Ein Dämon auf Achse
zur Armee gemeldet haben. Da haben wir mit ihm und ein paar Freunden in seiner Villa ein Glas Wein getrunken.«
»»Sie waren zu Gast in seiner Villa? Sagen Sie mir, ist die ...«
Der Offizier bricht ab und schüttelt den Kopf wie ein Hund.
»Entschuldigen Sie mich, Herr Oberfeldwebel«, sagt er in viel normalerem Ton. »Ich wollte nicht aufdringlich sein. Es ist nur, dass, nun, hier im Hauptquartier ist Big Julie so etwas wie eine Legende. Ich war noch ein junger Offizier, als ich unter ihm diente, und bin ihm nie persönlich begegnet ... Ich habe ihn nur ein paar Mal bei Besprechungen und Inspektionen zu Gesicht bekommen.«
»Das ist wirklich schade«, sage ich mit echtem Mitgefühl. »Er ist wirklich ein toller Bursche. Er würde Ihnen gefallen, mein Herr.«
Mir fällt endlich wieder ein, dass ich mit einem Offizier spreche, und >mein Herr< scheint ihn seinerseits daran zu erinnern, weshalb ich überhaupt in seinem Büro bin.
»Nun, da ich darüber nachdenke«, sagt er und holt einige Papiere von einem der Stapel, »gibt es hier tatsächlich einen Posten, auf den ich Sie und Ihre Mannschaft versetzen könnte. Wie würde es Ihnen gefallen, eines unserer Versorgungsdepots zu führen?«
Das klingt so, als wäre es genau das, was wir brauchen, um der Armee bei ihrer Umorganisation den größtmöglichen Schaden zuzufügen. Außerdem fällt mir auf, dass er mich inzwischen fragt, welchen Posten ich denn gern hätte.
»Das hört sich hervorragend an, mein Herr.«
»Gut«, sagt er und beginnt auf einem der Blätter herumzukritzeln. »Im Augenblick haben wir eine ganze Versorgungsmannschaft im Lazarett - die müssen eine Lieferung schlechtgewordener Pfefferschoten bekommen haben oder so etwas. Jedenfalls werde ich Sie und Ihre Gruppe dort als Ersatz einstellen, und wenn die wieder aus dem Lazarett kommen, können sie den Posten als Sanitäringenieure übernehmen.«
Mir fällt auf, dass diese anderen Burschen wahrscheinlich alles andere als erfreut sein werden, wenn sie von ihren neuen Posten hören, aber das ist natürlich nicht mein Problem. Trotzdem dürfte es für eine Weile wahrscheinlich nicht das Schlechteste sein, Ausschau nach Leuten zu halten, die versuchen, sich gegen den Wind an uns heranzuschleichen.
»Danke, mein Herr«, sage ich.
»Melden Sie sich einfach beim Versorgungsdepot Nummer Dreizehn, dann ist alles geregelt.«
»Jawohl ... ist das weit entfernt? Ich meine, meine Mannschaft steht draußen, und wir haben unsere ganze Ausrüstung dabei .«
»Halten Sie einfach einen der Wagen an, der in Ihre Richtung fährt, und lassen Sie sich mitnehmen«, sagt er. »Das ist einer der angenehmen Aspekte, hier im Hauptquartier zu arbeiten, da sich hier auch die Versorgungsdepots befinden, gibt es immer jede Menge Wagen. Man braucht kaum jemals irgendwohin zu Fuß zu gehen.«
»Jawohl. Und noch einmal vielen Dank, mein Herr.«
»Ach. Oberfeldwebel Guido?«
»Ja?« sage ich und drehe mich wieder zu ihm um.
Er schiebt mir gerade einen Papierstapel über den Schreibtisch zu, der über zwanzig Pfund schwer sein muss.
»Da Sie schon fahren, können Sie dies hier ruhig schon mitnehmen, anstatt darauf zu warten, dass es Ihnen per Kurier überbracht wird.«
»Ich ... ich verstehe nicht ganz, mein Herr«, sage ich und mustere diesen Berg totes Papier mit einem misstrauischen Blick, als wäre es ein entfernter Verwandter, der unangekündigt vor der Tür steht. »Soll ich das für Sie drüben im Depot einlagern?«
»Natürlich nicht«, erwidert der Offizier und lacht kurz. »Das ist für Ihre Requisitions- und Inventurformulare.«
Je mehr ich darüber höre, um so weniger gefällt mir die Sache.
»Sie meinen, dass wir das alles ausfüllen müssen, nur um etwas im Depot ein- oder auszulagern, mein Herr?«
»Sie haben mich missverstanden, Herr Oberfeldwebel«, sagt er schnell. »Das sind nicht die Formulare selbst.«
Eine Woge der Erleichterung durchspült mich.
»... das sind nur die Anleitungen zum Ausfüllen der Formulare!«
Die Erleichterung, die ich empfunden habe, verschwindet wie ein einsamer Schuss Whiskey in einer Riesenschale voll verwässertem Punsch.
»Die Anleitungen«, wiederhole ich matt und starre den Haufen fassungslos an.
Plötzlich sieht dieser neue Auftrag überhaupt nicht mehr so schön aus.
Der Offizier bemerkt meinen Gesichtsausdruck.
»Ach, kommen Sie, Oberfeldwebel«, und er gewährt mir etwas, was wohl ein väterliches Lächeln sein soll. »Es ist nicht so schlimm, wie es
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