Ein Daemon kommt selten allein
wirbelte das trockene Laub auf. Auf dem Weg zum Schuppen trat ich auf eine bereits zerstampfte Budweiser-Dose. Durch den Spalt zwischen den Plastikpendeltüren konnte ich ein schwaches Licht erkennen und beschloss, mich lieber darauf zu konzentrieren als auf die hakennasige Wache stehende Hexe. Sie hatte schon unten in der Kellergruft nicht besonders freundlich geguckt, und mich jetzt hier zu sehen, das schien sie noch weniger zu erfreuen.
»Hi. Ich muss mit meiner Großmutter reden.« Als sie sich nicht rührte, fügte ich hinzu: »Es geht um Leben und Tod.« Entsetzt wurde mir bewusst, dass ich absolut nicht übertrieb.
Sie wich nicht von der Stelle, sondern blieb ungerührt vor der Tür mit der Aufschrift Yardsaver stehen. »Verschwinde«, forderte sie mich wie mit Automatenstimme auf, »oder ich werde gezwungen sein, dich wegschaffen zu lassen.«
Ein unheimliches Rauschen drang aus dem Inneren des Schuppens. Ein Windstoß fegte durch die Pendeltür nach draußen und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
»Was war das« Ich roch Schwefel, das Böse. O mein Gott, ich hoffte nur, dass mit Großmutter da drinnen alles in Ordnung war. »Du solltest besser mal nach ihr sehen«, stellte ich, an die große Hexe gewandt, fest. »Großmutter«, rief ich. »Brauchst du mich da drinnen« Als ob ich ihr helfen könnte, dachte ich. Aber Moment mal. Es war an der Zeit, diese Denkweise abzulegen! Ich konnte ihr helfen. Irgendwie bestimmt.
Die große Hexe stellte sich mir in den Weg. »Nein, Lizzie«, sagte sie leise und bestimmt. »Sie meditiert. Niemand darf sie stören, wenn sie nicht in ihrem Körper ist. Das wäre gefährlich.« Ihre Augen wanderten zu einer Stelle jenseits meiner Schulter. »Ant Eater, sorg dafür, dass Lizzie zurück in die Kneipe geht. Und lass sie nicht mehr raus.«
»Wie bitteAlso, hör mal«, widersprach ich, als Ant Eater mich so fest packte, dass sie mir förmlich das Blut aus meinem rechten Arm presste. »Aua!« Woher war sie auf einmal gekommen»Pass auf, ich habe einen Fehler gemacht. Wir müssen das in Ordnung bringen«, redete ich auf sie ein, während Ant Eater mich zurück in die Kneipe zerrte. »Verdammt.« Ich versuchte, mich aus ihrem eisernen Griff zu befreien. »Lass mich los! Du verstehst nicht.« Ich zerrte an den schwarzen, mit Spikes versehenen Bändern, die ihr Handgelenk zierten. »Ich habe Mist gebaut, einen Riesenmist.«
Sie zerrte mich durch die Hintertür und rammte mich gegen eine altmodische Telefonzelle. Schmerz durchzuckte meine Schulterblätter. Ich konnte die Bakki-Wurzel in ihrem Atem riechen. »Wag es nicht noch mal, mich zu zwingen einzuschreiten, du Luder!« Sie stieß mich noch einmal brutal gegen die Telefonzelle. »Mir ist scheißegal, wessen Enkelkind du bist oder über welche Fähigkeiten du verfügst. Ich mache dich fertig!«
Was, zum Teufel, war mit diesen Leuten los»Schon gut, schon gut«, gab ich klein bei und versuchte, wieder Atem zu schöpfen. Ihr letzter Stoß hatte mir den Rest gegeben. »Bist du jetzt fertigWir haben keine Zeit für solche Spielchen! Ich muss mit Großmutter reden.«
Sie hob erneut ihre Faust. Ach, du heilige Scheiße! Ich stellte mich darauf ein, dass sie zum Schlag ausholte und mir eins überbriet.
Meine Rettung kam in Form der blonden Frieda, die mit einer gebratenen Keule von … was auch immer wedelte. »Allmächtiger Gott! He!« Sie riss so heftig an meinem Arm, dass sie ihn mir beinahe auskugelte. »Was, zum Teufel, macht ihr denn da«
Ant Eater stand mit erhobener Faust da und atmete schwer. »Dieses Luder hätte um ein Haar Gertie umgebracht.«
»Was«, schrie Frieda.
»Nein!« Niemals. »Ich muss mit Großmutter reden«, insistierte ich. »Es ist wichtig. Extrem wichtig. Ich wollte da draußen alles erklären, und dann ist diese Wahnsinnige wie Naomi Campbell auf mich losgegangen.«
Frieda starrte Ant Eater finster an. Dann bedachte sie mich mit der gleichen Missachtung.
Was, zum Kuckuck, hatte ich denn getan
»Komm mit«, forderte Frieda mich auf und brachte mich schnell aus Ant Eaters Reichweite. Mindestens zwanzig Augenpaare starrten mich an. Die Hexen hatten ihren Festschmaus unterbrochen, um sich die Darbietung nicht entgehen zu lassen. Frieda zog mich durch die Menge und zurück in die Küche.
In riesigen Töpfen brodelten Schmorgerichte und Soßen. In einer mit Rostflecken übersäten Spüle stapelten sich Berge von schmutzigem Geschirr. Bob lud gerade ein gegrilltes Eichhörnchen auf eine saubere
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