Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Dämon auf Abwegen

Ein Dämon auf Abwegen

Titel: Ein Dämon auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Schuhe.«
    »Stimmt«, rief sie und schnippte mit den Fingern, »wir wollten dir ja etwas zu essen besorgen. Das ist mir bei diesem ganzen Getöse hier völlig entfallen. Komm, wir wollen mal sehen, was der Küchenchef persönlich heute empfiehlt.«
    Es war schwieriger als erwartet, etwas zu essen aufzutreiben. Die meisten Restaurants, die wir fanden, waren entweder geschlossen, oder sie servierten nur Getränke. Ich befürchtete schon, daß Tanda den Vorschlag machen würde, das Essen lieber in flüssiger Form zu uns zu nehmen, doch glücklicherweise wurde diese Möglichkeit nicht erwähnt.
    Endlich entdeckten wir ein kleines Straßencafe in einer schmalen Gasse und bahnten uns mit Ellenbogen den Weg zu einem kleinen Tisch, ohne auf die wütenden Blicke der anderen Gäste zu achten. Die Bedienung war ziemlich langsam, doch beschleunigte meine Gefährtin das ganze ein wenig dadurch, daß sie den Inhalt eines unserer Beutel auf der Tischplatte ausleerte, was die Aufmerksamkeit des Kellners erregte. Kurz darauf servierte man uns zwei dampfende Schüsseln voller Ich-weiß-nicht-was. Ich machte nicht einmal den Versuch, die verschiedenen Klumpen und Knorpel genauer zu identifizieren. Es roch recht gut und schmeckte noch besser, und nach mehrtägigem zwangsweisen Fasten war das alles, was mir noch wichtig war. Ich stopfte mich ordentlich voll und war schon mit einer zweiten Schüssel weit fortgeschritten, als Tanda gerade ihre erste geleert hatte. Sie schob ihren Teller beiseite und begann mit zunehmendem Interesse die Massen auf den Straßen zu mustern.
    »Hast du dir inzwischen überlegt, was hier eigentlich los ist?« fragte sie.
    »Mmörppg!?« erwiderte ich mit prallvollem Mund.
    »Hmm?« Sie furchte die Stirn.
    »Ich weiß es nicht genau«, sagte ich kauend und schluckte angestrengt. »Die sind alle glücklich, weil sie irgend etwas gewonnen haben, aber was das ist, weiß der Teufel.«
    »Na ja«, meinte Tanda, »ich hab dir ja gesagt, daß sie komisch sind.«
    In diesem Augenblick erreichte der Lärm auf der Straße einen neuen Höhepunkt und machte jedes private Gespräch unmöglich. Als wir die Hälse reckten, um die Ursache dieser Störung ausfindig zu machen, nahmen wir etwas sehr Seltsames wahr: Ein Mob von Leuten marschierte in voller Breite die Straße entlang, im Chor einen Singsang herunterleiernd und alle kleineren Gruppen, denen er begegnete, mit sich reißend oder nieder trampelnd. Doch anstatt sich über dieses Eindringen zu entrüsten, sprangen die uns umgebenden Leute jubelnd auf und ab und umarmten einander mit Tränen der reinsten Freude in den Augen. Alle Blicke schienen sich auf die Bahre zu richten, die von kräftigen Trägern an der Spitze der Menge emporgehalten wurde. Ich hatte das Glück, einen Blick darauf werfen zu können, als sie vorübergetragen wurde. Glück insofern, als ich sehen konnte, ohne mich bewegen zu müssen. Denn die Menge stand so dicht gedrängt, daß ich mich ohnehin nicht hätte rühren können, selbst wenn ich gewollt hätte, und so war es ganz gut, daß die Bahre so nah an uns vorbeigetragen wurde.
    Es wäre eine Untertreibung, wenn ich lediglich sagte, daß sie eine Statue vor sich her trugen. Genau genommen war es das absolut häßlichste Ding, das ich jemals in meinem Leben gesehen hatte, und zwar alles eingeschlossen, dem ich auf dieser Reise mit Tanda begegnet war. Es war klein, ungefähr zweimal so groß wie mein Kopf, und stellte eine große, vierbeinige Kröte dar, die einen riesigen Augapfel im Mund hielt. Auf ihrem Rücken befanden sich anstelle von Warzen die Torsi, Köpfe und Arme winziger Jahks, die in einer wahrhaft bizarren erotischen Darstellung ineinander verschlungen waren. Diese Figuren waren mit den warzigen Ausbuchtungen übersät, die man eigentlich auf der Kröte selbst erwartet hätte. Als Krönung des ganzen war das Ding in einem fleckigen Goldton gehalten, so daß es aussah, als würden Schmierflecken auf der Oberfläche hin- und herkriechen.
    Die Statue ekelte mich ungeheuer an, aber es bestand kein Zweifel, daß die mich umgebende Menge meine diesbezüglichen Gefühle nicht teilte. Wie eine gewaltige Welle schwappte sie nach vorn und stimmte in den Singsang ein, der immer noch zu hören war, nachdem die Prozession schon lange verschwunden war. Schließlich fanden wir uns in einer verhältnismäßig ruhigen Straße wieder, die völlig verlassen war, wenn man von den verstreuten Körpern jener absah, die nicht schnell genug gewesen waren, um

Weitere Kostenlose Bücher