüsste nicht, wo ich sonst schlafen sollte“, entgegnete Juliana betont distanziert. Sie war nicht wütend auf Lincoln, nur verwirrt. „Es sei denn, du hättest es lieber, dass ich wie Reverend Dettly im Stall übernachte.“
Lincoln schnaubte leise. „Der Reverend ist ein Mann. Und obwohl er mit Gott auf du und du steht, steckt in seiner Satteltasche direkt neben der Bibel immer ein Gewehr.“
Halsstarrig blieb sie weit entfernt von Lincolns Bett stehen, obwohl sie im Moment nirgends lieber sein wollte als genau dort. „Wenn du streiten willst, solltest vielleicht
du
im Stall schlafen.“ In Wahrheit meinte sie kein einziges Wort ernst – sie dachte das eine, sagte aber das andere. Was war nur in sie gefahren? „Ich war eigentlich schon so weit, dir deine Unhöflichkeit zu verzeihen, Mr Creed, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.“
Da lachte er, dunkel, dröhnend, ganz und gar männlich und nicht gerade höflich. „Das ist aber sehr großzügig von dir,
Mrs
Creed. Vor allem, nachdem ich nur in deinem Interesse gehandelt habe. Wenn sich hier jemand entschuldigen müsste, dann du.“
„Du hast in deinem eigenen Interesse gehandelt, nicht in meinem!“, erwiderte sie vorwurfsvoll.
Er klopfte neben sich auf die Matratze. „Komm ins Bett, Juliana. Ich bin müde und kann nicht schlafen, wenn du dastehst, als hättest du einen Stock verschluckt.“
Da ihre Seite des Betts an der Wand war, hätte sie über ihn klettern müssen, um dort hinzugelangen, vielleicht
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