Ein Dämon auf Achse
sie und schürzt dabei ein wenig die Lippen. »Soll ich meine Ware anderswo verhökern gehen?«
»Verhökern?«
»Pass bloß auf«, sagt sie platt und bösartig. »Das ist nur eine Redensart.«
»Ach so.«
Ich bin gewaltig erleichtert, das zu hören. Das einzige, was für einen sensiblen Burschen wie mich noch deprimierender zu erfahren ist, als dass eine Frau sich nur für seinen Körper und nicht für seinen Geist interessiert, ist die Erkenntnis, dass sie sich tatsächlich nur für seine Brieftasche interessiert.
»Nun?« fragt sie und zieht eine Augenbraue hoch, als sie mich ansieht.
Wenn ich auch vielleicht etwas begriffsstutzig sein mag, soll doch niemand behaupten, dass ich etwas anbrennen lasse, sobald die Botschaft erst einmal durchgedrungen ist. Nur wenige Sekunden später habe ich bei Frumpel den Schlüssel zu einem Zimmer erstanden und führe dieses Inbild der Schönheit die schmale Treppe hinauf ... Na ja, genau genommen folge ich ihr, weil mich die Erfahrung gelehrt hat, dass man auf diese Weise einen ausgezeichneten Ausblick auf das Wiegen ihrer Hüften hat, was mir immer noch als der schönste und hypnotischste Anblick in allen Dimensionen erscheint.
Mit einer schier meisterlichen Selbstbeherrschung gelingt es mir, nicht zu zittern, als ich den Schlüssel ins Loch schiebe, und sogar beiseite zu treten, um sie als erste ins Zimmer zu lassen.
Als echte Mieze hat sie bereits einen dieser Klappspiegel hervorgezerrt und damit begonnen, ihr Make-up zu überprüfen, bevor ich damit fertig bin, die Tür hinter uns abzuschließen.
»So«, sage ich, über die Schulter gewandt, »was soll ich als erstes tun?«
Um ganz ehrlich zu Euch zu sein, zu diesem Zeitpunkt habe ich keinerlei Interesse daran, irgendwelchen Aufruhr vom Zaun zu brechen. Statt dessen danke ich meinen Glückssternen dafür, dass eine solche Schürze einem Tölpel wie mir einen zweiten Blick gewährt, und hoffe, dass wir loslegen können, bevor sie es sich wieder anders überlegt.
»Nun«, sagt sie, »du könntest vielleicht damit beginnen, indem du mich auf den neuesten Stand bringst, was du und Nunzio bisher erreicht habt.«
Es dauert einen Augenblick, bis das eingesunken ist, aber als dieser Prozess abgeschlossen ist, weiß ich ganz genau, was ich zu sagen habe.
»Wie bitte?« sage ich hämisch und wirble herum.
Die Schürze, mit der ich die Treppe heraufgekommen bin, ist weit und breit nicht mehr zu sehen. Statt dessen befindet sich eine ganz andere Mieze mit mir im Zimmer. Eine mit grünem Haar und ...
»Hallo, Guido!« sagt sie. »Großartige Verkleidung, nicht wahr?«
11
Manche mögen’s heiß.
RED ADAIR
»Tanda? Bist du das?«
Meine Überraschung rührt weniger daher, dass ich nicht gemerkt habe, wer den ganzen Abend Drinks von mir geschnorrt hat. Statt dessen bin ich mehr als nur ein wenig erschrocken von ihrem Aussehen, das sich seit unserer Trennung zu Beginn dieser Mission erheblich verändert hat.
Tanda ist normalerweise eine spektakulär aussehende Schürze mit einer beeindruckenden Mähne grünen Haars. Sie hat sich zwar nicht besonders darum gekümmert, sich so förmlich herauszuputzen, dass jedes Härchen an Ort und Stelle war, wie es die meisten Miezen tun, die in der Sushi-Bar herumhängen; statt dessen hat sie sich lieber etwas windzerzaust gegeben, aber ich weiß genug über die Geheimnisse des weiblichen Geschlechts, um zu begreifen, dass letzteres Aussehen mindestens ebenso schwierig oder sogar noch schwerer herzustellen und beizubehalten ist wie ersteres. Womit ich nur sagen möchte, dass Tanda meistens sehr attraktiv ist und sorgfältig auf ihr Äußeres achtet.
Was ich jedoch im Augenblick zu sehen bekomme, ist jemand, der so aussieht, als hätte ihn ein Bus gestreift. An einer Kopfseite fehlt ihr der größte Teil des Haares und die Augenbraue, und die andere Seite des Gesichts wird von einer großen Schramme verunziert, die zwar langsam zu verheilen scheint, aber immer noch so aussieht, als würde sie sehr weh tun.
Da ich von solch einer Verletzung mehr als genug ausgeteilt und empfangen habe, kann ich mit einiger Genauigkeit die Wucht einschätzen, die der Schlag gehabt haben muss, der zu solch spektakulären Ergebnissen führte, und er muss gewaltig gewesen sein.
»Tut mir leid wegen der Horrorshow«, sagt sie und legt ihren Verkleidungsspiegel beiseite, nachdem sie einen letzten Blick hineingeworfen hat, um sich davon zu überzeugen, ob sich seit dem letzten Mal, da sie hineinsah, etwas
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