Ein Dämon auf Achse
eine Menge Kohle, aber das hier scheint doch nicht die beste Gelegenheit zu sein, um darauf hinzuweisen.
»Das mag ja sein«, antwortet Don Bruce, und seine Stimme bekommt wieder einen harten Unterton. »Doch das gehört hier nicht zur Sache. Ich erwarte immer noch zu erfahren, was ihr hier tut!«
»Ach das«, meinte Tanda lächelnd. »Na ja, äh ... sehen Sie ...«
Wenn Tanda auch beim Drachenpoker keine Versagerin ist und sich sehr zuversichtlich gibt, merke ich doch, dass sie in der Klemme steckt und versucht zu bluffen.
»Ganz ruhig, Tanda«, sagt Nunzio und ergreift zum ersten Mal das Wort, seit wir hereingekommen sind. »Ich kann das erklären.«
»Das kannst du?« frage ich und verleihe meiner Überraschung einen gewissen Ausdruck.
»Na klar«, bestätigt mein Vetter und blickt mich so hart an, wie er es immer tut, wenn ich ihm gerade ein Alibi verschaffen soll.
»Also gut, Nunzio«, sagt Don Bruce und lehnt sich wieder gegen die Theke, »fang an.«
»Na ja, Don Bruce«, sagt Nunzio, »der Boss ist etwas unglücklich mit der Abmachung, was die Beziehung des Mobs zu Possiltum angeht, von der du gesprochen hast.«
»Ach ja, ist er das?« faucht der Don, aber Nunzio hebt abwehrend die Hand und spricht weiter.
»Es ist so«, sagt er, »der Boss ist der Meinung, dass inzwischen Umstände eingetreten sind, die ihr beide nicht berücksichtigt habt, als ihr miteinander verhandelten. Um genau zu sein, es geht um die Expansionspolitik, die die Grenzen verschiebt.«
»Fahr fort«, sagt Don Bruce, aber jetzt nickt er immerhin.
»Der Geist eurer Abmachung besagt, dass der Mob nicht das Territorium des Königreichs verletzt, aber im Augenblick ist es eher das Königreich, das in das Territorium des Mobs eindringt. Darüber hinaus aber verhindert der Buchstabe des Abkommens, dass das Syndikat schützen kann, was uns gehört.«
»Das ist mir auch aufgefallen«, erwidert der Don sarkastisch.
»Nun meint der Boss, dass das nicht richtig ist. Außerdem fühlt er sich persönlich verantwortlich, denn es war schließlich seine schlampige Verhandlungsführung, die dich in diese missliche Lage gebracht hat. Das Problem ist, dass er ja jetzt für das Syndikat arbeitet und nicht für das Königreich, deshalb ist er auch nicht in der Lage, die Bedingungen neu auszuhandeln und zu berichtigen.«
»Ja«, meint Don Bruce nachdenklich, »das sehe ich ein.«
»Nun magst du das vielleicht noch nicht wissen, Don Bruce«, fährt Nunzio fort, »aber der Boss hält wirklich große Stücke auf dich und würde niemals etwas tun, was dich oder deinen Ruf verletzen könnte. Aus diesem Grund und weil er sich für deine gegenwärtigen Schwierigkeiten verantwortlich fühlt, hat er es auf sich genommen, mit Hilfe einer verdeckten Operation die Expansion des Königreichs zu bremsen. Tatsächlich hat er die Sache vor dir geheimgehalten, um dir mehr Sicherheit zu gewähren. Falls nämlich etwas schief gehen sollte, kannst du dann immer noch unter Eid bezeugen, dass du nichts davon wusstest und ganz bestimmt nicht daran teilhattest oder Befehl gegeben hast, gegen Possiltum vorzugehen. Damit macht er sich selbst zum Sündenbock, Don Bruce. Und alles nur, um den Druck von deinen Schultern zu nehmen!«
Wenn ich auch gelegentlich alles andere als schmeichelhafte Worte für Nunzios Neigung zur Langatmigkeit finde, gibt es doch Zeiten, da ich wirklich dankbar für sein Talent der großen Worte bin. Obwohl ich doch über die Wahrheit dieser Angelegenheit weiß, dass der Boss nämlich wahrscheinlich seine Abmachung mit Don Bruce völlig vergessen hat, würde es mir doch wahrscheinlich außerordentlich schwer fallen, in der Schilderung meines Vetters Tatsachen und Ausschmückungen auseinander zuhalten, selbst wenn jemand mit dem Stemmeisen nachhelfen sollte.
»Dieser Skeeve!« lacht Don Bruce und schlägt begeistert mit der Faust auf die Theke. »Begreift ihr jetzt, weshalb ich ihn liebe? Das versucht er tatsächlich alles allein zu tun? Nur für mich? Ich sage euch was, Jungs .«
Er blickt sich um, dann beugt er sich etwas vor, bevor er weiterspricht.
»Ihr habt ja gar keine Vorstellung, wieviel Schwierigkeiten mir die anderen Syndikatsbosse wegen dieser Abmachung bereitet haben. Vor allem der Boss vom Inselmob.«
»Du meinst Don Ho?« frage ich.
»Das ist richtig«, bestätigt Don Bruce. »Selbst der Boss des Seniorenmobs. Don Amechie. Die haben alle an mir herumgemeckert. Ich bin nur überrascht, dass Skeeve davon wusste. Ich sage es immer
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