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Ein Dämon auf Achse

Ein Dämon auf Achse

Titel: Ein Dämon auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Weise nützlich machen kann. Und ich denke, dass es nur zu logisch ist, dass sich dieser Platz in der Armee gefunden hat, wo seine >Kunden< keine andere Wahl haben als sich mit dem Haarschnitt zufriedenzugeben, den man ihnen aufbrummt. Mich wundert nur, wo die bloß einen ganzen Raum voller Debiler aufgetrieben haben mögen, die einem alle nur denselben Haarschnitt verpassen können.
    Dieser Haarschnitt ist hinsichtlich seines Mangels an Phantasie und Stil als einzigartig zu bezeichnen, besteht er doch darin, dem Opfer einfach durch massiven Einsatz einer Schere so viele Haare abzunehmen wie nur möglich. Wenn man die Ziellinie nur um einen Viertelzentimeter tiefer ansetzte, könnte man mit Fug und Recht eher von Skalpieren sprechen als von Haareschneiden. Nun habe ich bestimmt nichts gegen Kahlköpfigkeit, und ich kenne auch ein paar schwere Jungs im Syndikat, die sich eigens die Schädel rasieren, um ganz besonders bösartig zu wirken.
    Doch was bei uns herauskam, war zu wenig Haar, um elegant auszusehen, aber zu viel, um einen harten Eindruck hervorzurufen.
    Das war zwar schon schlimm genug, aber zusammen mit den Uniformen, die man uns aufs Auge drückte, wurde die Sache schon hart an die Grenze des Unzumutbaren getrieben. Für jene unter Euch, die das Glück gehabt haben, die Armeeuniformen von Possiltum nicht aus erster Hand zu kennen, will ich erklären, dass sie aus einer Art kurzärmeligem Flanellnachthemd bestehen, das unter einer Kombination aus Brustpanzer und Rock aus gehärtetem Leder getragen wird. Ihr habt richtig gelesen, unter einem Rock. Jedenfalls wüsste ich nicht, wie ich ein Bündel von Lederriemen, die einem ungefähr bis zum Knie herunterbaumeln, ohne auch nur die Andeutung eines Hosenbeins zu kennen, anders beschreiben sollte. Der Gipfel der Demütigung bestand darin, dass man jedem von uns ein paar Sandalen aushändigte, die mir nicht einmal annäherungsweise ein Ersatz für die schnieken weißen Schuhe mit den schwarzen Kappen waren, die ich für gewöhnlich vorziehe.
    Nachdem wir erst einmal geschoren und uniformiert worden waren, machte unsere Ausbildungsgruppe den Eindruck eines Rudels halb angekleideter Schaufensterpuppen, die auf ihre Perücken warteten.
    »Nunzio«, sage ich, wie ich den Schaden begutachte, den man meinem sonst so blendenden Aussehen zugefügt hat, »erzähl mir doch noch mal mehr davon, dass kein Akt verzweifelt genug sein kann, wenn es darum geht, den Boss zu bewachen oder seinen Befehlen Folge zu leisten.«
    Aber das ist ein Fehler. Wenn mein Vetter auch ein erstklassiger Partner ist, sobald es haarig wird, so lauert doch in den Tiefen seiner finsteren Seele das Faktum, dass er mal für eine Weile Schullehrer war, was wiederum die Spätfolge hat, dass er dazu neigt, schon beim geringsten Stichwort oder auch nur einer Andeutung ganze Vorträge über Gott und die Welt zu halten.
    »Du begreifst einfach nicht, welche Psychologie dahintersteckt, wenn man Zivilisten zu Soldaten machen muss, Guido«, sagt er mit seiner Quäkstimme, die manchmal so irritierend wirken kann. »Frisuren sind, genau wie modische Kleidung, unverkennbare Merkmale der eigenen, früheren gesellschaftlichen und finanziellen Position. Haarschnitte und Uniformen sollen nur dazu dienen, jedermann auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu reduzieren, außerdem werden alle damit einer traumatischen, aber harmlosen Erfahrung unterzogen, die sie miteinander teilen, was den Zusammenhalt unter den Leuten fördert.«
    Normalerweise würde ich nicht im Traum daran denken, mich mit Nunzio auf ein Streitgespräch einzulassen nicht nur, weil ich dabei immer den kürzeren ziehe, sondern weil ich ihm lediglich den Vorwand biete, jede unausgegorene Theorie auszuschmücken und in die Länge zu ziehen, die ihm gerade das Herz in Wallung bringt. Aber diesmal fühle ich mich gezwungen, seine Behauptungen in Zweifel zu ziehen.
    »Vetter«, sage ich, »schau dich doch mal unter unseren Leidensgefährten um. Willst du ernsthaft behaupten, dass du nicht sagen könntest, wer woher stammt, ohne dabei einen solchen Meineid zu leisten, dass dich dafür selbst der gekaufteste Richter einbuchten müsste?«
    Ich meine, so geschoren und bekuttet wie wir auch sind, ist es doch immer noch ziemlich leicht zu sehen, wer die Spieler sind und wo sie herkommen. Die Gebrüder Fliege haben das muskulöse, robuste Leuchten der Gesundheit, wie man es nur bekommt, wenn man täglich so viele Stunden mit Landarbeit verbringt, dass einem die

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