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Ein Dämon für alle Fälle

Ein Dämon für alle Fälle

Titel: Ein Dämon für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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erkenne ich auf den ersten Blick. Dafür, daß gerade erst die Sonne untergegangen war, was für den Giek so viel bedeutet wie der frühe Morgen, war er schon in einem ziemlich üblen Zustand. Das Problem war aber, daß ich ihn nüchtern brauchte. Normalerweise hätte ich ihn irgendwohin gebracht und ihn seinen Rausch ausschlafen lassen, aber ich hatte es eilig. Die Lage verlangte nach drastischem Handeln.
    Nachdem ich mich mit einem Blick davon überzeugt hatte, daß es keine Zeugen gab, beugte ich mich vor, schlang ihm die Arme um den Hals und verpaßte ihm den größten, saftigsten Kuß, dessen ich fähig war. Eines der anderen Dinge, von denen ich mehr als nur ein bißchen verstehe, ist das Küssen, und diesem Musterexemplar eines Kusses war ein recht langes Leben beschieden. Als ich spürte, wie er nach Luft rang, ließ ich los und lehnte mich zurück.
    »Wa... wer ... Massha!« sagte er und keuchte wie ein Fisch an Land. »Was ist passiert?«
    Ich gewährte ihm meinen schönsten Augenaufschlag.
    »Ich glaube, ich verstehe dich nicht so recht, Großer Roter.«
    Der Giek saß nur da und blinzelte einige Sekunden lang, eine Hand auf den Kopf gelegt, als befürchtete er, daß der gleich abfallen würde.
    »Ich ... ich weiß es nicht«, brachte er schließlich hervor. »Ich bin betrunken gewesen, und zwar seit ... Was haben wir heute für einen Tag? Ach, egal! ... jedenfalls schon lange. Und plötzlich bin ich hellwach und stocknüchtern. Was ist passiert? Wie lange bist du schon da?«
    Ich lächelte vor mich hin und gewährte mir im Geiste einen Schlag auf die Schulter. Mein Rekord war ungebrochen. Mehr als einmal hat man mir gesagt, daß nichts jemanden so schnell und so gründlich ernüchtern kann wie eine Umarmung und ein Kuß von Massha.
    »Gerade lang genug, um mitanzusehen, wie der Vorhang hochgeht«, erwiderte ich. »Aber jetzt, da wir alle da sind, möchte ich, daß du dir einen kleinen Vorschlag anhörst.«
    Der Giek war früher mal einer der größten Buchmacher im Bazar gewesen. Er hatte sogar mal seinen eigenen Club besessen, das >Gleiche Chancen<. Das war natürlich noch vor der Zeit gewesen, als Skeeve feststellen mußte, daß der Giek gezinkte Karten verwendete, und als er ihm dringend nahelegte, seinen Club lieber zu verkaufen. Ich war nicht ganz sicher, wie der Boß darauf reagieren würde, wenn ich den Giek bei dem neuen Projekt miteinbezog, aber er war der einzige, der mir einfiel, der über genügend Wissen verfügte, um ein Casino aufzubauen, und der zudem im Augenblick auch arbeitslos war.
    »Ich weiß nicht, Massha«, sagte er, nachdem ich ihm die Situation erklärt hatte. »Ich meine, es hört sich schon gut an ... aber ein Casino, das ist eine ziemlich große Nummer. Es ist nämlich nicht so, als würde ich gerade in Investitionskapital schwimmen.«
    »Dann fängst du eben klein an und baust später auf. Hör zu, Giek, das Haus wird dir die Räumlichkeiten und die Einrichtung mietfrei stellen. Du mußt nur für die Sicherheit sorgen und ein paar Croupiers auf treiben, die an den Tischen arbeiten.«
    »Hast du >mietfrei< gesagt?«
    Mir kam der Gedanke, daß ich ihn vielleicht doch nicht so rasend schnell hätte nüchtern machen sollen. Jetzt dachte er wieder genau wie ein Täufler-Buchhalter.
    »Na ja ... so gut wie. So wie ich mir das vorstelle, wird das Haus einen Teil der Gewinne übernehmen, was wiederum bedeutet, daß du nur dann Miete zu zahlen brauchst, wenn du Verlust machst.«
    »Das ist kein Problem«, meinte der Giek lächelnd. »Bei den Croupiers, an die ich denke, werden wir unmöglich in den roten Zahlen enden.«
    Irgendwie gefiel mir nicht, wie er das sagte.
    »Ich hoffe, es bedarf keiner besonderen Erwähnung, daß wir von dir erwarten, ein sauberes Geschäft zu leiten, Giek«, warnte ich ihn. »Ich glaube kaum, daß der Große Skeeve sonderlich darauf erpicht sein würde, ein Casino aufzubauen, in dem falsch gespielt wird. Gib dich mit den normalen Gewinnchancen des Hauses zufrieden. In Ordnung?«
    »Massha! Du verletzt mich! Habe ich jemals etwas anderes als ein sauberes Spiel angeboten?«
    Ich musterte ihn fest, und er besaß wenigstens-den Anstand, leicht zu erröten.
    »Ich kann mich nur an einmal erinnern«, erwiderte ich, »und damals war es, glaube ich, Skeeve, der dich erwischte. Ich an deiner Stelle würde mir lieber nicht die Finger schmutzig machen ... es sei denn, du möchtest eines Morgens unter den Radieschen aufwachen.«
    Der. Giek richtete sich ein Stück auf

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