Ein Dämon auf Achse
uns in der Stadt herumzutreiben«, habe ich gerade im Zuge einer solchen Diskussion gesagt, »aber wenn wir uns in der Stadt herumtreiben, dann steigen die Chancen, dass wir unterwegs auf jemanden vom Mob treffen.«
»Dann müssen wir eben sehen, was wir von hier aus aufwiegeln können«, wirft mein Vetter ein. »Wenn man mal genauer darüber nachdenkt, ist das hier kein schlechter Ort dafür, um Ärger vom Zaum zu brechen, meine ich. Die meisten dieser Frauen haben zu Hause ihre Ehemänner, und selbst jene, die keine haben, haben einen ausreichenden Stand innerhalb der Gemeinde, dass die örtlichen Behörden sich im Zweifelfall auf ihre Seite schlagen dürften.«
»Warum sagst du das? Ich meine, warum sollte es mehr Ärger geben, mit diesen Miezen herumzumachen, als mit irgendwelchen anderen?«
Anstatt mir sofort zu antworten, lehnt Nunzio sich zurück und mustert mich einige Minuten lang stumm.
»Guido«, sagt er schließlich, »versuchst du jetzt mit Gewalt dumm zu sein, um mich auf die Palme zu bringen?«
»Was meinst du damit?«
»Ich meine damit, dass du mir selbst berichtet hast, dass uns der Kommandeur mitgeteilt hat, es wäre schon in Ordnung, wenn wir mit den Flittchen rummachen, dass wir aber die anständigen Frauen in Frieden lassen sollen. Aber jetzt, da ich gerade versuche, einen bestimmten Plan zu entwickeln, musst ausgerechnet du so tun, als wäre das ein völlig neuer Gedanke für dich.«
»Ich finde nur, dass das eine widerliche Form von Vorurteil und Heuchelei ist«, wende ich ein, »davon auszugehen, dass die Anständigkeit einer Frau von ihrer finanziellen Situation und Bildung bestimmt wird. Wäre es nicht besser anders herum? Ich meine, wenn die Anständigkeit einer Frau darüber entscheiden würde, wo sie innerhalb der finanziellen Hackordnung steht, anstatt umgekehrt?«
»Damit gibt es zwei Probleme«, widerspricht Nunzio. »Erstens legt man an Männer genau denselben ungerechten Maßstab an ... was bedeutet, dass er für alle gilt und nicht nur für Frauen. Wer reich und gebildet ist, gilt immer noch als anständiger, und sei es nur, weil er über mehr Macht verfügt und mehr Steuern zahlt.«
»Das ist richtig«, bestätige ich mit nachdenklichem Nicken.
»Das zweite Problem ist, dass es uns völlig vom Thema ablenkt ... wie wir nämlich einen Aufruhr erzeugen sollen.«
»Tut es das?«
»Und außerdem ist es immer ein sicheres Zeichen, dass du absichtlich versuchst, meine Aufmerksamkeit abzulenken, wenn du dich auf philosophische Diskussionen mit mir einlässt, denn normalerweise gehst du denen aus dem Weg wie einem richterlichen Vorführungsbefehl.«
Als er nun innehält, sage ich nichts, denn er hat mich in Wirklichkeit erwischt, ich habe tatsächlich nur versucht, das Thema zu wechseln.
»All das, die versuchte Blödheit und die lahme Bemühung um eine philosophische Grundsatzdiskussion, führt mich zu dem Schluss, dass du aus irgendeinem Grund zögerst und nicht wünschst, dass wir jetzt mit der Ausführung unseres Auftrags beginnen. Habe ich recht?«
Ich weiche seinem Blick aus und zucke mit den Schultern.
»Komm schon, Vetter, sprich mit mir«, drängt Nunzio. »Macht es dir wirklich so viel Spaß, Soldat zu spielen, dass du es auch noch in die Länge ziehen willst?«
»Das ist nicht nur albern, es ist beleidigend!« sage ich, und meine Verärgerung übertrumpft noch mein Unbehagen darüber, durchschaut worden zu sein.
»Was ist es dann?. Falls dir meine Frage nichts ausmacht?«
»Na ja ... um ehrlich zu sein, Nunzio, ich komme mir schon ein bisschen komisch vor, ausgerechnet in diesem Schuppen Ärger vom Zaum zu brechen, da ich ja schließlich die Abmachung mit Frumpel ausgehandelt habe, ihm keinen Kummer zu bereiten.«
Nunzio wirft den Kopf in den Nacken und stößt ein bellendes Gelächter aus. Was mir doch als ziemlich zweifelhafte Art erscheint, seinem Mitgefühl für meine Notlage Ausdruck zu verleihen.
»Stellen wir die Sache doch einmal klar«, sagt er schließlich. »Du machst dir Gedanken über die Fairness einer Abmachung mit einem Täufler?«
»Du kannst ruhig lachen«, erwidere ich, »obwohl ich dir empfehle, es nicht allzu oft auf meine Kosten zu tun. Aber lass mich dich daran erinnern, dass Täufler zwar ganz berüchtigte Feilscher sind, dass sie aber, sobald sie erst einmal ein Geschäft abgeschlossen haben, sich ebenso peinlich genau an den Buchstaben besagter Abmachung halten. Deshalb finde ich, dass man sich auf eine Stufe stellt, die noch
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