Ein Daemon kommt selten allein
Platte, während Pi rate jeden Brocken erhaschte, den Bob ihm zuwarf.
»Ich schwöre dir, dass gleich jemand einen Arschtritt von mir kriegt!« Frieda zerrte mich zur Treppe.
»Was du nicht sagst. Ich kann es gar nicht fassen, wie grob mich dieses Weib behandelt hat. Diese Frau braucht doch einen Psychiater!« Ich versuchte Bobs Aufmerksamkeit zu erregen, aber er interessierte sich plötzlich sehr für seine Ofen-Handschuhe.
Frieda zerrte mich die Treppe hinauf. »Lizzie, ich mag dich, wirklich. Sehr sogar. Aber wenn du noch mal so eine Nummer abziehst, drehe ich dir persönlich den Hals um.«
Moment mal, war sie etwa auf Ant Eaters Seite»Du machst wohl Witze, oder was«
Sie zog mich in einen Raum am Ende des Flurs und knallte die grob gearbeitete Holztür zu. An sämtlichen Wänden standen selbstgebaute Etagenbetten. Frieda klimperte aufgeregt mit ihren glassteinverzierten Wimpern; sie rang erkennbar um Beherrschung. »Lizzie. Oh, Lizzie. Du hättest deine Großmutter heute Nacht töten können.«
Ich spürte, wie ich ein paar Nuancen bleicher wurde.
»Setz dich.« Sie drückte mich auf eine durchhängende Matratze, straffte sich und ließ sich neben mir nieder. »Wenn Gertie sich in einem Stadium der Meditation befindet, kann jede Unterbrechung gefährlich sein. Tödlich.« Sie hielt inne und holte Luft. »Um Einblicke in das Böse zu gewinnen, das uns umgibt, muss sie sich näher an das Böse heranbegeben, als es sich irgendjemand von uns je trauen würde. Jede Unterbrechung, jede Störung ihrer Konzentration würde dazu führen, tja, wie soll ich sagen – es wäre, als würdest du mit einer Brieftasche voller Fünfziger durch ein Elendsviertel spazieren und damit herumwedeln. Es wäre so, als ob du einfach nur Ärger suchen würdest.«
»Tut mir leid«, entgegnete ich. »Ich hatte ja keine Ahnung.«
Sie tätschelte meine Hand. »Ich weiß, Süße. Ant Eater weiß es auch. Aber sie ist nun mal eine von der überfürsorglichen Sorte.«
Überfürsorglich wie ein Mack Truck. »Wie lange verharrt Großmutter in ihrem Trancezustand«, fragte ich.
»Ein paar Stunden, ein paar Tage – so lange, wie sie braucht.« Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Ich mache mir Sorgen um sie. Sie geht nicht oft in den Schuppen, aber wenn sie es tut, bereitet sie sich normalerweise vor. Sammelt ihre Kräfte. Heute Nacht hingegen ist sie wie Rambo in den Schuppen gestürmt. In ihrem Alter ist das einfach nicht besonders weise.«
Nach allem, was ich bisher mit Großmutter erlebt hatte, hatte sie seit unserer ersten Begegnung kein einziges Mal das Tempo gedrosselt. »Vielleicht versucht sie, mehr über den Dämon in Erfahrung zu bringen, der uns in meinem Badezimmer angegriffen hat.« Oder über die Kobolde, mit denen wir auf der Straße Bekanntschaft gemacht hatten.
Frieda schlug die Beine übereinander und beugte sich näher an mich heran. »Sie versucht, Vald ein Schnippchen zu schlagen. Er ist das Böse pur.«
Ich erinnerte mich, dass sie von ihm gesprochen hatte. »Vald«
»Er ist ein Dämon der fünften Ebene – der schlimmsten Sorte überhaupt. Deine Urgroßtante Evie, die letzte Dämonenkillerin, hat ihn in der zweiten Ebene der Hölle eingesperrt. Seitdem hat er ständig versucht auszubrechen. Soweit wir wissen, ist er nah dran, es zu schaffen. Ich möchte mir nicht einmal vorstellen, was er uns antun könnte.« Sie schüttelte den Kopf. »Als …« Sie hielt inne. »Oder, um es genauer zu sagen, seit einem bedauernswerten Vorfall mit deiner Mutter sind wir auf der Flucht vor Valds Lakaien. Er hat einen fiesen Charakter und verfügt über eine ganze Armee von Unterdämonen.«
»Was ist mit meiner Mutter geschehen« Was Frieda gesagt hatte, klang gar nicht gut. Aber ich musste es dennoch wissen.
»Äh.« Frieda räusperte sich. »Deine Mutter … Es ist kompliziert«, stammelte sie betreten.
»Bitte«, drängte ich sie. »Ich bin meiner Mutter nie begegnet. Ich habe sie nie kennengelernt. Aber ich möchte gern wissen, was geschehen ist.«
»Ach, Süße.« Frieda tätschelte mein Bein; ihre Augenwinkel wurden feucht. »Deine MutterAlso, das ist so.« Sie blinzelte ein paarmal, als ob sie überlegte, wie sie es ausdrücken sollte. Schließlich sagte sie: »Deine Mutter hat’s nicht gepackt.«
Ich war völlig verwirrt. »Was soll das bedeuten«
Frieda drückte mein Bein; meine Schnittwunden, die ich längst vergessen hatte, schmerzten höllisch. »Die Wahrheit ist, dass wir nicht wissen, was Phoenix
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