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Ein Dämon auf Achse

Ein Dämon auf Achse

Titel: Ein Dämon auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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mit diesen Pappkameraden üben zu lassen und nicht auf Schießscheiben zu schießen, da es euch geistig und emotional besser darauf vorbereitet, mit eurer Waffe auf einen lebenden Gegner zu schießen. Und deshalb werdet ihr im Laufe dieser Übung die ganze Zeit daran denken, dass der Pappkamerad euch gegenüber ein lebendiger Feind ist, der euch umbringen will, und ihr werdet euch auch dementsprechend verhalten. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »JAWOHL, HERR HAUPTFELDWEBEL!!«
    Diese Antwort hat die Mannschaft nun schon voll auf dem Kasten, und dabei hat sie nur ein paar Tage der Ausbildung gebraucht, um sie zu meistern. Nunzio und ich schließen uns bei den entsprechenden Stichworten immer an, obwohl man an diesem Punkt sicherlich die eine oder andere Frage hätte aufwerfen können.
    Nehmen wir ein Beispiel: Während der Grundgedanke hinter der Verwendung dieser Zielscheiben sicherlich interessant, möglicherweise sogar bewunderungswürdig ist, habe ich in all meinen Jahren beim Mob doch noch nie einen Gegner zu sehen bekommen, der mir den Gefallen getan hätte, ohne Deckung, aufrecht und mit breiten Schultern stocksteif dazustehen, während er versucht mich zu erschießen.
    Diese Leute neigen vielmehr dazu, sich hinzukauern oder sich hinter Deckung flachzulegen und sich umherzubewegen, während sie einem ihre Botschaft übermitteln, womit sie die Chancen minimieren möchten, dass man ihnen schon den Saft abdreht, bevor sie das angepeilte Schlussfeuerwerk hergestellt haben. Eingedenk dessen halte ich es für einen gefährlichen Fall von Selbstüberschätzung, zu meinen, dass man schießen könne, nur weil man dazu in der Lage ist, mit Pfeilen oder Bolzen auf eine Strohpuppe gleich welcher Form loszuballern, und so etwas sollte man nicht unterstützen. Aber ich hielt lieber den Mund, weil ich mir dachte, dass diese erste Runde doch bestimmt nur dazu dienen dürfte, jedermann mit seiner Waffe vertraut zu machen, und dass die ernsthafte Ausbildung noch später stattfinden würde.
    Schon bald hat sich die Mannschaft über die Schießlinie verteilt und versprüht abwechselnd ihre Bolzen über den Schießstand, während der Hauptfeldwebel und der Unteroffizier hinter ihren Rücken hin und her tigern und mal den einen loben und den anderen anbrüllen. Das ist übrigens ein Managerstil, den die Armee und der Mob miteinander teilen. Damit beziehe ich mich auf die Auffassung, dass man jemanden, der gerade etwas falsch gemacht hat, nur laut genug anzuschreien braucht, damit er es als Reaktion darauf richtig macht.
    Nunzio und ich halten uns von der ersten Schützengruppe etwas fern, weil wir kaum befürchten, diesen Test nicht zu bestehen. Statt dessen konzentrieren wir uns darauf, wie der Rest der Mannschaft zurechtkommt, damit wir jenen, die dabei Schwierigkeiten haben, hilfreich unter die Arme greifen können.
    Die Gebrüder Fliege erweisen sich als überraschend gute Schützen, von denen jeder nicht nur das Ziel mit jedem Schuss trifft, sondern eine Streubreite von höchstens einer doppelten Handspanne erreicht. Da die Ziele aber nahe genug sind, dass man sie noch mit einem Steinwurf hätte erreichen können, kann mich dieses Beispiel der Schützenkunst nicht sonderlich beeindrucken. Hauptfeldwebel Smiley dagegen scheint von ihrer Vorführung aufrichtig erfreut zu sein.
    »Also das sieht die Armee gern, wenn einer so mit der Waffe umgeht!« sagt er so laut, dass ihn jeder verstehen kann. »Wer hat euch beigebracht, so zu schießen?«
    »Unser Paps«, erwidert Shu Fliege grinsend. »Vielleicht haben Sie schon von ihm gehört. Man nennt ihn Pferdefliege.«
    »Mami schießt ihn aber noch glatt an die Wand«, fügt Hy Fliege hinzu. »Sie nennt man Drachenfliege.«
    Zu diesem Zeitpunkt höre ich auf, die Konversation weiterzuverfolgen, sowohl weil sich mir der Magen umzudrehen beginnt als auch, weil Nunzio mich heranwinkt, dass ich mit ihm sprechen soll.
    »Wir haben Probleme«, sagt er, was mich nicht sonderlich überrascht, denn ich kenne ihn gut genug, um zu sehen, dass er bekümmert wirkt.
    »Was denn?«
    »Es geht um Buchstabenbiene«, sagt er, wie wir unseren Juniormagiker inzwischen nennen. »Ich bezweifle, dass der auch nur die Wand einer Scheune treffen kann, selbst wenn man ihn drin einsperrt.«
    Ich werfe einen Blick über die Schulter, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Biene einen Bolzen losschießt, der das Ziel um drei Meter verfehlt, plusminus einen Kilometer. Der Unteroffizier steht direkt neben ihm und

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