Ein Dämon auf Achse
weniger vertrauenswürdig als die eines Täuflers ist, wenn man seinen Teil einer solchen Abmachung nicht einhält, und das ist kein Etikett, das ich mir gern um den Hals hängen würde.«
»In Ordnung ... dann schauen wir uns doch mal den Buchstaben der besagten Abmachung an«, meint Nunzio achselzuckend. »Du hast dich einverstanden erklärt, dass wir sein Lokal weder zu Klump hauen noch seine wahre Identität als Täufler preisgeben. Korrekt?«
»Na ja. Ja.«
»... Und keine dieser Bedingungen wird gebrochen, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die Schönen richten, die dieses Etablissement zu ihrem Freizeitschuppen gemacht haben, auch wenn sich herausstellen sollte, dass unsere Aufmerksamkeit unwillkommen ist.«
»Vermutlich hast du recht, aber meinst du nicht, dass eine solche Aktivität zumindest gegen den Geist unserer Abmachung verstoßen würde, worunter ich die Zusage verstehe, unserem Gastgeber keinen Ärger zu machen?«
»Genau das ist auch der Teil deines Unbehagens, den ich am amüsantesten finde«, erwidert Nunzio mit einem Grinsen, das mich auf die Palme treiben könnte. »Angesichts der Tatsache, dass die Täufler ihren Lebensunterhalt und auch ihren Ruf damit bestreiten, sich immer nur an den Buchstaben eines Vertrages und nie an seinen Geist zu halten, finde ich es schon ziemlich ironisch, dass du davor zurückschreckst, ihnen mit derselben Ethik zu begegnen, die sie beim Umgang mit anderen vorhalten.«
Ich denke einige Minuten darüber nach, dann atme ich tief ein und schnaufe laut.
»Weißt du was, Vetter«, sage ich, »du hast recht. Ich meine, wo du recht hast, hast du recht. Verstehst du, was ich meine?«
»Das tue ich.« Nunzio runzelt die Stirn. »Und das ist an sich schon etwas beunruhigend.«
»Also ... wann sollen wir anfangen?«
»Na ja ... wie wäre es mit sofort?«
Wenn mein Vetter mich auch davon überzeugt hat, dass es durchaus innerhalb der Grenzen ethischen Vorgehens liegt, unsere Kampagne zu starten, so trifft mich ein derart beschleunigter Zeitplan doch ein wenig überraschend.
»Wie bitte?«
»Ich sagte, warum sollen wir nicht sofort anfangen. Man sollte die Gelegenheit beim Schopf packen, wenn sie sich bietet ... Und gerade jetzt ist da hinten eine junge Dame an der Bar, die dich schon die letzten paar Minuten beäugt hat.«
Verstohlen werfe ich einen Blick in die Richtung, in die er gerade sieht, und tatsächlich - da ist eine von diesen Klassemiezen, von denen ich Euch gerade erzählt habe, eine Blondine, um genau zu sein, die auf einem Barhocker sitzt und mich geradewegs anstarrt.
Sie zwinkert mir zu, kaum dass unsere Blicke sich getroffen haben und lächelt.
»Nunzio«, sage ich, ziehe den Kopf ein und kehre ihr wieder den Rücken zu. »Da ist noch ein weiteres Problem, von dem ich dir keine Mitteilung gemacht habe.«
»Was denn?«
»Na ja, obwohl meine Manieren gegenüber Miezen vielleicht nicht so poliert sind, wie sie sein sollten, sind sie doch immerhin so gut, wie ich sie im Laufe der Jahre eben hinbekommen habe. Damit will ich sagen, dass ich mich bei Frauen normalerweise am allerbesten benehme, und so bereitet mir die Vorstellung, mich so abscheulich aufzuführen, dass sie um Hilfe rufen, nicht gerade besonderes Behagen. Ich meine, ich hätte auch schon Schwierigkeiten, so etwas mit den normalen Miezen zu tun, an die ich gewöhnt bin, und um die Wahrheit zu sagen, diese Art von Klasseschürzen, die hier herumhängen, finde ich schon mehr als nur ein bisschen einschüchternd. Ich bin mir nicht einmal sicher, dass ich mit einer von denen ein Gespräch anfangen könnte, und schon gar nicht, dass ich genug Mut hätte, sie zu beleidigen.«
»Nun, ich glaube kaum, dass es ein Problem sein wird, ein Gespräch anzufangen«, meint Nunzio.
»Wieso nicht?«
»Weil die fragliche Dame sich bereits auf dem Weg zu unserem Tisch befindet.« Überrascht drehe ich den Kopf um und hätte meine Nase um ein Haar in den Ausschnitt der Mieze gepflanzt, weil sie schon viel dichter an unseren Tisch herangekommen ist, als Nunzio angedeutet hat.
»Hoppla ... Entschuldigung!« sage ich, obwohl mir dabei einfällt, dass das nicht gerade ein berauschender Anfang bei dem Versuch ist, beleidigend zu werden.
»Kein Problem«, erwidert sie. »Als Mädchen mag man es, geschätzt zu werden. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen geselle?«
Irgend etwas an der Art, wie sie grinst, als sie das sagt, ist mir vertraut, oder zumindest ganz und gar undamenhaft. Doch bevor ich
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