Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Dämon auf Achse

Ein Dämon auf Achse

Titel: Ein Dämon auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
recht.
    Das Ende der Festlichkeiten kam, als ich Befehl erhielt, mich bei unserem Kommandeur zu melden.
    »Rühren, Oberfeldwebel Guido! Ich habe mir gerade den Leistungsbericht ihrer Einheit angeschaut und meine, es ist an der Zeit, dass wir uns ein wenig darüber unterhalten.«
    Das verwundert mich eher, als es mich nervös macht, weil wir die verlangten Durchschläge unseres Bürokrams nicht abgeliefert haben, hauptsächlich deshalb, weil wir sie überhaupt nicht ausgefüllt haben.
    »Es hat den Anschein, dass Ihre Gruppe nicht allzu sehr darauf erpicht ist, die Nachschubformulare auszufüllen, wie es die Vorschriften vorsehen, Herr Oberfeldwebel.«
    »Na ja, mein Herr, wir waren ziemlich damit beschäftigt, uns erst einmal einzuarbeiten. Ich schätze, mit unseren Berichten sind wir noch etwas im Rückstand.«
    »>Etwas im Rückstand< ist ja wohl kaum die passende Umschreibung«, erwidert er, und seine Lippen werden etwas schmaler. »Seitdem Sie ihr Versorgungsdepot übernommen haben, ist nicht ein einziges Formular hier bei uns eingetroffen. Aber egal. Glücklicherweise gibt es genügend Kontrollmitteilungen, um mir einen Eindruck von Ihren Fortschritten zu machen.«
    Das macht mich etwas nervös, weil wir ursprünglich davon ausgegangen sind, dass es erst einmal einige Runden Anfragen und Ermahnungen hinsichtlich unserer Aktenarbeit geben würde, bevor man sich mit unserer eigentlichen Tätigkeit befasste. Aber da ich ja nicht völlig unvertraut damit bin, mein Tun einer Vielzahl von Autoritätspersonen zu erläutern, habe ich meine Alibis parat.
    »Sind Sie sich bewusst, Herr Oberfeldwebel, dass Ihre Gruppe mit einer Effizienzrate von fünfundneunzig Prozent operiert?«
    »Fünfundneunzig Prozent?« wiederhole ich und bin ehrlich überrascht, weil unser Plan >eins in zehn< doch bestenfalls neunzig Prozent zugelassen hätte.
    »Ich weiß selbst, dass es sich hoch anhört«, setzt der Offizier, der meine Reaktion missdeutet, nach, »vor allem, wenn man bedenkt, dass die normale Effizienzrate selbst bei erfahrenen Nachschubmannschaften nur fünfundsechzig Prozent beträgt. Aber ein erfahrenes Auge kann natürlich zwischen den Zeilen lesen und gewinnt einen ziemlich genauen Eindruck davon, was vorgeht.«
    »Wie bitte?«
    »Nehmen wir beispielsweise einmal diese Lieferung«, sagt er und tippt mit dem Finger auf eines der Papiere, die vor ihm liegen. »Man braucht schon ein scharfes Auge mit Sinn für Einzelheiten, um festzustellen, dass diese Anforderung von Winteruniformen bereits mehrere Monate alt war, und um zu begreifen, dass es ja wohl angebrachter wäre, statt dessen Sommeruniformen auszuliefern.«
    In meinem Hinterkopf geht eine kleine Alarmglocke los, aber der Offizier spricht immer noch weiter.
    ». oder nehmen wir diesen Fall, wo Sie anstelle des angeforderten Toilettenpapiers Propagandaflugblätter ausgeliefert haben. Jedermann wusste, was diese Einheit für Probleme mit der Kampfmoral hatte, aber Sie hatten anscheinend nicht nur eine Idee, was man dagegen unternehmen könnte, Sie haben auch gleich gehandelt. Es hat übrigens funktioniert ... Es heißt, dass der Kampfgeist seit Erhalt Ihrer Lieferung einen Höchststand erreicht hat.«
    Noch während er spricht, mustere ich das Flugblatt, das er mir über den Schreibtisch zugeschoben hat.
    Nun müsst Ihr wissen, dass wir dieses Zeug verschickt hatten, ohne die Kisten vorher zu öffnen, so dass es das erste Mal ist, dass ich eines der Flugblätter tatsächlich zu sehen bekomme. Es zeigt ein großes Bild von Königin Schierlingsfleck, die auch sonst schon eine ganz flotte Mieze ist, hier aber besonders gut aussieht, weil sie kaum mehr anhat als ein suggestives Lächeln.
    Unter dem Bild steht in großen Buchstaben die Frage: WÄRST DU NICHT LIEBER AUF MEINER SEITE?
    Wenn ich auch nicht behaupten will, ein Experte der Soziologie zu sein wie mein Vetter Nunzio, begreife ich doch, dass das einen deprimierten Soldaten durchaus aufrichten kann.
    ». aber ich will mich nicht in Einzelheiten verlieren«, sagt der Offizier weiter. »Abgesehen von Ihrer Lieferungsquote - sind Sie sich bewusst, dass die zeitliche Umschlagspanne, die Ihr Depot braucht, um einen Auftrag auszuführen, verglichen mit anderen Depots weniger als ein Drittel beträgt?«
    Langsam durchschaue ich, wohin der Hase läuft, und ich brauche wohl nicht eigens zu erwähnen, dass ich nicht sonderlich begeistert davon bin.
    »Das ist weitgehend das Werk des Gefreiten Biene, mein Herr«, sage ich und

Weitere Kostenlose Bücher