Ein Dämon auf Abwegen
eingeschlossen waren wir natürlich sechs, versammelten uns mitten auf unserer Trainingswiese, um uns von Big Julie zu verabschieden.
»Es tut mir leid, daß ich euch nicht begleiten kann, Jungs«, erklärte er traurig, »aber ich bin auch nicht mehr so jung wie früher, müßt ihr wissen.«
»Keine Bange«, winkte Aahz ab, »wir sind bald wieder da. Dann könnt Ihr zu unserer Siegesfeier kommen.«
»Jetzt fangt Ihr schon wieder an«, knurrte Julie. »Ich warne euch - feiert bloß nicht, bevor ihr die Schlacht nicht gewonnen habt! Nach fünfhundert Jahren ...«
»Schon recht, Julie«, unterbrach Aahz ihn hastig. »Das habt Ihr uns schon mal gesagt. Wir sollten uns jetzt besser auf den Weg machen, sonst kommen wir noch zu spät zum Spiel. Ich möchte ungern wegen Nichterscheinen zum Verlierer erklärt werden.«
Mit diesen Worten überprüfte er, ob wir alle an Ort und Stelle und an den D-Hüpfer angeschlossen waren.
Einen Augenblick später waren wir wieder in Jahk.
22
Egal, welches Spiel, egal welche Regeln — für beide Seiten gilt dasselbe!
Hoyles Gesetz
Seit Aahz und ich das letzte Mal dort gewesen waren, hatte das Stadion vor allem zwei große Verwandlungen durchgemacht.
Erstens hatte man das Feld selbst verändert. Anstelle eines Rechtecks markierten die Kreidelinien nun ein Dreieck, in dessen Ecken sich jeweils ein Tornetz befand. Ich nahm an, daß damit dem Drei-Mannschaften-Spiel Rechnung getragen wurde.
Die zweite Veränderung waren die Leute. Erinnern Sie sich noch daran, wie ich bemerkte, daß ich mir nicht einmal im Traum vorzustellen wagte, wie das Stadion erst voller Leute aussehen würde? Nun, die Wirklichkeit stellte alles in den Schatten, was meine Vorstellungskraft hätte hervorbringen können. Wo ich mir ordentliche Reihen voll mit Leuten vorgestellt hatte, die sich im Einklang mit der militärisch präzisen Anordnung der Sitze befanden, waren die Ränge in Wirklichkeit mit einem gewaltigen Chaos aus Farben und Bewegung überflutet. Ich weiß überhaupt nicht, warum man sich die Mühe gemacht hatte, Sitzplätze zur Verfügung zu stellen. Soweit ich das erkennen konnte, schien alles zu stehen.
Als wir erschienen waren, hatte ein verblüfftes Schweigen die Menge verstummen lassen. Das war auch kein Wunder. Denn schließlich erscheinen Lebewesen in der Regel nicht plötzlich aus heiterem Himmel, wie wir es getan hatten.
Auf Aahz' Anweisung hin hatte ich unserer Mannschaft keinerlei Tarnung zugelegt, um durch unsere wirkliche Erscheinung einen entsprechenden psychologischen Vorteil zu erzielen. Das gelang uns auch.
Die Menge gaffte uns an, während wir unsererseits die Menge angafften. Dann gewann sie die Fassung zurück, und aus tausend Kehlen klang ein einziges Brüllen. Das Getöse war ohrenbetäubend.
»Besonders eingeschüchtert wirken die nicht gerade«, bemerkte ich trocken.
Ich hatte nicht erwartet, bei dem Lärm gehört zu werden, aber dabei nicht mit Aahz' scharfem Gehör gerechnet.
»Ave Caesar. Moriture te salutant. Was, Junge?« grinste er.
Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon er da sprach, erwiderte aber sein Grinsen. Ich war es leid, ihn jedesmal verständnislos anzustarren, wenn er einen Witz von sich gab.
»He, Boß, wir bekommen Gesellschaft«, rief Gus und zeigte mit dem Kopf in eine Richtung des Stadions.
»Zwei Gesellschaften, um genau zu sein«, informierte mich Chumly und starrte in die gegenüberliegende Richtung.
Ich wirbelte mit dem Kopf herum und stellte fest, daß sie beide recht hatten. Massha kam gerade von einer Seite aus auf uns zu, während von der anderen Seite der alte Graubart herangewatschelt kam. Anscheinend wollten sowohl Veygus als auch Ta-hoe ein Wort mit uns wechseln.
»Hal-löchen, Jungs!« sagte Massha, die als erste bei uns angelangte, gedehnt. »Wollte euch lediglich Glück wünschen bei eurem ... Unternehmen.«
Aus dem Mund einer Anhängerin der Gegenpartei hätte das normalerweise ziemlich seltsam geklungen. So erschien es mir jedenfalls. Doch dann fiel mir wieder ein, daß Massha ja glaubte, wir hätten es darauf abgesehen, Ganzfixens >Dämon< zu neutralisieren. Was in gewissem Sinne ja auch stimmte.
Aahz war mir wie immer ein paar Nasenlängen voraus.
»Keine Sorge, Massha«, grinste er. »Wir haben alles unter Kontrolle.«
Er verblüffte mich immer wieder durch die Leichtigkeit, mit der er zu lügen versteht
»Achte bloß darauf, daß du dich da raushältst«, fuhr er aalglatt fort. »Es ist ein recht spitzfindiger
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