Ein Dämon auf Achse
verändert hat. »Aber bisher war es ein ziemlich harter Auftrag.«
»Was ... was ist mit dir passiert?« sage ich, als ich endlich meine Stimme wiederfinde. »Wer hat dir das angetan?«
Ich meine, wir haben ja alle vorher gewusst, dass es im Zuge dieser Mission etwas Ärger geben könnte, aber niemand sieht es gern, wenn eine Schürze derartig durch den Fleischwolf gedreht wird.
»Würdest du mir glauben, wenn ich sagte, dass es unsere eigene Mannschaft war?« fragt sie und lässt ein kurzes Lächeln aufblitzen, von dem ich aber genau weiß, wie weh es ihr tun muss.
»Sag das noch mal!«
»Die Frisur habe ich Gliep zu verdanken«, sagt sie. »Ich schätze, es war wohl ein Unfall. Irgendwie muss ich zwischen ihn und sein Abendessen geraten sein. Jedenfalls ist es nicht so schlimm, wie es aussieht ... oder wie es hätte werden können. Chumly sah es kommen, auch wenn ich es nicht tat, und hat mich aus dem Schlimmsten rausgeholt, daher stammt die Schramme, und deswegen beschwere ich mich auch nicht darüber. Ehrlich, du hättest mal sehen sollen, wie die Wand hinterher aussah, die ich im Rücken gehabt hatte.«
»Da wir schon dabei sind - wo sind denn Chumly und Gliep jetzt?«
Zum ersten Mal in unserem Gespräch blickt Tanda unbehaglich drein. »Sie sind ... äh ... zu Big Julie zurückgekehrt. Tatsächlich ist der große Bruder in einem etwas schlimmeren Zustand als ich, aber anstatt ihn mit dem Arm in der Schlinge arbeiten zu lassen, habe ich ihm gesagt, er soll Gliep irgendwo in Sicherheit bringen und für eine Weile bei ihm bleiben. Es ist komisch, weißt du? Ich weiß immer noch nicht, was Gliep so in Fahrt gebracht hat. Aber solange wir die Sache nicht im Griff haben, stellt er bei diesem Auftrag wohl eher eine Gefahr als eine Hilfe dar.
Jedenfalls habe ich beschlossen weiterzumachen und diesen Tarnapparat zu benutzen, um nachzusehen, ob ich der Sache nicht auch alleine dienen kann. Schlimmer als mit dem Rest der Mannschaft kann es mir dabei auch nicht ergehen.«
Irgendwas nagt in meinem Hinterstübchen, etwas, was Nunzio über seinen letzten Auftrag sagte und dass es ihn nervös macht, noch einmal mit Gliep zusammenarbeiten zu sollen. Aber ich kann es nicht bestimmen, und als ich sehe, wieviel Unbehagen dieser Teil des Gesprächs Tanda bereitet, beschließe ich, das Thema nicht weiterzuverfolgen.
Allerdings mache ich mir im Geist eine Notiz, bei nächster Gelegenheit mit Nunzio darüber zu sprechen.
»Das klingt so, als wäre es vor dem Unfall auch nicht besonders gut gelaufen«, sage ich, wobei ich ihre letzte Nebenbemerkung aufgreife.
»Das kannst du laut sagen«, erwidert Tanda mit leisem Seufzen. »Wir haben es mit einer Variante der alten Anstandsnummer versucht ... du weißt schon, ich habe den Soldaten schöne Augen gemacht, dann platzt Chumly herein und macht ihm die Hölle heiß, weil der Bursche die Ehre seiner Schwester schändet, und so .«
»Den Trick kenne ich«, sage ich, weil es auch stimmt ... obwohl ich ihm selbst nie zum Opfer gefallen bin. Trotzdem, es ist ein altbewährtes, klassisches Gambit.
»Na ja, es hat leider nicht annähernd so gut funktioniert, wie wir gehofft hatten. Die meisten Soldaten hier stehen unter dem Befehl, die Hände von den einheimischen Frauen zu lassen, und wenn ich mehr Saft dazugab, bis sie ihre Befehle vergaßen, haben die Einheimischen gemerkt, was ich tat, und nahmen die Haltung ein, dass ich ja um jedwede Aufmerksamkeiten, die ich daraufhin erhielt, förmlich gebettelt hätte.«
»Mann, das ist hart«, erwidere ich. »Besonders für dich muss es sehr schlimm gewesen sein ... erst recht in deinem verletzten Zustand.«
Mir gefällt die Art und Weise, wie diese Schramme verheilt, immer noch nicht, und das muss wohl in meiner Stimme mitgeklungen haben, weil Tanda sich jetzt vorbeugt und mir die Hand auf den Arm legt.
»Mir geht es schon gut, Guido, wirklich, aber es ist nett von dir, dass du dir Sorgen machst. Aber mir ist es schon sehr viel schlimmer ergangen, wenn ich Streit mit Chumly hatte, ehrlich.«
Angesichts der Tatsache, dass ihr großer Bruder ein Troll ist, kann ich gut glauben, dass Tanda es gewöhnt ist, bei Familienstreitigkeiten etwas aufgemischt zu werden. Aber im Augenblick lastet etwas anderes auf meinem Gemüt.
Ihr müsst nämlich wissen, dass sich Tandas Hand auf meinem Arm sehr weich und warm anfühlt, und so denke ich noch einmal über den ursprünglichen Grund dafür nach, weshalb ich sie auf mein Zimmer mitgenommen habe.
Weitere Kostenlose Bücher