Ein Dämon auf Achse
reichen.
»Nicht sehr gut«, gebe ich zu. »Wir sind uns mal flüchtig begegnet.«
»Ach so. Nun, natürlich ist er hier im Hauptquartier. Ich denke allerdings, Sie werden feststellen, dass er im Augenblick indisponiert ist, jedenfalls war er das die letzten zwei Wochen.«
»Ist diese Indisposition möglicherweise weiblicher Natur? Sehr, sehr groß ... mit sehr viel Make-up und Schmuck?«
Das trägt mir bei dem Offizier einen noch sehr viel härteren Blick ein, bevor er antwortet.
»Genau genommen, ja«, sagte er schließlich. »Für jemanden, der gerade erst im Hauptquartier eingetroffen ist, scheinen Sie mir außerordentlich gut informiert zu sein ... oder kennen Sie die, junge Dame ebenfalls?«
Ich denke mir, dass es aus mehreren Gründen nicht allzu klug wäre, die wirkliche Beziehung einzugestehen, die Nunzio und ich zu Massha haben.
»Sie befand sich in Begleitung des Generals, als ich ihm bei Hofe begegnete«, sagte ich gewissermaßen wahrhaftig.
»Sie waren am Königlichen Hof?«
»Jawohl ... aber das liegt schon eine Weile zurück ... kurz bevor der König Königin Schierlingsfleck heiratete.«
»Ich verstehe«, erwidert der Offizier nachdenklich, dann legt er das Papier beiseite und fängt wieder an zu wühlen.
»Nun, in diesem Fall kann ich vielleicht für Sie doch etwas Angenehmeres finden.«
»Nehmen Sie sich ruhig Zeit«, sage ich. »Ich verstehe schon, dass alles ein bisschen durcheinander ist, wo der General doch nur noch so selten da ist.«
»Eigentlich nicht«, antwortet der Offizier zerstreut. »Es ist eher das Gegenteil der Fall.«
»Wie bitte?«
»Was? Ach so«, sagt er und konzentriert sich wieder auf die Situation, wie sie ist. »Nun, eigentlich sollte ich wohl lieber nichts sagen, aber da Sie schon einige der betroffenen Persönlichkeiten kennen .«
Er hält inne und blickt sich im Zimmer um, als hegte er den Verdacht, dass irgend jemand hinter einem der Papierstapel hocken und lauschen könnte, was angesichts ihrer Größe durchaus eine Möglichkeit wäre.
»Wenn Sie General Badaxe kennen, dann wissen Sie wahrscheinlich auch, dass er zwar ein mehr als kompetenter Führer in seiner Einstellung ist, wie Dinge erledigt zu werden haben, dass er allerdings ziemlich unflexibel bleibt. Das heißt, er möchte, dass alles auf seine Weise getan wird, ob es eine bessere Möglichkeit der Handhabung gibt oder nicht.«
Diese Beschreibung scheint mir zwar auf jeden zuzutreffen, dem ich über dem Unteroffiziersgrad in der Armee bisher begegnet bin, aber ich bescheide mich mit einem Nicken.
»Nun, viele unter uns Offizieren, die während der gegenwärtigen Expansion an Bord kamen, haben ursprünglich unter Big Julie gedient, als er die Invasion von Possiltum anführte. Das ist in mancherlei Hinsicht ganz gut, weil es uns unseren Dienstgrad in der Armee von Possiltum sichert, aber es bedeutet auch, dass wir andere Möglichkeiten kennen, Dinge zu erledigen, als es General Badaxe möchte ... sehr viel bessere Möglichkeiten. Das Problem ist nur, dass wir bisher nicht dazu in der Lage waren, irgendwelche Änderungen oder Verbesserungen einzuführen, ohne gleichzeitig gegen die Befehle des Generals zu verstoßen.«
»Und jetzt?« hake ich nach.
»Und jetzt, da der General >indisponiert< ist«, lächelt der Offizier und verliert sich etwas in seinen eigenen Gedanken, »sind wir mehr oder weniger selbständig, was dazu führt, dass wir die Dinge zur Abwechslung mal auf unsere Weise erledigen können. Wenn Badaxe uns noch ein paar Wochen erspart bleiben sollte, dürften wir diese Armee wieder so weit auf Vordermann gebracht haben, dass wir uns wirklich an die Arbeit machen können. Ich kann Ihnen eins verraten, unter Big Julie zu dienen, mag vielleicht ab und an ziemlich enervierend gewesen sein, aber der Mann versteht etwas davon, wie man eine Armee führt. Ich wüsste gern, wie es ihm geht, nun, da er pensioniert ist.«
»Als ich ihn das letzte Mal sah, ging es ihm großartig.«
Wenn ich gesagt hätte, dass Gott gerade persönlich durch die Tür käme, die Reaktion des Offiziers könnte nicht heftiger sein. Plötzlich sitzt er kerzengerade da, der verträumte Blick verschwindet, und seine Augen richten sich auf mich ... obwohl ich feststelle, dass sie gleichzeitig ein wenig hervortreten.
»Sie kennen Big Julie?« fragt er in einer Art ehrfürchtigem Flüstern. »Wann haben Sie denn das letzte Mal mit ihm gesprochen?«
»Vor ein paar Wochen«, erwidere ich. »Kurz bevor Nunzio und ich uns
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