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Ein Dämon auf Abwegen

Ein Dämon auf Abwegen

Titel: Ein Dämon auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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kontert!«
    »Der lernt auch schnell dazu«, bemerkte ich. »Ich fürchte, er könnte sich noch zu einem Problem auswachsen.«
    »Keine Chance!« schnaubte mein Lehrer. »Den steckst du magisch doch mit der linken Hand in die Tasche.«
    »Nur daß ich versprochen habe, nichts gegen ihn zu unternehmen«, bemerkte ich düster.
    »Laß dir davon nicht die Laune verderben«, beharrte Aahz und legte einen Arm um meine Schulter. »Wir haben diesmal beide ein paar dämliche Ansagen gemacht. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als das Blatt, das wir ausgeteilt haben, richtig auszureizen.«
    »Immer mit dem Kopf durch die Wand, was?« Ich schnitt eine Grimasse.
    »Genau. He, Junge, du lernst aber wirklich schnell!«
    Ich wußte zwar immer noch nicht, welche Wand damit gemeint war, aber langsam gewöhnte ich mir einige von Aahz' Redensarten an. Inzwischen konnte ich wenigstens den Anschein von Intelligenz erwecken.
    Nun war das Gasthaus zum Gelben Halbmond bereits zu sehen. Ich hatte erwartet, daß Aahz seine Schritte beschleunigen würde ... Ich meine, schließlich regnete es ja. Statt dessen verlangsamte mein Ausbilder sein Tempo geringfügig und musterte eine Gruppe unterschiedlicher Wesen, die sich unter einer Zeltplane zusammenkauerten.
    »Hal-löchen!« rief er. »Was haben wir denn da?«
    »Sieht aus wie eine Gruppe unterschiedlicher Wesen, die sich unter einer Zeltplane zusammenkauern«, bemerkte ich trocken oder zumindest so trocken, wie ich es mir in meinem pitschnassen Zustand eben vorstellen konnte.
    »Das ist ein Chicago-Spiel«, verkündete Aahz. »Ich kann die Würfel deutlich hören.«
    Darauf war Verlaß, daß ein Perfekter das Geräusch von Würfeln auf Matsch auf hundert Schritte ausmachen konnte!
    »Na und?« drängte ich.
    »Ich denke, dann haben wir auch unseren Buchmacher. Der große Typ da — in der hintersten Reihe der Menge. Mit dem habe ich schon mal zu tun gehabt.«
    »Sprechen wir gleich mit ihm?« wollte ich eilfertig wissen.
    »Wir nicht«, berichtigte Aahz, »sondern ich. Du gerätst schon unter ehrlichen Leuten oft genug in Schwierigkeiten, da werde ich dich nicht auch noch zu einem Chicago-Spiel mitnehmen. Du wartest im Gasthaus auf mich. Gus müßte dich wohl im Auge behalten können.«
    »Och. Na gut.«
    Ich war zwar enttäuscht, aber gleichzeitig erfreut, endlich aus dem Regen zu kommen.
    »Und bleib unterwegs nirgendwo stehen und
    -sprich mit niemanden, hörst du?«
    »Jawohl, Aahz. « Ich nickte und machte mich im Trab auf den Weg.
    »Und egal, was du tun solltest - nimm bloß nichts von dem Essen da zu dir!«
    »Du machst wohl Witze?« lachte ich. »Ich bin schließlich schon mal dagewesen!«
    Das Essen im Gelben Halbmond ist, gelinde gesagt, äußerst zweifelhaft. Selbst nach meinen Dimensionssprüngen mit Tanda, bei denen ich mitbekommen hatte, was man anderswo alles als Nahrung ausgab, würde ich niemals freiwillig etwas aus diesem Hause zu mir nehmen.
    Als ich näher kam, konnte ich durch die Tür erkennen, daß das Wirtshaus leer war. Das überraschte mich doch etwas. Denn bei meinem ersten Besuch war es ziemlich voll gewesen, und ich hätte erwartet, daß der Regen noch weitere Herumlungernde hineingetrieben hätte.
    Gus war auch nirgendwo zu sehen. Aber die Tür stand offen, und so schob ich mich hinein, erleichtert, endlich wieder im Trockenen zu sein. Aber ich hätte lieber nicht dort sein sollen.
    »Kleine Person!« verkündete eine dröhnende Stimme. »Mampf mag kleine Person. Mampf mag kleine Personen lieber als Big Macs. Wie schmeckst du denn, kleine Person?«
    Mit diesen Worten wurde ich umgedreht, so daß ich nun kopfüber vor dem Angesicht meines Angreifers hing. In diesem Fall möchte ich den Begriff >Angesicht< allerdings recht großzügig verstanden wissen. Es hatte sich so angefühlt, als wäre ich von einer riesigen Hand emporgehoben worden. Am anderen Ende dieser Hand befand sich der erste und einzige Troll, dem zu begegnen ich das Unglück hatte ... und er sah hungrig aus.

19
Warum sollte ich einen Zoll bezahlen, nur weil ich einen Deich überqueren will?
H. Haien
    Obwohl ich noch nie einen Troll gesehen hatte, wußte ich doch, daß es einer war. Ich meine, er entsprach schließlich ganz der Beschreibung: hochstehende, zottige Haarbüschel, lange, gummiartige Gliedmaßen, ein mißgestaltetes Gesicht mit wässrigen feuchten Augen von unterschiedlicher Größe. Wenn das kein Troll war, würde er zumindest ausreichen, bis etwas Besseres — oder Schlimmeres —

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